0055 - Todeszone London
waren die Scheiben fast aller Geschäfte zerstört, und die grüne Masse walzte und rollte weiter.
Sukos Peitsche bewirkte wahre Wunderdinge. Er schlug Breschen, und auch Zamorras Amulett zerstörte die grüne Gefahr, wo sie auftrat.
Die beiden Männer kamen gut durch.
Aber es ging auch Zeit verloren.
Aus dem Keller vernahmen sie Geräusche. Stimmen und Rufe. Dort mußten sich die Menschen befinden.
»Da, die Tür!« rief Suko und deutete auf den zerstörten Kellerzugang, wo sich die mordgierigen Pflanzen bereits die Treppe nach unten gewälzt hatten.
Suko schlug zu.
Zamorra kämpfte.
Sie erreichten die Kellerräume.
Und Zamorra war es, der wie weiland Phönix aus der Asche aus dem grünen, höllisch gefährlichen Dschungel auftauchte und plötzlich in dem großen Raum stand, wo sich die Menschen verkrochen hatten.
Zamorra sah die Frau am Boden liegen.
Und die Pflanzen in ihrer unmittelbaren Nähe.
Sein Herz übersprang einen Schlag.
»Nicole!« schrie er. Sein Schrei brach sich an den kahlen Wänden des riesigen Kellers wider.
Nicole Duval war zu schwach, um den Kopf zu heben. Im Unterbewußtsein glaubte sie, die Stimme Zamorras zu hören, aber sie zeigte keinerlei Reaktion.
Dafür aber der Parapsychologe.
Er stürmte vor, und bevor die verdammten Pflanzen Nicole Duval umfassen konnten, war er bei ihr.
Das Amulett schoß grelle Blitze. Es räumte furchtbar mit der Pflanzenpest auf.
Die letzten beiden Strahlen waren die wertvollsten. Die trafen die Pflanzenarme, die sich soeben über Nicole Duval stülpen wollten.
Genau in der Mitte wurden sie zerrissen und verkohlten. Aber noch etwas anderes geschah. Zamorra sah es mit Schrecken. Die Strahlen aus seinem Amulett fuhren nicht nur auf die Pflanzen zu, sondern auch auf Nicole Duval. Die junge Französin war plötzlich von einer gleißenden Lichtaura umgeben.
Nicole schrie. Ihr Körper bäumte sich auf.
Kopfschüttelnd und fassungslos stand Professor Zamorra daneben. Er begriff nicht. Oder war Nicole etwa… Zamorra wollte es nicht glauben. »Nein«, flüsterte er, doch die Tatsachen sprachen dafür.
Dann verblaßte die Lichtaura.
Nicole lag vor Zamorra. Blaß im Gesicht, erschöpft – aber normal.
Zamorra ging neben seiner Sekretärin in die Knie. Seine Hände umfaßten ihre schmalen Schultern. Er suchte ihren Mund, ihre Augen.
»Nicole – Nicki…«
Da lächelte sie. Und dieses Lächeln war für Professor Zamorra das schönste Dankeschön seit langem.
»Du…«, Nicole wollte hoch, und der Parapsychologe half ihr dabei. »Wie bist du hierhergekommen?«
»Das erzähle ich dir alles später.« Er beugte seinen Kopf hinunter und küßte sie auf den kirschroten Mund.
»Da ist noch was«, sagte Zamorra dann.
Suko nickte. »Ich weiß. John Sinclair.«
***
So gut ging es mir allerdings nicht. Für Suko und Zamorra war der Fall vorbei, ich stand noch im Finale.
Quintus Peters war zu einer regelrechten Horror-Figur geworden. Halb Mensch, halb Pflanze.
Dort, wo ihn meine Silberkugel an der Schulter gestreift hatte, zeigte sich verdorrtes, schwarzes Astwerk, das an Asche erinnerte. Der Mund war eine klaffende Höhle in seinem entstellten, grün schimmernden Gesicht.
Seine Arme bewegten sich wie die Flügel einer Windmühle. Er wollte mir die Waffe aus der Hand schlagen, da feuerte ich. Die Kugel bohrte sich in das Pflanzenwerk. Genau in dem Moment, als er vorsprang.
Er wäre noch mit seinem Körper gegen mich geprallt, doch ich trat blitzschnell zur Seite. Peters stürmte an mir vorbei und durch die offen stehende Tür in den Anbau hinein.
Der Pflanzenmensch konnte seinen Schwung nicht mehr bremsen. Ich hatte den Kopf gedreht und sah, wie er kopfüber in den Teich stürzte.
Und dort tobten die rasend gewordenen Krokodile. Das Wasser schäumte auf.
Ich biß die Zähne zusammen, schloß die Augen und drückte die Tür zu. Quintus Peters ereilte das Schicksal, das er mir zugedacht hatte.
***
Ich fuhr zum Hilton.
Dort war der Teufel los. Scheinwerfer strahlten das Gebäude an. Polizisten hatten einen engen Ring um das Hotel gezogen, so daß selbst ich Mühe hatte, hindurchzukommen.
Im Foyer entdeckte ich Zamorra, Nicole Duval und Suko. Als ich eintrat, flog ein erleichtertes Lächeln über drei Gesichter. Dann lagen wir uns in den Armen.
»Alles okay?« fragte der Parapsychologe.
Ich nickte.
»Dann kann ich ja endlich in den nächsten Tagen einkaufen gehen«, sagte Nicole, und wir wußten nun, daß auch sie den Fall überstanden hatte,
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