0060 - Ich saß im Todesblock
los?«
»Hallo, Sir! Hier spricht Lieutenant Leemington. Entschuldigen Sie, dass ich Sie mitten in der Nacht wecken muss, Sir. Aber der Sträfling Jean Moire verlangt seit einer halben Stunde, sofort zu Ihnen geführt zu werden!«
»Moire?«, wiederholte Ronger gedehnt. Und auf einmal erinnerte er sich des Namens. »Ach ja. Ich weiß. Na gut. Bringen Sie den Mann in mein Büro. Ich bin in fünf Minuten dort. Aber richten Sie es so ein Lieutenant, dass es niemand von den anderen Sträflingen merkt. Tun Sie so, als ob Moire zum Arzt müsste.«
»Das gleiche verlangte Moire auch, Sir.«
»Ja, ja, tun Sie so, als ob Sie ihn wirklich zum Arzt brächten.«
»Jawohl, Sir.«
Ronger legte den Hörer auf. Er ging ins Badezimmer, ließ die Waschschüssel volllaufen mit kaltem Wasser und steckte den Kopf hinein. Er rieb sich trocken und fuhr in seine Kleidung.
Nach fünf Minuten betrat er sein Büro. Auf einem Stuhl an der Wand saß blassen Gesichtes der eingewanderte Franzose Jean Moire. Neben ihm stand Lieutenant Leemington in seiner üblichen lässigen Haltung.
»Warten Sie bitte draußen, Lieutenant«, sagte Ronger.
Leemington ging hinaus ins Vorzimmer.
»Na, Moire, wo brennt’s denn?«, fragte Ronger und versuchte, seine Aufregung zu verbergen.
Der Franzose sah sich misstrauisch um. Erst als er sich davon vergewissert hatte, dass Leemington die Tür zum Vorzimmer auch tatsächlich hinter sich geschlossen hatte, beugte er sich vor und sagte erregt: »Es wird ein Ausbruch vorbereitet, Chef!«
Ronger ließ sich erleichtert in einen Sessel fallen. Er bot dem Franzosen eine Zigarette an und sagte lächelnd: »Mein Lieber, deswegen hätten Sie mich nun wirklich nicht zu wecken lassen brauchen! Hier bereiten dauernd irgendwelche Burschen einen Ausbruch vor!«
Der Franzose schüttelte eigenwillig den Kopf.
»Ein Massenausbruch!«
Ronger runzelte die Stirn.
»Ein Massenausbruch?«
»Ja. Alle Leute von C 4 und B 2. Wenn nicht noch andere Blocks dazukommen.«
Ronger überlegte. Die Insassen von C 4 und B 2 waren zusammen immerhin über vierhundert Mann. Und man konnte nicht sagen, dass es die harmlosesten Burschen der Strafanstalt wären.
»Muss man die Sache ernst nehmen?«, fragte Ronger.
Der Franzose sah ihn an.
»Ich würde an Ihrer Stelle die Sache ernster nehmen, als ich je sonst etwas ernst genommen habe, Chef«, sagte er langsam. »Es ist noch viel schlimmer, als Sie es sich vorstellen. Man wird mit allen Mitteln Vorgehen.«
Ronger fuhr sich nachdenklich über die Stirn. Moire spionierte seit über zwei Jahren für den Zuchthausdirektor. Und bisher hatte jede seiner Warnungen ernste Gründe gehabt.
»Wissen Sie Einzelheiten?«
»Nicht viel. Aber die Sache scheint vom Todesblock augzugehen.«
Ronger riss entsetzt die Augen auf.
»Vom Todesblock?«
»Ja!«
Ronger schwieg lange. Er ging ein paar Schritte auf und ab. Dann fragte er noch einmal: »Wissen Sie keine Einzelheiten?«
Moire schüttelte den Kopf.
»Nicht mehr, als was ich Ihnen schon sagte. Aber man wird Mauern sprengen, Lastwagen einsetzen und vermutlich sogar an die Waffen herankommen.«
»Gut, danke, Moire. Wir sprechen später noch darüber.«
Ronger drückte auf einen Klingelknopf und Lieutenant Leemington kam herein.
»Bringen Sie ihn wieder zurück in seine Zelle. Er war offiziell beim Arzt. Diese Version wird aufrechterhalten.«
»Jawohl, Chef.«
Während der junge Officer mit dem Gefangenen verschwand, ging Ronger nachdenklich zurück in sein Schlafzimmer. Er hatte seine Dienstwohnung direkt neben seinen Amtsräumen, um im Fall einer Gefahr sofort zur Stelle sein zu können.
Es mochte etwa zehn Minuten nach drei Uhr morgens sein, als abermals das Telefon auf seinem Nachttisch klingelte. Ronger war noch nicht wieder eingeschlafen und griff schnell zum Hörer.
»Ronger. Was ist los?«
»Sir!«, rief eine aufgeregte Stimme. »Das Waffenmagazin ist überfallen und ausgeraubt worden! Es fehlen sechzehn Maschinenpistolen, vierzig Gewehre und über neunzig automatische Pistolen. Wie viel Kisten Munition geraubt worden sind, ist noch gar nicht zu übersehen!«
Ronger fühlte, wie ihm kalter Schweiß auf die Stirn trat.
»Aber wie ist denn das möglich!«, rief er zornig. »Lassen Sie sofort Alarm geben! Überall nachsehen, in jeder Zelle nachprüfen, wer heute Nacht überhaupt außerplanmäßig die Blocks verließ und warum!«
»Jawohl, Sir!«
Nach anderthalb Stunden lagen die Ergebnisse des Alarms vor.
Nicht eine Waffe war
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