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0057 - Finger weg von solchen Sachen

0057 - Finger weg von solchen Sachen

Titel: 0057 - Finger weg von solchen Sachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Kobusch
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daß sie wußte, daß ihr Freund ermordet worden war, wie ihr ja die Krankenschwester leichtsinnigerweise am Telefon gesagt hatte.
    Ich mußte Klarheit in die Geschichte kriegen, mochte es kosten, was es wolle.
    »Hören Sie, Mr. Leccon«, fing ich wieder an, »Ihre Tochter war mit einem jungen Mann befreundet…«
    »Ach, Sie meinen sicher Joe.«
    »Kann sein. Wie heißt er weiter?«
    »Joe Backley.«
    »Joe Backley«, murmelte ich. »Wissen Sie, wo er wohnt?«
    »Nicht genau. Irgendwo in der 94. Straße. Aber Sie finden seine Adresse, beziehungsweise die seiner Eltern, sicher im Telefonbuch.«
    »Gut, ja. Was können Sie mir über die Freundschaft Ihrer Tochter mit diesem Joe Backley erzählen?«
    »Nicht viel. Wir mochten Joe alle sehr gern, weil er ein netter Junge war. Margy hatte ihn irgendwo bei einem Schulfest kennengelernt, sie besuchten ja beide das gleiche College. Das war vor ungefähr zwei Jahren. Margy war damals ein bißchen flatterhaft und fürchterlich amüsierwütig. Sie war jeden Tag woanders. Das änderte sich, seit sie Joe kannte. Wir wußten immer, wo sie war, und daß sie in guten Händen war. Joe war wirklich ein netter Kerl. Ich fürchte, es wird ihn sehr treffen, wenn er es erfährt.«
    »Er kann es nicht mehr erfahren, Mr. Leccon«, sagte ich. »Joe Backley ist tot. Er wurde von einem unbekannten Täter erschossen. Ihre Tochter erfuhr von Joes Tod. Ich könnte mir vorstellen, daß es für sie der Anlaß war…« Leccon atmete tief.
    »Also so ist das«, murmelte er bewegt. »So ist das! Deshalb war Margy so totenblaß, als sie das zweite Telefongespräch führte. Meine Frau sagte nämlich, sie hätte Margy noch nie so erschüttert gesehen. Dann war es wohl so, daß sie bei diesem Anruf von Joes Tod hörte. Jetzt begreife ich endlich. Sie glauben ja nicht, wie ich in den letzten zehn Minuten mein Hirn zermartert habe. Ich fürchtete, ich oder meine Frau hätten Margy unwissentlich einen so schweren Kummer zugefügt, daß sie deshalb… Sie müssen verstehen, ich hätte bis an mein Lebensende keine ruhige Minute mehr gehabt, wenn ich hätte glauben müssen, daß wir vielleicht an ihrem Tod schuld waren. Aber wenn es so ist! Sie hat es wegen Joe getan. Das ist sicher. Die beiden hatten sich sehr, sehr gern. Es war eine unausgesprochene Tatsache, daß sie einmal heiraten würden. Arme Margy, ich hätte ihr so gern gegönnt, daß sie ihren Joe bekommen hätte…«
    Wir schwiegen. Nach einer Weile fragte ich: »Joe war rauschgiftsüchtig. Wußten Sie das?«
    Er starrte mich aus entsetzten Augen an.
    »Das — das ist doch nicht wahr! Das ist doch ganz unmöglich! Joe? Niemals! Ganz ausgeschlossen!«
    »Es ist leider so. Und er wurde, wie gesagt, ermordet. Ich muß den Täter finden. Das ist meine Aufgabe. Sie haben also nie etwas von der Rauschgiftsucht bei Joe bemerkt?«
    »Nein, niemals!«
    »Sie können sich auch nicht daran erinnern, daß Ihre Tochter vielleicht einmal Andeutungen in dieser Hinsicht gemacht hatte?«
    »Nein. Niemals. Darüber ist nie auch nur andeutungsweise gesprochen worden. Auch mit meiner Frau nicht, denn in so einer wichtigen Sache hätte sie es mir bestimmt nicht verheimlicht. Mein Gott, bei Joe so etwas! Das ist… Also, das will nie und nimmer in meinen Kopf!«
    Ich sah ihn an. Er konnte es offenbar noch immer nicht glauben. Dieser Joe schien also doch wohl in seinen Augen ein sehr sympathischer Bursche gewesen zu sein. Das gab zu denken.
    »Hatten Joe und Ihre Tochter gemeinsame Freunde?«
    »Freunde kann man eigentlich nicht sagen. Klassenkameraden, ja. Aber in der Regel waren Margy und Joe lieber allein. Gott, man weiß ja, wie das ist, wenn man jung und verliebt ist. Was braucht man da andere Leute, nicht wahr?«
    »Ja, ja, ich verstehe, was Sie meinen.«
    Harper schaltete sich ein.
    »Sind Ihre Tochter und dieser Joe regelmäßig zu irgendwelchen Veranstaltungen gegangen? Haben Sie regelmäßig gewisse Lokale besucht?«
    »Sie gingen jeden Freitag in die Milton Hall tanzen.«
    Ich registrierte es in meinem Gedächtnis.
    »Wie war es mit Geld?« fragte ich. »Ist Ihnen bekannt, ob sich Joe einmal in Geldverlegenheit befand? Hat er Ihnen gegenüber…?«
    »Er hat nie von mir Geld geliehen, wenn Sie das meinen. Wie es mit Margy war, weiß ich nicht. Sie bekam von mir jede Woche zehn Dollar Taschengeld, von dem sie aber alle kleineren Ausgaben für sich selbst bestreiten mußte. Was Sie mit diesem Geld angefangen hat, weiß ich natürlich nicht. Aber es ist

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