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0057 - Finger weg von solchen Sachen

0057 - Finger weg von solchen Sachen

Titel: 0057 - Finger weg von solchen Sachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Kobusch
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nachts. Aber mit einem Entsetzen ohnegleichen fiel mir plötzlich etwas ein: Die Akten aller vier Kindesleichen sagten aus, daß sie wahrscheinlich nachts zwischen elf und ein Uhr ermordet worden seien.
    Es konnte keinen Zweifel mehr geben. Es war Babykiller Jackson.
    ***
    Im Scheinwerferlicht sah ich den Funkstreifenwagen vor uns aus der Dunkelheit auftauchen. Seit dem letzten Gespräch über das Funksprechgerät waren ungefähr zehn Minuten vergangen.
    Wenn sich Babykiller Jackson an das hielt, was er dem Kind gesagt hatte, waren im höchsten Fall noch sieben Minuten Zeit. Unsere einzige Hoffnung war, daß er keine Schußwaffe bei sich hatte, die er auf das Kind richten konnte, wenn wir ihn stellten.
    Und stellen mußten wir ihn, weil wir ihm nicht die Frist geben durften, in der er das Kind töten wollte.
    Mein Jaguar stand. Mit Reifen, die heiß waren.
    Wir sprangen hinaus. Aus dem Streifenwagen stieg ein Offizier der State Police in seiner malerischen Uniform.
    »Ich bin Cotton«, sagte ich. »Wo ist die Scheune?«
    »Dort drüben, Sir.«
    »Führen Sie uns.«
    Wir schritten quer durch hohes Weidegras in die nächtliche Finsternis hinein. Das Gras rauschte sacht in einer schwachen Brise, die vom Atlantik herkam.
    »Lebt das Kind noch?« fragte ich flüsternd.
    »Anscheinend ja. Wir haben jedenfalls bis jetzt nichts gehört, was das Gegenteil besagte. Allerdings scheint es zu schlafen, denn wir haben es nicht mehr weinen hören.«
    Vor uns tauchte der schwarze Umriß eines Vierecks aus dem Boden auf. Die Scheune.
    Wir traten nur noch mit den Zehenspitzen auf. Langsam hatten sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Ich konnte sehen, daß ringsum Leute im Gras lagen, die alle gespannt hinüber zur Scheune starrten. An der Wand der Scheune lehnten zwei Gestalten, die anscheinend mit an die Wand gepreßten Ohren auf jedes Geräusch lauschten, das aus der Scheune kam.
    Ich hielt mir das Leuchtzifferblatt meiner Armbanduhr dicht vor die Augen. Nach Babykiller Jacksons Satz blieben uns noch vier Minuten, höchstens fünf.
    »Schicken Sie drei Mann im Laufschritt ungefähr einen Kilometer weg von hier«, raunte ich dem Offizier der State Police zu. »Dort sollen sie zwei Minuten warten. Dann sollen sie anfangen zu schreien: Der Bulle! Vorsicht, der Bulle! Zwei Mann schießen in die Luft, mehrere Schüsse, dazwischen wieder schreien. Klar?«
    »Jawohl, Sir«, flüsterte der Offizier. Er legte sich nieder und raunte meinen Befehl einem der Leute ins Ohr, die im Gras lagen und die Scheune umzingelt hatten.
    Ich winkte Phil. Wir schlichen auf allen vieren an die Scheune heran. Ich preßte mein Ohr an die Wand. Sie war nur aus lose übereinandergenagelten Brettern, und zwischen den Ritzen konnte man leicht jedes Geräusch hören.
    Die Stimme eines Mannes drang an mein Ohr, der zweifellos geistesgestört war. Sie war heiser, hoch und überschlug sich manchmal, obwohl sie ganz leise war.
    »So ist’s recht, Herzchen, noch fünf Minuten! Dann spürst du nichts mehr! Hihihi! Deine Mutter wird sich freuen, wenn du ein kleiner Engel geworden bist. Ein schöner, weißer kleiner Engel! Oh, es ist noch viel Platz auf den Wolken für kleine weiße Engel! Nur noch fünf Minuten, dann wirst du ein kleiner weißer Engel sein!«
    Mir lief ein Schauer über den Rücken. Ich stieß Phil mit dem Zeigefinger an und deutete senkrecht nach oben. Direkt über unserem Kopf war eine türartige Öffnung in der Scheune, ungefähr drei Meter hoch gelegen. Und vor uns hing an der Wand eine lange Leiter, die bis nach oben reichen würde.
    Phil verstand sofort.
    Auf äußerste Geräuschlosigkeit bedacht, schlichen wir an der Leiter in verschiedenen Richtungen auseinander, bis jeder an dem kräftigen Haken angekommen war, an dem die Leiter hing.
    Wir hoben sie millimeterweise aus dem Haken, Wir wagten kaum zu atmen dabei. Dann hatten wir sie endlich frei in den Händen.
    Phil marschierte in einem Viertelkreis von der Scheune ab. Er machte es sehr gut, denn man konnte seine Schritte nicht hören. Ich stemmte die Leiter hoch und griff von einer Sprosse zur anderen, während Phil damit herankam.
    Schließlich ragte sie senkrecht in die Luft.
    »Ganz langsam an die Wand lassen«, raunte ich.
    Wir stemmten uns gegen die Leiter und wichen buchstäblich millimeterweise zurück, so daß sich die Spitze langsam der Scheune zuneigte.
    Es war ein Manöver, bei dem wir mehr geschwitzt haben als je in unserem Leben. Endlich stand die Leiter gegen die Öffnung

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