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0057 - Finger weg von solchen Sachen

0057 - Finger weg von solchen Sachen

Titel: 0057 - Finger weg von solchen Sachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Kobusch
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vielleicht längst ein neues Verbrechen verübt hatte. Ich konnte nur geduldig meinen Fäden nachgehen, die ich wie eine Spinne ausgelegt hatte in der Hoffnung, daß sich der Mörder in diesem Netz fangen werde.
    Es dauerte unendlich lange, bis ich endlich auf einem Parkplatz halten konnte, der in der Nähe des Hauses lag, in dem das Mädchen wohnte. Dann ging ich langsam den Weg zurück zu dem Wolkenkratzer, in dem das Mädchen wohnen mußte, wenn die Adresse stimmte, die sich der Junge in seinem Notizbuch aufgeschrieben hatte.
    Schon von weitem war es mir, als ob vor dem Haus ein paar Fahrzeuge der Stadtpolizei stünden. Aber immer wieder schob sich die Menge der Fußgänger auf dem breiten Bürgersteig zwischen den Autos und meinem Blick.
    Endlich hatte ich mein Ziel erreicht. Ich blieb direkt neben der Tür eines Funkstreifenwagens der City Police stehen. Ich sah mich um. Hinter meinem Rücken pulsierte der unaufhörliche Strom des Verkehrs, und niemand hatte Zeit, sich um das zu kümmern, was hier geschehen war.
    Ich sah eine dunkle Lache etwa sechs Schritte von der Hauswand. Jemand hatte Sägespäne darübergestreut, und die Späne hatten sich rotbraun gefärbt.
    Während ich mir langsam eine Zigarette ansteckte, sah ich, daß ein Polizist in Uniform auf mich zukam. Der Cop musterte mich prüfend, dann tippte er mich an.
    »Sachen Sie was?«
    Ich warf das Streichholz weg und blies den Rauch aus.
    »Ich bin Cotton vom FBI«, sagte ich leise. »Was war denn hier los?«
    »Noch keine Viertelstunde her«, sagte der Cop und verzog sein fülliges Gesicht zu einer Grimasse. »Ein Mädchen hat sich aus dem Fenster gestürzt. Es war ein ekelhafter Anblick, Sir.«
    »Aus dem siebzehnten Stock, vermute ich?«
    Er sah mich entgeistert an.
    »Allerdings, Sir. Woher…?«
    Ich winkte ab.
    »Ich hatte Gründe zu dieser Annahme. Seid ihr mit einer Mordkommission hier?«
    »Yeah, Sir. Aber wir werden wohl jeden Augenblick wieder abrücken. Es gibt nichts, was zu klären wäre. Ein eindeutiger Fall von Selbstmord.«
    Ich sagte nichts dazu. Ich mußte nur daran denken, wieviel Fälle am Anfang immer eindeutig für so oder so gehalten werden, während sie sich beim genaueren Hinsehen als sonst was entpuppen.
    »Ich gehe mal hinauf«, sagte ich.
    »Jawohl, Sir.«
    Ich ging durch die geräumige Halle, in der es von Stahlrohrmöbeln und Glasverkleidungen blitzte. Ein Schnelllift brachte mich zum fünfzehnten Stockwerk, dort stieg ich in den Etagenaufzug um und fuhr in das siebzehnte Stockwerk.
    Als ich vor der Tür stand, zögerte ich noch einen Augenblick. Es ist keine angenehme Sache, einem Elternpaar gegenüberzutreten, dessen Tochter soeben Selbstmord beging.
    Oder war es etwa gar kein Selbstmord?
    Ich klingelte. Eine Sekunde später ging auch schon die Tür auf, und ein Mann sah mich fragend an, der sicher nicht der Wohnungsinhaber war. Man hält sich in seiner eigenen Wohnung nicht mit Hut und Mantel auf.
    »Sie wünschen?« fragte der Mann.
    »Ich möchte Mr. Leccon sprechen.«
    »Wenn es eben möglich ist, verschieben Sie das Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt. Vielleicht auf morgen oder noch besser auf nächste Woche. Mr. Leccon ist im Augenblick sehr mit seinen Nerven fertig.«
    Ich nahm den Hut ab.
    »Das kann ich mir denken. Aber ich möchte trotzdem mit ihm sprechen. Mein Name ist Cotton. Ich komme vom FBI.«
    Der Mann sah mich groß an. »Bundespolizei? Donnerwetter, ihr seid aber schnell. Wer hat Sie angerufen?«
    »Niemand. ’ Ich wollte gerade das Mädchen besuchen, das sich…«
    Er nickte.
    »Ich bin Lieutenant Harper von der Mordkommission IV. Kommen Sie ’rein, Cotton! Schauderhafte Geschichte. Siebzehn Jahre alt und springt aus dem Fenster. Kein ersichtlicher Grund vorhanden. Ich dachte natürlich an das nächstliegende Motiv in diesem Alter: Liebeskummer. Die Eltern behaupten, das wäre gänzlich ausgeschlossen. Das Mädchen hatte einen Freund, mit dem alles zum besten stand. Zum Henker, dann möchte ich wissen, warum sie’s getan hat.«
    »Genau das ist es auch, was mich interessiert«, sagte ich.
    Wir standen in einer Art Diele, von der ein paar Türen abführten. Hinter einer hörte ich das krampfhafte Schluchzen einer Frau. Eine männliche Stimme sprach begütigend auf die weinende Frau ein. Wahrscheinlich die Eltern.
    »Kommen Sie mit ins Wohnzimmer«, sagte Lieutenant Harper von der Stadtpolizei. »Das ist leer.«
    Er führte mich in ein behaglich eingerichtetes Wohnzimmer. Wir ließen uns in

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