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0059 - Der Dämon aus der Tiefe

0059 - Der Dämon aus der Tiefe

Titel: 0059 - Der Dämon aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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Geschäftsmann, der genau weiß, was er will.«
    Fabian Granger lachte begeistert.
    »Bill, dein Freund gefällt mir, gefällt mir wirklich. Das ist keiner von diesen eingetrockneten Eierköpfen, die in finsteren Ecken über dicken alten Büchern brüten. Das ist ein Mann der Tat. Ein Praktiker. Ich mag solche Menschen. Ich hoffe, wir alle haben eine schöne Zeit hier in Auckland.«
    »Es wird vor allem eine interessante Zeit werden«, sagte Bill Fleming.
    Zutreffender wäre allerdings die Behauptung gewesen, dass es eine Zeit voll von Grauen und Schrecknissen werden würde, aber das konnte nicht einmal Professor Zamorra in diesem Moment vorausahnen.
    ***
    Inspektor Ron Torres verschränkte die Arme vor der schwammigen Brust und blickte mit grimmiger Miene zum Fenster hinaus. Es stank nach kaltem Rauch in seinem kleinen Büro. Draußen schien die Sonne mit einer Intensität, die bei vielen Leuten so etwas wie Ferienstimmung auslöste. Torres seufzte schwer. Er war fünfundfünfzig. Sein Sohn hatte noch ein Jahr auf der Uni, dann war er fertig.
    Ein mit Vorzug abgeschlossenes Jurastudium würde dann hinter ihm liegen. Wieder seufzte Torres. Vielleicht machte er nächstes Jahr Schluss. Er wollte nicht mehr. Er hatte genug vom Polizeidienst, den er einstmals mit solcher Begeisterung ausgeübt hatte. Es war vorbei mit seiner Spannkraft. Etliche Misserfolge hatten Ron Torres allmählich mürbe gemacht.
    Torres wandte sich vom Fenster ab.
    Auf seinem Schreibtisch lag eine neue Vermisstenmeldung.
    Phil Casa. Ein siebzehnjähriger Junge. Spurlos verschwunden.
    Torres schüttelte müde den Kopf. Siebzehn Jahre. Sie waren fast immer so jung. Mal waren es Mädchen, dann wieder Jungen. Sie gingen vergnügt von zu Hause weg… und kamen nicht mehr nach Hause zurück. Kein Hinweis auf ihren Verbleib. Keine Spuren.
    Nichts. Etwas löschte sie aus, als hätten sie niemals existiert.
    Zuletzt landeten immer solche Meldungen auf Torres’ Schreibtisch.
    Und dem Inspektor oblag es dann, ein Kunststück fertig zu bringen, zu dem er nicht imstande war.
    Einer seiner Mitarbeiter steckte den Kopf zur Tür herein. »Wie geht’s, Chef?«
    »Wenn ich sagte schlecht, wäre selbst das noch geprahlt«, knurrte Torres. Er schüttelte eine Tablette aus einem silbernen Schächtelchen, das er stets bei sich trug. Mit ein bisschen Speichel schluckte er das weiße Ding ohne Wasser.
    »Ist es wieder die Galle?«, fragte der Sergeant.
    »Ach was, die Galle. Das hier ist es!« Torres griff nach dem Blatt und schwenkte es mit grimmiger Miene. Der Sergeant trat ein. Er war ein kleiner Mann mit einem Oberlippenbärtchen, hellen Augenbrauen und einer roten Autounfallnarbe an der rechten Wange. Sein Name war Swensson. Er las den Bericht.
    »Schon wieder einer«, sagte er, nachdem er das Blatt auf den Schreibtisch des Chefs zurückgelegt hatte. »Im heurigen Jahr schon der dritte Fall. Und wir haben erst Anfang Juni. Gibt es wieder keine Anhaltspunkte?«
    »Vorläufig gibt es nur das hier«, sagte Ron Torres und wies auf die Meldung. Er lachte sarkastisch. »Ja, ja, mein Lieber. Auch ein neuer Misserfolg will erarbeitet sein.«
    »Was werden Sie unternehmen, Chef?«
    »Das Übliche. Erst mal die Eltern des Jungen aufsuchen. Sie kennen das ja zur Genüge. Der Vater sitzt einem mit versteinerter Miene gegenüber, um Haltung bemüht. Die Mutter weint sich die Augen aus dem Kopf. Man hat Mitleid mit den beiden und ist wütend, weil man ihnen nicht helfen kann. Oh, wie ich diesen Beruf, den ich einst so geliebt habe, heute hasse.«
    »Sie sind trotz allem für diesen Beruf geschaffen, Chef«, behauptete Swensson.
    »Finden Sie?«
    »Ich weiß es, Chef.«
    »Und ich sage Ihnen, dass Sie sich irren. Niemand, der sich jeden einzelnen Fall so zu Herzen nimmt wie ich, ist tatsächlich zum Polizisten geschaffen. Nun mach’ ich das schon seit dreißig Jahren. Andere stumpfen in dieser Zeit ab. Sie tun nur noch einen Job. Gehen nach Feierabend nach Hause und denken nicht mehr an all das Elend, das ihnen während des Dienstes begegnete. Mich hingegen verfolgt das alles bis in meine tiefsten Träume hinein…«
    Swensson schüttelte energisch den Kopf. »Ich finde trotzdem, dass Sie der bessere Polizist sind. Die Kälte eines Routiniers macht mir Angst.«
    »Wissen Sie, was mir Angst macht?«
    »Was?«
    »Meldungen wie diese«, knurrte Inspektor Torres. Dann klopfte er dem Sergeant jovial auf die Schulter und verließ sein Büro.
    ***
    Quay Street 4453 war die Adresse von

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