0058 - Meer der mordenden Hände
Dämonen«, knurrte er, während er sich den Nacken massierte. Sein Gesicht drückte großen Unwillen aus. Den Freund im Reich eines Dämons zu wissen, behagte ihm absolut nicht.
»Kann man dagegen denn gar nichts unternehmen, Professor?«, fragte Paris nach einer Weile. »Können wir Alain und Jodie von dort unten nicht mehr hoch holen?«
»Dazu wäre es erst mal nötig, dass wir uns den Todesstrudel aus der Nähe ansehen«, erwiderte Zamorra.
Ein eifriges Feuer loderte sogleich in Paris’ Augen. »Was hindert uns, es gleich zu tun?«
Zamorra hob die Hände. »Langsam, Quentin. Nicht so stürmisch. Die Sache kann gefährlich werden. Mit Vihambata ist nicht zu spa- ßen.«
»Ich nehme jedes Risiko auf mich, wenn auch nur eine winzige Chance besteht, Alain und Jodie zu retten!«, sagte Paris mit harten Zügen.
»Vihambata wird nichts unversucht lassen, um uns zu vernichten!«, gab Zamorra zu bedenken.
»Was ist mit Ihnen?«, fragte Paris verblüfft. »Haben Sie vor diesem gottverdammten Dämon etwa Angst, Zamorra?«
»Ich möchte lediglich erreichen, dass Sie die Sache nicht zu optimistisch betrachten.«
»Natürlich! Sie haben Angst vor diesem Dreckskerl, der sich Vihambata nennt!«
Zamorra schüttelte mit unbewegter Miene den Kopf. »Ich fürchte ihn nicht. Es gibt niemanden, vor dem ich Angst habe, Quentin. Weder auf der Erde noch im Reich der Dämonen. Aber ich mache mir Sorgen um jene, die mich begleiten.«
Paris fletschte die Zähne. Er schlug sich mit der Faust auf die Brust. »Ich pass bestimmt gut auf mich auf, Professor.«
Nicole erhob sich. »Ich komme selbstverständlich mit!«
Paris zuckte herum. »Das ist nichts für hübsche Mädchen, Nicole.«
»Ich bin nicht nur hübsch, Quentin! Ich habe auch Mut. Ebensoviel Mut wie Sie. Der Professor kann das bestätigen.«
»Sie war fast immer an meiner Seite, wenn ich eine Schlacht gegen einen Dämon schlug«, nickte Zamorra.
»Aber sie ist eine Frau!«, wandte Paris ein.
»Sie weiß über Geister und Dämonen besser Bescheid als Sie, Quentin!«, sagte der Parapsychologe. »Wenn sie sagt, dass sie mitkommen will, dann kommt sie mit.«
»Sie wird ein Hemmschuh sein. Sie werden sehen, Zamorra!«
»Woher nehmen Sie eigentlich die Überzeugung, dass nicht Sie dieser Hemmschuh sein werden, Quentin?«, fragte Nicole spitz.
Paris trat unruhig von einem Bein auf das andere. »Hören Sie zu, Nicole. Ich habe nichts gegen Sie persönlich. Wirklich nicht, im Gegenteil. Ich finde Sie ganz reizend. Aber es schmeckt mir nicht, dass Sie sich in eine solche Gefahr begeben wollen. Ich meine, vielleicht haben wir alle so viel mit uns selbst zu tun, dass wir uns nicht um Sie kümmern können.«
Nicole hob energisch den Kopf. »Ich verlange von niemandem, dass er sich um mich kümmert, genügt Ihnen das, Quentin?«
Paris seufzte. »Sie setzen wohl immer durch, was Sie sich vornehmen, wie?«
Nicole nickte mit einem kühlen Lächeln. »Meistens.«
Paris zuckte die Achseln. »Dann geb’ ich’s lieber auf. Hoffentlich bereuen Sie Ihren Entschluss nicht, mitzukommen.«
»Ich werde ihn so wenig bereuen wie Sie, Quentin!«, versprach Nicole Duval ernst.
Bil-Bil übernahm es, Zamorra und seine Begleiter in seinem Auslegerboot zu jenem unheimlichen Todesstrudel zu bringen. Tumo blieb allein in der Hütte zurück. Er hatte keine Pflege und auch keine Aufsicht nötig. Er war mit einem tiefen Seufzer eingeschlafen.
Als sie das Auslegerboot bestiegen, sagte Bil-Bil: »Tumo wüsste, wo wir Tevita Ti’o finden könnten.«
Zamorra legte dem Jungen die Hand auf die Schulter. »Wir werden nach unserer Rückkehr nichts unversucht lassen, um Ahao und Tevita Ti’o wiederzufinden, das verspreche ich dir, Bil-Bil.«
Der Eingeborene streifte Zamorra mit einem Blick, der den Professor erschreckte. In Bil-Bils Augen standen große Zweifel, ob sie von dieser Fahrt jemals wieder zurückkehren würden.
»Haben Sie Ihr Amulett mit, Professor?«, fragte Paris grinsend. Er hockte auf dem Boden des Bootes. »Sie wissen ja, in dieser Gegend sollte man niemals ohne gehen.«
Zamorra ließ den silbernen Talisman kurz an der Kette pendeln.
Quentin Paris nickte zufrieden. »Dann kann uns ja nichts mehr passieren.«
Er irrte.
Es sollte ihnen eine ganze Menge passieren…
***
Das Böse in Tevita Ti’o tobte. Es brach aus seinem menschlichen Körper hervor. Rot glühten die teuflischen Augen. Das Gesicht des Zauberers verwandelte sich. Zuerst schien die Haut zu verbrennen.
Rauch
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