0055 - Todeszone London
fragte ich den Professor.
»Nein, nur das Amulett.«
»Willst du meine Waffe haben?«
»Silberkugeln?«
»Ja.«
Zamorra nickte. Ich gab ihm die Beretta. Jetzt verließ ich mich auf den geweihten Dolch und auf mein Kreuz, das an einer silbernen Kette befestigt um meinen Hals baumelte. Suko war schon vorgegangen. Aus dem Schacht quoll es ihm entgegen. Ein regelrechter Berg von Pflanzen. Sie schimmerten nicht nur grün, sondern auch braun und rot. Rot in allen Farbnuancen. Hellrot, dunkelrot, bis hin zum blassen Rosa.
Dämonische Pflanzen, Teufelswerk. Hart hielt ich den Griff des Dolches umklammert. Ich war bereit, mit ihm wie ein Dschungelkämpfer zu fighten.
Und dabei sollte mir das Messer helfen.
Suko hatte einen Vorsprung gewonnen. Ich folgte ihm, und Zamorra bildete den Schluß. Schußbereit hielt er meine Beretta in der rechten Hand.
Suko hatte die Dämonenpeitsche schon ausgefahren. Die drei magischen Schnüre berührten den Boden.
Noch…
Dann aber holte Suko aus. Ich blieb unwillkürlich stehen und hielt den Atem an, als die drei Peitschenriemen in das magische Gewächs hineinfegten.
Suko begleitete den Schlag mit einem Schrei.
Und die Peitsche riß ein Loch. Sie fetzte eine regelrechte Bresche in die mörderische Pflanzenwand. Wo die Peitsche getroffen hatte, verkohlten die Pflanzen, und es blieben nur schwarze, qualmende Reste und Strünke übrig.
Der Chinese drehte sich um und winkte. »Kommt!« schrie er. »Wir packen es!«
Jetzt gab es auch für uns kein Halten mehr. Während Suko vorging und mit der Peitsche immer größere Breschen schlug und sich einen Tunnel bahnte, folgten wir ihm auf dem Fuß. Doch die Pflanzen erholten sich rasch. Lange, tentakelartige Gebilde peitschten von beiden Seiten auf uns zu, aber da war ich mit meinem magischen Dolch zur Stelle.
Die Klinge blitzte auf, und eiskalt kappte ich die Lianen. Wenn das Silber sie berührte, fielen sie ab und verdorrten. So wollte ich es haben.
Wir kämpften uns weiter durch die grüne Wand.
Kaum vorstellbar, daß sie bis zur Decke reichte und immer noch weiter aufquoll.
Etwas fiel von oben herab. Suko hatte es nicht mit der Peitsche berührt.
Meine Hand zuckte hoch.
Blitzschnell durchteilte die Klinge den Pflanzenarm. Vor mir klatschte er zu Boden.
Dann aber passierte es.
Sukos rechter Fuß verfing sich in einer grünen Schlinge.
Alles ging so rasch, daß der Chinese das Gleichgewicht verlor und zu Boden fiel.
Sofort griffen die Pflanzen an.
Eine umklammerte Sukos Arm. Es war der rechte, ausgerechnet der, der die Dämonenpeitsche hielt. Gleichzeitig schob sich ein Tentakel auf Sukos Kopf zu.
Zamorra erfaßte die Situation sofort. Hinter mir blaffte ein Schuß auf.
Die silberne Kugel zerriß den Tentakel, noch bevor er Sukos Kopf erreichte.
Damit bewies Zamorra, daß er nicht nur ein hervorragender Wissenschaftler, sondern auch ein ausgezeichneter Schütze war.
Ich hechtete vor und zerschlug den Fangarm, der Suko festhielt.
»Danke«, sagte mein Partner und richtete sich auf.
Die Treppe hatten wir schon hinter uns gelassen, und wir waren bereits durch den Pflanzenberg.
Zwei Sekunden später standen wir in der U-Bahn-Station. Ich blickte mich um.
Am Gleis stand ein Zug. Die Türen waren nicht geschlossen, ich konnte durch die Wagen schauen.
Durch leere Wagen.
Aber ich sah die Fahrgäste.
Etwa dreißig Menschen standen mit dem Rücken dicht an die gekachelte Wand gepreßt. Auf ihren Gesichtern spiegelte sich das Grauen wider, das sie in den letzten Minuten empfunden hatten.
Rasch lief ich an dem abgestellten Zug vorbei. Die Gefahr war noch nicht gebannt.
Die Pflanzen krochen weiterhin aus den Gullys und Abflüssen. Ich entdeckte sie, als ich das Ende des Zuges erreicht hatte.
Ein Gullydeckel war weggesprengt. Lange Arme krochen aus der Öffnung und nahmen sofort Kurs auf die Menschen. Suko überholte mich.
Mit der Dämonenpeitsche fegte er die Tentakel zur Seite, so daß nur verkohlte Reste zurückblieben.
Die verängstigten Menschen starrten uns an wie Geisteskranke. Sie schienen nicht begreifen zu können, daß wir Mittel besaßen, um mit den Pflanzen aufzuräumen.
Ich lächelte den Fahrgästen zu.
Unter ihnen sah ich Frauen und Kinder. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn sie in die Gewalt dieser Horror-Pflanzen geraten wären.
Meiner Meinung nach besaßen die Pflanzen eine gewisse Intelligenz. Ihr Vorgehen allein zeugte schon davon. Sie waren nicht direkt auf die Menschen losgegangen, sondern
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