0057 - Die Zombies
lassen.
Trotzdem war er einer unserer Feinde, denn Myxin stand auf der anderen Seite. Er war kein Mensch, sondern ein Dämon. Das durfte man nie vergessen.
Er sprach uns an. »Ihr könnt eure Waffen stecken lassen«, sagte er. »Silberkugeln kitzeln mich nicht einmal.«
»Ich weiß.«
»Dann ist es ja gut. Laß uns miteinander reden, Sinclair!«
»Was willst du?« fragte ich.
Er wich mir aus. »Hat dir die Dämonenpeitsche schon gute Dienste erwiesen?«
»Das hat sie.«
»Aber der Schwarze Tod lebt immer noch.«
Ich lächelte. »Wir dachten, daß es dir gelingen würde, ihn zu besiegen.«
»Ich bin dabei.«
»Welch löblicher Vorsatz.«
Er schüttelte den Kopf. »Du solltest nicht spotten, John Sinclair. Die Lage ist zu ernst.«
»Was hast du vor?«
»Zwischen dem Schwarzen Tod und mir bahnt sich langsam eine Entscheidung an. Der See hier ist zu einem Kampfplatz auserwählt worden. Ich werde diesen Stützpunkt des Schwarzen Todes noch in der folgenden Nacht für alle Zeiten vernichten. Meine Diener stehen schon bereit.«
Ich nickte hastig. »Das glaube ich dir gern, Myxin. Mein Freund und ich haben sie schon kennen gelernt.«
»Du irrst dich, John Sinclair. Ich habe euch auf dem See beobachtet. Die Untoten dort waren oder sind nicht meine Getreuen. Sie hören auf den Schwarzen Tod und sind meine Feinde. Eigentlich müßte ich dir sogar dankbar sein, daß ihr einige getötet habt.«
»Wer sind deine Diener?«
»Versuche nicht, dies herauszufinden, Geisterjäger. Dieser Kampf geht nur den Schwarzen Tod und mich etwas an. Halte du dich heraus. Diese Warnung gebe ich dir.«
»Und wenn unschuldige Menschen mit hineingezogen werden?« fragte ich.
»Haben sie Pech gehabt.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Myxin, wir werden uns nicht heraushalten, sondern kämpfen. Verlaß dich drauf. Ich glaube, du kennst mich immer noch nicht.«
»Es war ein Rat, John Sinclair!«
Als er meinen Namen aussprach, wurde seine Gestalt bereits durchsichtig.
Dann löste sie sich so rasch auf, wie sie erschienen war. Ein letzter Hauch noch, und sie war verschwunden.
Bill und ich standen allein im Kellerraum.
Ich drehte mich um.
Long Tom lugte um die Türecke. Er bibberte. »Ist er – ist er weg?« fragte er.
»Ja.«
Long Tom schlich näher. »Wer war das?« flüsterte er und schaute sich vorsichtig um. Wahrscheinlich war er noch nicht davon überzeugt, daß die Luft auch tatsächlich rein war.
»Ein Dämon«, erwiderte ich.
»Kennen Sie ihn?«
Ich nickte.
Bill Conolly übernahm das Wort. »Was meinst du, John, was dieser alte Bruder wohl wirklich wollte?«
Ich hob die Schultern. »Er wollte uns eine Warnung zukommen lassen. Ist doch nett von ihm.«
»Glaubst du das?«
»Nein.«
»Ich auch nicht.«
»Hör zu, Bill«, wandte ich mich an meinen Freund. »Wir beide wissen, daß die andere Seite noch nie mit offenen Karten gespielt hat. Ihre waren immer gezinkt, und ich bin sicher, daß dies auch bei Myxin der Fall ist. Er kennt uns gut genug, um zu wissen, daß wir auf seinen Vorschlag nie eingehen würden. Wenn irgendwie eine Chance besteht, Dämonen zu bekämpfen, dann lassen wir uns diese nicht nehmen. Soweit, so gut. Myxin hat durch seine Worte erreicht, daß wir uns mit doppeltem Eifer in den Kampf stürzen. Er konzentriert sich auf den Schwarzen Tod. Aber da ist noch eine Unbekannte in der Rechnung.«
»Ich weiß.« Bills Gesicht strahlte. »Ogur, dieses Monster.«
»Genau. Ogur gehorcht dem Schwarzen Tod. Myxin kann es nicht ausrechnen oder einschätzen. Er wird nicht genau wissen, wie stark es ist, und er braucht all seine Kräfte und die seiner Diener, um dem Schwarzen Tod und dessen Armee gegenüberzutreten. Also versuchte er, uns auf raffinierte Weise auf Ogur zu hetzen, damit wir uns mit diesem Monster beschäftigen, es ablenken und seine Position damit indirekt stärken. Gar nicht so schlecht ausgedacht. Myxin ist doch ein verdammt raffinierter Bruder.«
»Was er schon oft bewiesen hat«, sagte Bill. »Leider wissen wir noch nicht, was in dieser Truhe steckt.«
»Aber in fünf Minuten«, erwiderte ich und begann damit, die alten Kleidungsstücke zu entfernen.
Zuerst fiel mir ein aus brüchigem Leder bestehender Köcher in die Hände. Er war, an seiner Oberkante mit einem Deckel verschlossen.
Ich öffnete ihn.
Bill Conolly und Long Tom schauten mir über die Schulter hinweg zu.
Ich griff in den Köcher und zog einen silbernen Pfeil hervor.
»Da schlag doch einer lang hin«, flüsterte Bill
Weitere Kostenlose Bücher