0057 - Finger weg von solchen Sachen
Punkt, wo ich einhaken kann.«
»Wo denn?«
Ich griff nach Joes Tagebuch und steckte es ein. Während ich mir schon den Hut aufsetzte und zur Tür ging, .sagte ich leise: »Sco Marven College:! Dort fing der Fall an — vielleicht hört er auch dort auf!«
Backley sah mich fassungslos an. Aber ich hatte es eilig. Mir waren ein paar Gedanken gekommen, die ich erst .einmal in Ruhe durchdenken mußte, und dabei konnte ich niemand gebrauchen.
Ich setzte mich in meinen Jaguar und schaltete die Innenbeleuchtung ein. Nachdem ich mir eine Zigarette angezündet hatte, zog ich Joes Tagebuch aus der Tasche.
Ich schlug es auf. Die Handschrift war leicht zu entziffern.
Auf der ersten Seite stand das Datum eines Tages, der ungefähr drei Monate zurücklag. Darunter fand ich folgende Notiz:
Ich habe heute die Redaktion der Schülerzeitung in unserem College übernommen. Die werden sich wundern, was ich daraus machen werde. In ein paar Wochen hoffe ich, den Artikel schreiben zu können, mit dem ich mich schon seit zwei Monaten beschäftige. Er wird einschlagen wie eine Bombe.
Margy hat mir abgeraten. Ich soll mich lieber nicht mit solchen Sachen beschäftigen, meint sie. Aber, lieber Himmel, wenn ich nur über unser Sportfest und über den Klassendurchschnitt in den verschiedenen Fächern schreiben wollte, hätte ich die Redaktion der Zeitung nicht zu übernehmen brauchen. Wald- und Wiesen-Storys schreiben kann jeder. Ich will Gerichtsreporter werden. Und mit diesem Artikel werde ich gewissermaßen meine Gesellenprüfung oblegen.
Damit endete die Eintragung unter diesem Datum. Ich schloß daraus, daß diesem Heft schon einige vorangegangen waren, weil er mitten in einem gewissen Zusammenhang angefangen hatte. Wo waren die ersten Hefte? Lagen sie noch bei ihm zu Hause, oder wo waren sie sonst? Ich mußte mich noch darum kümmern. Vorerst wollte ich erst einmal weiterlesen:
Die Daten folgten in unregelmäßigen Abständen aufeinander. Manchmal hatte er eine ganze Woche lang nichts eingetragen, dann wieder folgten zwei aufeinanderfolgende Tage mit Eintragungen. Ich gebe die Eintragungen ohne Datum wieder, weil es nicht von Bedeutung ist, wann die Zeilen geschrieben wurden:
Heute abend hatten wir unseren Smoky Club. Es gab gar keinen Zweifel mehr für mich: Die Boys rauchen Marihuana. Aber woher bekommen sie es? Was zahlen sie dafür? Wie beschaffen sie sich das Geld?
Ich werde mich hüten, mich durch allzugroße Neugier verdächtig zu machen. Hier kann nur Geduld helfen. Irgendwann wird mir schon einer etwas erzählen, was mir weiterhilft.
Wieder Smoky Klub. Rolly, Mick, Porr und Stocky waren da außer mir. Das Vorspielen neuer Schallplatten ist nur ein Vorwand für die Leutchen, um für einen Marihuana-Rauchabend zusammenzukommen.
Sie vertrauen mir. Nach dem sechsten Whisky fragte mich Stocky, ob ich schon mal ’ne echte Marihuanazigarette geraucht hätte. Ich verneinte natürlich. Er sah mich an, als warte er auf irgend etwas. Aber ich hatte Geduld; sie mußten selbst an mich herankommen, wenn ich ihnen nicht verdächtig erscheinen wollte.
Stocky trank noch ein paar, dann steckte er sich eine Zigarette an, wobei er sich gemütlich auf die Couch legte.
»Ich rauche jetzt Marihuana«, sagte er.
Die anderen waren totenstill. Alle sahen mich an, wie ich wohl reagieren würde.
»Angeber«, sagte ich nur.
Sie fielen darauf ’rein. Es wäre wahr, versicherten sie.
Stocky hielt mir die Packung hin. »Da! Probier doch, wenn du’s nicht glaubst!«
Ich nahm mir eine und sagte: »Schön, spielen wir Marihuana, obgleich wir alle wissen, daß es harmlose Camel sind.«
Jemand gab mir Feuer. Ich rauchte. Es waren Marihuanazigaretten. Ich weiß nicht mehr, wie es war, aber es muß irgendwie sehr schön gewesen sein. Ich fühlte mich so frei, so überirdisch gelöst. Gar nicht zu beschreiben.
Ich weiß, daß ich dem Teufel auf die Schippe gestiegen bin. Ob meine Willenskraft ausreichen wird, nicht süchtig zu werden, weiß ich nicht. Aber ich habe ja Margy. Sie hat mir versprochen, auf mich achtzugeben. Sobald ich genug Material für den Artikel zusammenhabe, werde ich ihn schreiben. Von dieser Stunde an kommt keine Marihuanazigarette mehr für mich in Frage. Und schaffe ich es nicht, wird Margy mich in eine Entwöhnungsanstalt bringen lassen. Sie hat es mir versprochen, und sie weiß, daß sie es tun muß, wenn sie nicht Zusehen will, daß ich mich durch das Gift ruiniere.
Ich bin süchtig. Es gibt keinen Zweifel
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