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0057 - Der Höllenschlund

0057 - Der Höllenschlund

Titel: 0057 - Der Höllenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hrdinka
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Schauerlichste daran war, dass sich die normale Wand von dem Zeitloch nicht mehr unterschied, denn mit einem Male verschwanden die blitzenden Ränder.
    Der Übergang von der dritten Dimension in eine andere schien sich gefestigt zu haben. Plötzlich schwebte aus der Mauer ein nebelhaftes Etwas, stieß Barrow zurück.
    Jäh ließ der Sog nach.
    Der Professor war nahe daran, ohnmächtig zu werden. Die Lungenflügel schmerzten, vor seinen Augen drohte es schwarz zu werden.
    Er blieb einige Minuten lang regungslos liegen.
    Barrow war unfähig, sich zu bewegen. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Er konnte sie nicht ordnen, da sich so vieles auf einmal in sein Gehirn gedrängt hatte.
    Unfassbares war geschehen!
    Irgendetwas oder Irgendwer hatte ihn gerettet! Sonst wäre er unweigerlich in die andere Dimension geglitten.
    Ethel? War sie es?
    Oder Charles?
    Jonathan Barrow wusste, dass er diese Frage nie beantworten können würde.
    Als er sich dann keuchend erhob und wankend auf den Beinen stand, stellte er fest, dass die kahle Glühbirne, die den Raum ansonsten erhellte, von herabgefallenem Schutt zerstört worden war.
    Hastig suchte er nach Kerzen und Streichhölzern. Als endlich zwei Flammen die Finsternis erhellten, blickte er auf die Uhr.
    Fünf nach eins!
    Er nahm einen herumliegenden Stein und warf ihn gegen die Stelle, wo noch vor wenigen Sekunden das Zeitloch geklafft hatte.
    Der Stein flog durch die Wand und verschwand im Nichts…
    ***
    Ein regnerischer Morgen lag über dem wilden urwüchsigen schottischen Bergland.
    Nachdem Professor Zamorra, Bill Fleming und Nicole Duval nach einem ruhigen Flug in Schottland gelandet waren, standen sie nun bei einer Leihwagenfirma, um einen Wagen auszuwählen.
    »Da haben wir uns ja ein schönes Wetter ausgesucht!«, maulte Bill Fleming und zeigte auf einen mausgrauen Taunus. »Der wäre nicht schlecht!«, setzte er beiläufig hinzu.
    »Bei unserem Job kann man sich den Urlaub nicht aussuchen, man muss ihn nehmen, wie er kommt!«, erwiderte Zamorra.
    In diesem Augenblick hatte Nicole einen silbergrauen Scirocco entdeckt. Sie lief begeistert darauf zu.
    »Hier, sieh mal, der gefällt mir!«, rief sie dabei Zamorra zu.
    Sie hatte den Professor in punkto Frisur nicht enttäuscht. Heute trug sie das kurze blonde Haar zu kleinen Löckchen gerollt. Bill hatte sie deshalb scherzhaft als ›Rollmops‹ bezeichnet.
    »Okay, wenn du meinst!«, sagte Zamorra. »Der Wagen gefällt auch mir, wir nehmen ihn!«
    »Ich protestiere!« Bill Fleming blickte entsetzt in den Innenraum des Leihwagens. »Wenn ihr denkt, ich setze mich in den Fond, dann habt ihr euch aber getäuscht. Da ist gerade Platz genug für ein Kind!«
    »Du wirst dich eben einschränken müssen!«, schmunzelte Zamorra.
    »Warum nehmen wir nicht den Taunus?«
    »Weil Nicole der Scirocco besser gefällt, Bill!«
    »Aber…«, wollte Fleming einwerfen.
    »Ladies first!«, unterbrach ihn der Professor und füllte die nötigen Unterlagen aus. Nicole lächelte ihm dankbar zu.
    Wenig später hatte sich Bill in den Fond gezwängt. Er maulte mürrisch vor sich hin.
    »Wenn wir uns beeilen, sind wir bis Mittag in Wilbury!«, meinte Zamorra und ließ die Kupplung kommen.
    Mit einem unsanften Ruck setzte sich der Wagen in Bewegung.
    »Herrlich!«, rief Nicole aus, als Zamorra das Coupé über die Pflasterstraße sausen ließ.
    Bill zählte inzwischen die Beulen an seinem Kopf, die er sich ständig an dem Dach des Sportwagens stieß.
    ***
    »Willy?«
    »Ja, Daddy?«
    »Du hast ja heute gar nicht dein Frühstück aufgegessen!«, sagte Frank Coburn zu seinem Sohn und wunderte sich darüber, dass noch eine Scheibe Brot auf dem Teller lag, da Willy ansonsten immer alles aufaß.
    »Ich hab heute keinen Hunger!«
    »Dann mach mal, dass du in die Schule kommst!«, forderte ihn seine Mutter auf, während sie begann, das Geschirr wegzuräumen.
    »Okay! Daddy?«
    »Ja, was willst du noch?«
    »Hast du gestern Nacht noch den hellen Schein in Barrows Haus gesehen? Ich dachte es brennt ab!«
    »Ja, habe ich. Wahrscheinlich war es das Flackern einer Glühbirne, die in den letzten Zügen lag.«
    »Weiß nicht!«, sagte der Junge zweifelnd.
    Er holte die Schultasche aus dem Zimmer, zog sich den Wintermantel an.
    »Sei schön brav in der Schule, hörst du!«, rief ihm Frank Coburn noch nach.
    »Bis Nachmittag!«, rief Willy, dann knallte die Tür hinter ihm ins Schloss.
    »Ich habe heute so ein ungutes Gefühl, Frank!«
    »Ich auch, Martha!

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