0059 - Der Dämon aus der Tiefe
des alten Henkers einzudringen. Es gelang ihnen, den Verbündeten des Dämons zu töten. Dann holten sie Sarras Statue aus dem Keller. Sie belegten den steinernen Götzen mit unzähligen Bannsprüchen und nahmen ihm so die Möglichkeit, zu neuem Leben zu erwachen. Sie brachten das steinerne Scheusal auf ein Segelschiff, fuhren damit aufs Meer hinaus, schlugen das Schiff leck und versenkten es so mit seiner unheimlichen Ladung für immer in der See. Niemand hat es seither gewagt, nach der Statue zu suchen. Wir werden das Wagnis auf uns nehmen. Und damit es zu keiner Panne kommt, habe ich dich gebeten, hier herzukommen.«
Zamorra schmunzelte. »Solche Worte hört man relativ selten aus deinem Mund, Bill.«
»Wieso?«
»An und für sich bist du doch derjenige, der selbst die geheimnisvollsten Fälle durch reine Logik zu erklären versucht.«
Bill schaute Zamorra ernst in die Augen. »Du bist für mich nichts weiter als eine Sicherung. Ich will mir später keine Vorwürfe machen müssen, falls es zu irgendeiner geheimnisvollen Panne kommen sollte. Im allgemeinen stellt für mich Sarra lediglich ein einmaliges bildhauerisches Kunstwerk dar. Zu schade, um dort auf dem Meeresgrund ein unbeachtetes Dasein zu fristen. Ich finde, Kunstwerke gehören in Museen ausgestellt. Damit die Leute sie sehen und bewundern können.«
»Bill!«, rief plötzlich jemand vom Eingang der Hotelbar herüber.
»He, Bill!«
Fleming drehte sich auf dem Hocker um. Der Mann in der Tür war ein Meter achtzig groß, elegant, achtundzwanzig Jahre alt, mit dem Gesicht eines Filmstars.
»Das ist Fabian Granger, der Leiter der Expedition«, sagte Fleming.
»Ehrlich gesagt, den habe ich mir ganz anders vorgestellt«, meinte Nicole Duval.
»Wie denn? Alt? Eingetrocknet? Hässlich?«, fragte Bill.
»Ungefähr so – ja.«
Fleming winkte Granger herbei. »Fabian, ich möchte dich mit meinen besten Freunden bekannt machen: Nicole Duval und Professor Zamorra.«
Fabian ließ die Brauen nach oben schnappen. »Ah, der Schädlingsbekämpfer und seine reizende Assistentin!«
Er drückte den beiden mit einer ungestümen Herzlichkeit die Hand. »Hat Ihnen Bill schon von unseren Vorhaben erzählt, Professor?«
»Er ist soeben damit fertig geworden.«
»Was halten Sie als Fachmann von Sarra?«
»Ich halte ihn für gefährlich«, sagte Zamorra.
»Im Ernst?« Fabian Granger tänzelte nervös von einem Bein auf das andere. »Hören Sie, Professor, abbringen lasse ich mich von meinem Vorhaben jetzt nicht mehr. Ich habe bereits zuviel Geld in die Sache investiert. Da muss nun auch mal was herausschauen. Ich meine Berichte, Reportagen und so. Sarra scheint mir ein gutes Objekt für meine Illustrierten zu sein. Ein bisschen Grusel und Schauer für die Leser. Das hebt die Auflagenziffern, verstehen Sie? Werden Sie dabei sein, wenn wir Sarra aus seinem nassen Grab hoch holen?«
»Was geschieht mit dem steinernen Götzen, wenn Sie ihn geborgen haben?«, fragte Zamorra, statt auf Grangers Frage zu antworten.
»Tja, was geschieht mit ihm?«, lächelte Granger. »Wir dürfen ihn selbstverständlich nicht behalten. Niemand kann uns aber verwehren, dass wir über ihn schreiben, dass wir ihn filmen und fotografieren. Nur… wir dürfen ihn nicht mit nach Amerika nehmen. Ehrlich gesagt, das bedaure ich. Aber ich will mit den hiesigen zuständigen Stellen keinerlei Schwierigkeiten haben. Deshalb habe ich bereits heute morgen zwei verbindliche Verhandlungen mit dem Direktor des Ozeanographischen Instituts und mit dem Direktor des Amtes für Altertümer geführt. Man will uns Sarra für 24 Stunden überlassen. In dieser Zeit können wir mit ihm anstellen, was wir wollen. Anschließend müssen wir ihn unversehrt den Behörden übergeben. Er wird einen Ehrenplatz im kunsthistorischen Museum von Auckland kriegen. Und auf einer Inschrift wird stehen, dass Fabian Granger und seine Freunde ihn gefunden haben. Anschließend werden wir in der Nähe von Tahiti nach einer uralten Galeere tauchen, dann geht es weiter nach Samoa, Fidschi, Neukaledonien … Ich hoffe, dies wird die erfolgreichste Expedition, die jemals durchgeführt wurde. Presse, Film, Fernsehen werden das Publikum erst mal so richtig anheizen und dann über mehrere Monate hinweg auf Sparflamme warm halten. Was sagen Sie als seriöser Wissenschaftler zu meinen Plänen, Zamorra? Halten Sie mich für einen Phantasten?«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil, Mr. Granger. Ich halte Sie für einen gewieften
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