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0055 - Die Nacht der gelben Kutten

0055 - Die Nacht der gelben Kutten

Titel: 0055 - Die Nacht der gelben Kutten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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flammende Gestalt, und Manika wußte, daß er alle Gewalt über sie haben würde.
    »Ist sie es?« fragte der Shuri mir rauher Stimme.
    »Ja, Erhabener«, gab Batak zur Antwort. »Ich bringe dir Manika, die jüngste der Raja-Töchter.«
    »Gute Arbeit«, lobte der Große Shuri. »Ich habe dir ihre Schwester Sita versprochen, und ich halte mein Wort. Nimm sie dir, wenn wir im Tempel sind.«
    Als Manika den Namen ihrer Schwester hörte, konnte sie ein Wimmern nicht mehr unterdrücken. Aber der Shuri ließ ihr keine Zeit für ihren Kummer. Mit einer weit ausladenden Bewegung warf er das kleine Stoffbündel auf den Boden.
    »Zieh das Tanzgewand an«, sagte der Shuri. »Du wirst meine Lieblingssklavin sein, denn du bist die jüngste und die schönste von allen meinen Mädchen. Und du sollst tanzen und deinen Körper drehen, wie es kein Mädchen zuvor gemacht hat. Lerne den Tempeltanz und die Freuden des Tempels, und es wird dir gut gehen. Los, Batak, hilf ihr!«
    Der Shuri ließ diesem Befehl das dreimalige harte Klatschen der Peitschenriemen folgen.
    Manika wußte, daß sie dem Herrscher der Furien ausgeliefert war.
    Sie bückte sich und hob das Stoffbündel auf. Es waren zwei Teile aus feiner, weicher, durchsichtiger Seide. Ein kunstvoll bestickter Seidenschal, wie die Tempeltänzerinnen ihn sich um den Oberkörper banden. Und ein langes, dünnes Gewand, das als Rock dienen sollte.
    Manika erschauerte. Sie konnte sich vorstellen, wie aufreizend und den Blicken freigegeben ein Mädchen in diesen dünnen Gewändern wirken mußte.
    Sie wollte die seidenen Tücher einfach über Rock und Bluse streifen.
    Aber da lachte der Shuri höhnisch auf.
    »Nicht so, Manika! Du wirst meine Tänzerin sein, und der Shuri muß sehen können, was vor ihm tanzt. Erst die einen Kleider herunter, und dann die Tanzkleider angezogen. Ich befehle es.«
    Widerwillig begann das junge Mädchen, sich zu entkleiden. Sie stellte sich mit dem Gesicht so zum Wasserfall, daß Shuri und der falsche Mönch ihre Vorderpartie nicht sehen konnten.
    Dann löste sie schnell ihre Bluse, warf sie zu Boden und raffte den feinen seidenen Schal an sich. Sie drehte ihn geschickt so, daß der Stoff in mehrere Schichten zu liegen kam. Dann band sie den Stoffstreifen um ihre Brüste.
    Der Shuri wurde ungeduldig.
    »Schneller!« kommandierte er. »Du sollst das Tanzen lernen. Die Gelben Furien werden dich einweihen in die Geheimnisse der Freudentänze. Also beeile dich!«
    Rot vor Scham schlüpfte Manika aus ihren Röcken. Ein kunstvoll gewundenes Tuch bildete das einzige Bekleidungsstück ihres Unterleibes. Es saß eng wie ein kleiner Slip, und Manika wußte, wie die Augen des Großen Shuri darauf ruhten.
    »Herunter mit dem Ding!« befahl er. »Im Tempel unter den Wassern werden nur die Tanzhüllen geduldet. Kein anderes Kleidungsstück ist dort erlaubt. Du wirst gehorchen, Manika, oder du wirst meine Peitsche spüren.«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf.
    Das nächste geschah schneller, als sie denken oder es beobachten konnte. Mit einer schnellen Bewegung riß der Shuri die Peitsche hoch und ließ sie im gleichen Augenblick niedersausen.
    Die scharfen Riemen rissen Manikas letzte Hülle in zwei Teile. Sie fielen zu Boden.
    Sekundenlang stand das Mädchen in seiner Blöße vor dem Shuri, unfähig zum Handeln.
    Dann griff sie nach dem dünnen Seidenstoff, um sich wenigstens notdürftig einzuhüllen und zu bekleiden.
    »Hinein in den Tempel!« schrie der Shuri.
    Aber Manika stand unbeweglich.
    Da hob sich noch einmal der Arm des Shuri, und seine Peitsche sauste zum zweitenmal nieder. Drei rote Striemen zeichneten sich über dem Nabel des Mädchens ab.
    Es war nicht so sehr der Schmerz, der Manika aufschreien ließ. Es war die Brutalität des Shuris, die Demütigung, die ihr den Schrei aus der Kehle herauspreßten.
    Der Schrei war lang und setzte sich in vielen Echos fort. Sekundenlang brach es aus dem Mädchen heraus, so stark, so gepeinigt, so hilflos, daß Batak und der Shuri nur diesen Schrei hörten, der sogar das Rauschen des stürzenden Wasserfalles übertönte.
    Es war der Schrei, den Zamorra, Nicole und ihr Führer Shandri, der junge Tamile, selbst in der Entfernung von mehr als zwei Kilometern hörten.
    ***
    Shandri, der junge Tamile, führte Zamorra und Nicole Duval sicher auf die Höhe des Berges im Regenwald. Der Professor hatte bald erkannt, daß ihr junger Begleiter sich im Dschungel auskannte wie auf den Straßen seiner Heimatstadt.
    Ab und zu konnte er

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