006 - Der Teufelsbeschwörer
war dicht und unheimlich. Selbst Logan Temple verspürte zwischen den Schulterblättern ein kaltes Kribbeln. Nun wollte er sehen, wieviel Macht in ihm steckte. Konnte er auch der Natur befehlen? Er blickte zum Kapellendach hinauf, fühlte sich großartig und stark. Er glaubte, das gesamte Universum unterjochen zu können.
Sein Einfluß ging weit über diesen Kapellenbereich hinaus. Er versuchte, den nächsten Blitz anzuziehen und zu lenken, stellte eine Leitung zwischen sich und dieser grellen Urgewalt her, und der Blitz gehorchte.
Knisternd zuckte er am tintenschwarzen Himmel auf, krachend durchschlug er das Kapellendach. Ziegel splitterten und flogen wie weggesprengt davon, während der Blitz das Innere der Kapelle in blendendes Licht tauchte. Unvorstellbare Energien hieben in den schwarzen Marmorboden und spalteten ihn mit einer Kraft, die das alte Gemäuer bis in die Grundfesten erzittern ließ.
Wasser stürzte durch das Loch im Dach und klatschte auf den Boden.
Da!
Schwarze Bewegung in der beinahe undurchdringlichen Dunkelheit.
Die Mönche erhoben sich!
***
Grauenerregende Gestalten, in schwarze Kutten gehüllt. Ihre mumifizierten Gesichter schienen aus grauem Leder zu bestehen.
Welk, an den Schädelknochen geklebt, unbeweglich. Schwarze, tückisch glänzende Augen in tiefen Höhlen. Die schreckliche Verkörperung von Leid, Not und Tod!
Wie leblos standen sie nebeneinander, in einer Reihe. An ihrem Gürtel hing eine lange schwarze, zusammengerollte Lederpeitsche, eine Waffe, die sie mörderisch gut handzuhaben verstanden.
Über Logan Temples Gesicht huschte ein begeistertes Grinsen.
Es war ihm mühelos gelungen, die Teufelsmönche aus der Knochenkammer zu holen. Ein weiterer Schritt zum großen Triumph war hiermit getan.
Der Teufelsbeschwörer trat auf die sieben unheimlichen Mönchen zu. »Ich habe von euren Schreckenstaten gelesen, es hat mich sehr beeindruckt, deshalb bin ich hier. Ich habe den Teufel beschworen, und er befindet sich nun in mir.«
»Das wissen wir«, sagte einer der Mönche. »Wir spüren die satanische Kraft, die in dir steckt.«
»Ihr habt bisher auf eigene Faust gehandelt«, sagte der Teufelsbeschwörer. »Damit ist es nun vorbei. Von jetzt an gehorcht ihr mir.«
»Wir werden deine Befehle entgegennehmen.«
Logan Temple nickte zufrieden. »Ich sehe, wir verstehen uns ausgezeichnet.«
»Weil wir alle denselben Herrn haben: Asmodis.«
»So ist es«, bestätigte Logan Temple.
»Was sollen wir tun?«
Temple kniff gierig die Augen zusammen. Sein Herz schlug vor Aufregung schneller. »Ich will Geld, Gold und Juwelen. Ich möchte darin wühlen können. Einer meiner Ahnen, Mortimer Temple, war der reichste Mann in seinem Dorf, aber die Generationen danach haben das Geld verpraßt, so daß für mich außer der Truhe des Hexers nicht übrigblieb. Ich will aus dem Vermächtnis des Hexers Kapital schlagen, und ihr werdet mir dabei helfen. Rafft zusammen, was ihr kriegen könnt. In wenigen Wochen will ich so reich sein, daß ich mir die ganze Welt kaufen kann, und wenn es soweit ist, dann legen wir erst richtig los. Wir stürzen die Stadt in ein Chaos. Wir werden eine teuflische Herrschaft über England antreten und von hier aus die Welt überwuchern. Doch zuerst will ich, daß ihr mich reich macht«
Die Mönche nickten. »Wir werden dir jeden Dienst erweisen.«
»Ihr fangt heute noch an.«
»Ganz, wie du befiehlst.«
»Und eure Beute liefert ihr bei mir ab. Ich wohne…«
»Wir wissen dich zu finden«, erwiderte der Sprecher der Horror-Mönche.
»Dann ist es gut«, sagte der Teufelsbeschwörer, wandte sich um und verließ die Kapelle. Er wußte, daß er sich auf die Satansmönche verlassen konnte. Sie würden von nun an nur noch das tun, was er wollte. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl erfüllte ihn, denn er war auf dem Weg nach ganz oben, und der Teufel selbst unterstützte ihn dabei.
***
Mit dem Lappen wischte Roxane den Sherry auf. »Der gute Tropfen«, sagte sie bedauernd.
»Die Flasche ist noch fast voll«, gab ich zurück. Mich beschäftigte noch die Überraschung, die ich vorhin erlebt hatte. Ich legte die Glasscherben auf die Handschaufel. Dabei fiel Roxane der Blutstropfen an meinem Finger auf.
»Tony!«
»Fall jetzt bitte nicht in Ohnmacht«, sagte ich grinsend.
»Du blutest.«
»Wie jeder normale Mensch, der sich verletzt.«
»Ich dachte, du wärst…«
Ich hob die Schultern. »Wie diese Demonstration zeigt, ist es damit vorbei. Leider. Ich hatte gute
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