Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0055 - Todeszone London

0055 - Todeszone London

Titel: 0055 - Todeszone London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
war mehr ein Tätscheln, aber aus Erfahrung wußte sie, daß diese Methode fast immer Wirkung zeigte.
    Auch bei der Frau.
    Verwirrt öffnete sie die Augen, sah Nicoles Gesicht über sich und preßte das Kind an ihre Brust.
    »Wir müssen weg«, sagte Nicole.
    »Ich – ich war ohnmächtig, nicht wahr?«
    »Ja.«
    Die Frau schluckte. »Es kam alles so plötzlich, wissen Sie. Ich konnte nichts dagegen machen. Bitte entschuldigen Sie.«
    Wenn jemand für die Frau Verständnis hatte, dann Nicole. »Es ist doch ganz natürlich, was Ihnen passiert ist. Kommen Sie, ich nehme das Kind. Ein Mädchen?«
    »Ja.«
    Für einen Augenblick leuchteten die Augen der Frau auf. Da war der Schrecken überwunden.
    Die Frau war etwas älter als Nicole. Sie hatte blondes Haar, ein rundes Gesicht und zahlreiche Sommersprossen auf der Haut. Sie trug ein zweiteiliges blaues Kleid mit einem modernen Blümchenmuster.
    Nicole sagte ihren Namen.
    »Ich heiße Maggie Prince.«
    »Ich sage einfach Maggie«, lächelte Nicole.
    »Und ich Nicole.«
    Die banalen Worte taten beiden gut. Sie lenkten sie von der schlimmen Wirklichkeit für einen Moment ab.
    Maggie Prince stemmte sich hoch. Nicole wollte ihr helfen, doch sie schüttelte den Kopf. »Nein, etwas möchte ich selbst machen.«
    Ziemlich wacklig blieb sie stehen. Nicole gönnte ihr einige Sekunden zum Ausruhen. Das Baby hatte sich beruhigt. »Ich wundere mich, daß Karen nicht mehr schreit«, sagte ihre Mutter.
    »Seien wir froh.«
    »Wenn nur mein Mann hier wäre…«
    Nicole schüttelte den Kopf. »Denken Sie jetzt nicht an Ihren Mann, Maggie. Sie selbst sind jetzt im Augenblick wichtiger.«
    »Ja, natürlich.«
    »Da der Fahrstuhl defekt ist, müssen wir die Treppe nehmen«, sprach Nicole weiter. »Ich werde vorgehen. Können Sie wieder das Kind zurücknehmen?«
    »Bitte.«
    Nicole Duval wurde die kleine Karen los und ging vor. Die Treppe war ziemlich breit, hatte keine engen Kehren, sondern zwischen den einzelnen Aufgängen breite Absätze.
    Nicole nahm die Stufen sehr vorsichtig. Sie hielt sich dabei immer dicht an der Wand, denn mit bösen Überraschungen mußte man in diesem Hotel stets rechnen.
    Es war ruhiger geworden. Keine panikerfüllten Stimmen mehr und keine Schreie.
    Hatten die Gäste bereits das Hotel verlassen?
    Eine schreckliche Vorstellung.
    Hin und wieder warf Nicole Duval einen Blick zurück und schenkte Maggie Prince ein aufmunterndes Lächeln.
    Die Frau lächelte zurück.
    Karen schlief wieder. Sie hatte ihren kleinen Daumen in den Mund gesteckt und nuckelte daran.
    Bis zur ersten Etage ging alles gut.
    Dann blieb Nicole ruckartig stehen.
    Die vier letzten Stufen wurden bereits von den Horror-Pflanzen überwuchert. Wie ein Spinnennetz hatten sie sich auf der Treppe verteilt, bewegten sich, dehnten sich aus und krochen schon über die anderen Stufen.
    Es wurde gefährlich.
    Maggie bekam es mit der Angst zu tun.
    »Da kommen wir nie vorbei«, schluchzte sie.
    »Keine Panik!« zischte Nicole.
    Sie warf einen Blick nach links und erkannte, daß die grünen, schlangenartigen Gewächse auch das Treppengeländer erobert hatten. Wie Stricke wanden sie sich um den polierten Handlauf.
    Es gab für die beiden Frauen keine andere Möglichkeit. Wenn sie entkommen wollten, mußten sie die letzten Stufen überspringen, noch bevor sich die Pflanzen um ihre Beine wickelten.
    Aber es mußte sofort geschehen.
    »Springen!« rief Nicole über die Schulter zurück. »Wir müssen springen, Maggie!«
    »Und das Kind?«
    Ja, verflixt. Nicole Duval nagte auf der Lippe, während die Pflanzen immer weiterkrochen. Dann sagte sie: »Geben Sie mir die Kleine, Maggie. Ich müßte es schaffen.«
    Nicole lief zwei Stufen höher und nahm der jungen Mutter das Kind ab.
    Sie preßte die Kleine mit der linken Hand fest an sich, überlegte erst gar nicht mehr, lief die Stufen hinab, gab sich Schwung und stieß sich dann ab.
    Nicole sprang die letzten vier Stufen hinunter und beglückwünschte sich dazu, Schuhe mit flachen Absätzen angezogen zu haben. Sie kam gut auf, knickte nicht um, sondern fing den Schwung wunderbar ab.
    Auf der Stelle wandte sie sich um. »Und jetzt Sie, Maggie. Springen Sie…«
    Maggie zögerte noch.
    »Schnell!« rief Nicole, denn sie sah, daß sich einige Pflanzen bereits aufrichteten, um ihr Opfer noch mitten im Sprung zu erwischen.
    Vielleicht war es Nicoles warnende Stimme, vielleicht auch die Sorge um das Kind, auf jeden Fall stieß sich Maggie Prince kraftvoll ab und sprang auf

Weitere Kostenlose Bücher