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0055 - Todeszone London

0055 - Todeszone London

Titel: 0055 - Todeszone London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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entspannte.
    Und dann die Berührung!
    Ja, das mußte es gewesen sein. Die Berührung durch den Pflanzenarm hatte die Verwandlung ausgelöst. Der Keim war gelegt worden. Die dämonische Saat ging auf.
    Auch bei ihr…
    Sie dachte an den Toten im Fahrstuhl, dessen Haut völlig verdorrt gewesen war. Sollte ihr nun das gleiche Schicksal bevorstehen? War sie ebenfalls dazu verdammt, eine Nahrung der teuflischen Pflanzen zu werden? Würden sie ihr ebenso das Leben aussaugen?
    Nicoles Herz schlug schneller. Ging es ihr nicht schon schlechter? Fühlte sie sich nicht schon elend? Kamen keine Schwindelgefühle? Nicole redete sich da etwas ein, doch schließlich war sie sicher.
    Unsinn! Wenn sie jetzt die Nerven verlor, war alles aus. Dann konnte sie sich gleich begraben lassen.
    Nicole Duval bewegte ihre Finger. Das Blatt knisterte zwischen den Kuppen. Sie fühlte auch den Saft, der austrat und ihre Fingerkuppen benetzte.
    Die junge Französin gab sich einen innerlichen Ruck und riß das Blatt kurzerhand ab. Dann zog sie ihre Hand zurück, ließ das Blatt zu Boden fallen und drehte den Absatz darauf. Nicole atmete tief durch. Die Erleichterung wich jedoch einer gewissen Unruhe, als sie bei der nächsten Berührung feststellte, daß der Stengel noch im Fleisch der Schulter steckte.
    Die Pflanze würde wachsen. Darüber war sich Nicole völlig im klaren.
    Maggie Prince stieß sie an. Die junge Frau hatte sich neben Nicole Duval gesetzt.
    »Glauben Sie, daß wir eine Chance haben?« fragte sie.
    Nicole lächelte. »Ich hoffe es zumindest.«
    Ihr rechter Nachbar hatte die Worte mitbekommen. »Nein«, sagte er, »wir haben keine Chance. Alles ist vorbei, zu spät – vergessen Sie es.« Er wandte Nicole sein Gesicht zu.
    Zamorras Sekretärin erkannte an dem fiebrigen Blick, daß der Mann nicht mehr Herr seiner Sinne war. Der unheimliche Pflanzenwuchs hatte ihn zu sehr geschockt, das Grauen war in sein Leben getreten, und er konnte es nicht verkraften. »Sie sollten den Mut nicht sinken lassen«, sagte Nicole.
    Er kicherte hohl. »Mut? Woher soll ich ihn nehmen, den Mut? Nein, wir sitzen hier fest.«
    Nicole Duval drehte den Kopf zur Seite. »Seien Sie ruhig!« sagte sie scharf. »Wollen Sie die Menschen hier verrückt machen?«
    »Verrückt? Wir sind schon verrückt. Wir alle sind wahnsinnig oder werden es noch. Das ist der Vorhof zur Hölle, in dem wir sitzen. Der Teufel kommt. Der Weltuntergang ist nahe!« Er sprang plötzlich auf, reckte beide Arme der Decke entgegen und schrie weiter.
    Kinder, die bisher geschlafen hatten, wurden wach und begannen zu weinen.
    Einem der Männer wurde es zuviel. Von hinten schlug er dem Schreier die Hand in den Nacken.
    Der Mann zuckte zusammen. Seine Stimme verstummte, das Gesicht verzerrte sich, dann fiel er auf die Knie.
    Der Mann, der ihn geschlagen hatte, stand über ihm. »Reicht das?« blaffte er den am Boden Liegenden an. Dessen Körper bewegte sich unter leisem Lachen.
    »Und doch wird der Teufel kommen«, gurgelte er. »Ganz bestimmt sogar…«
    »Willst du noch was vor die Rübe haben?« zischte der Schläger.
    »Lassen Sie ihn!« mischte sich Nicole Duval ein. »Der Mann ist krank, das sieht man doch!«
    »Wenn der krank ist, bin ich der Kaiser von China. Shit. Jetzt hängt man hier in dem Loch und kommt nicht raus.« Der Mann verzog sein Gesicht. »Aber ich bleibe nicht hier hängen. Ich nicht.« Er schaute sich wild um. »Ich gehe. Wer kommt mit?«
    Als sich niemand meldete, trat er mit dem Fuß auf. »Keiner? Ihr feigen Säcke, ihr…«
    Protestgemurmel wurde laut, als der Kerl mit seinen Beschimpfungen fortfuhr. Und schließlich hatte auch niemand etwas dagegen, daß er tatsächlich ging.
    Sie hörten ihn noch lange schimpfen.
    Dann knallte eine Tür zu.
    »Den sehen wir nicht mehr wieder«, flüsterte Maggie Prince. »Was meinen Sie, Nicole?«
    »Ich weiß nicht…«
    Es war still geworden, und es schien, als würde jeder auf ein bestimmtes Ereignis warten und lauschen.
    Das Ereignis trat ein.
    Plötzlich hörten sie einen Schrei.
    Dann war es still.
    »So wird es uns allen ergehen«, sagte eine alte Frau und begann zu weinen.
    Niemand war da, der sie tröstete. Voller Bangen warteten die Eingeschlossenen ab, was weiterhin geschehen würde…
    ***
    Wir hatten die U-Bahn-Station verlassen und waren zu unserem Wagen gegangen.
    Die meisten Personen, die wir sahen, waren Polizisten. In Zweierstreifen marschierten sie durch die Straßen auf der Suche nach den mordgierigen Pflanzen.

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