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0060 - Ich saß im Todesblock

0060 - Ich saß im Todesblock

Titel: 0060 - Ich saß im Todesblock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich saß im Todesblock
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öffneten sich die Wände in gleichmäßigen Abständen zu einem vergitterten Durchlass, hinter denen die Zellen der einzelnen Todeskandidaten lagen. Wir waren per Polizeifunk schon auf die wesentlichsten Figuren, denen wir hier begegnen würden, vorbereitet, und so erkannte ich an den uns per Bildfunk übermittelten Gesichtern auch bereits alle Insassen des Todesblocks.
    In der ersten Zelle auf der rechten Seite sah ich Long Mick. Er stand vor dem Gitter, das ihn vom Gang trennte, und starrte hindurch. Als ich vorbeigeführt wurde, stampfte er mit den Füßen einen wilden Rhythmus. Ich nickte ihm schweigend zu.
    Der Nächste in der Reihe war Red Johnson. Als auch er anfing, einen schnellen Rhythmus mit den Füßen auf den Boden zu stampfen, begriff ich, dass es hier anscheinend Sitte war, jeden neuen Todeskandidaten derart zu begrüßen.
    Dann kam Guy. Dick, rund und behäbig sah er aus - wie immer. Aber in seinem Gesicht saßen bereits die ersten Runen der Todesfurcht.
    Mister Kay, der in Wirklichkeit George B. Hent hieß, aber von aller Welt nur Mister Kay genannt wurde, weil er hinter jedem zweiten Wort ein völlig unsinniges »Kay!«, rief, starrte mich durch seine randlose Brille an. Die schmalen Lippen des älteren Buchhalters, der hier saß, weil er zwei Frauen vergiftet und um ihr Vermögen geprellt hatte, lagen hart aufeinander. In seinen Augen stand ein hämisches Funkeln.
    Er war der Einzige, dem ich kein Kopfnicken widmete. Er war allerdings auch der Einzige, der zu meiner Begrüßung nicht mit den Füßen stampfte.
    Als Letzter kam Bullen Jack. Als ich an ihm vorbeiging, musterte ich ihn kurz. Sein Gesicht verriet Brutalität und Skrupellosigkeit. Aber eines war mir schleierhaft. Direktor Ronger hatte am Telefon geäußert, als er auf Washingtons Anweisung bei uns in New York anrief, wenn der geplante Massenausbruch wirklich auf eine Initiative aus dem Todesblock zurückginge, dann könnte er sich nur Bullen Jack als den Urheber dieses Planes vorstellen. Und genau das kam mir fragwürdig vor, als ich Bullen Jack in natura vor mir sah.
    Brutalität und Skrupellosigkeit genügen zu einem Gangsterdasein. Aber sie genügen nicht zum Ausdenken eines raffinierten Planes, in dem sechshundert oder noch mehr Leute eine ganz bestimmte Aufgabe durchzuführen haben.
    Hinter dieser geplanten Teufelei musste ein anderes Gehirn stecken. Aber welches?
    ***
    Auf die Minute zur gleichen Zeit, während der ich unter dem Gestampfe der Todeskandidaten den langen Zellengang im Todesblock durchschritt, wurde Phil in der ersten Etage des Blockes C 4 zu seiner Zelle geführt. Er war von zwei Wärtern flankiert, die schweigend neben ihm hermarschierten.
    Der Block lag verlassen, denn zu dieser Zeit waren die Zuchthäusler noch in den Werkstätten und Betrieben, die der Zuchthausverwaltung unterstanden. Man hörte die harten Schritte der genagelten Schuhe der beiden Wärter und der derben Arbeitsstiefel, die Phil tragen musste, laut durch das stille Gebäude hallen.
    Vor der Zelle C 19 machten die beiden Wärter halt. Die Zellentür stand vorschriftsmäßig offen, solange die Zuchthäusler außerhalb der Zelle arbeiteten. Eine Kopf bewegung der Wärter machte Phil klar, dass dies seine Behausung für die nächsten Tage sein sollte.
    Schweigend trat er ein.
    Die Wärter knallten die Tür zu und schlossen ab. Phil sah sich um. Rechts und links waren je drei an eisernen Ketten hängende Bettstellen. Das obere auf der linken und das zweite auf der rechten Seite schien unbelegt zu sein. Phil wählte das oberste, schwang sich hinauf und streckte sich aus.
    Er schloss die Augen und bemühte sich, das eklige Gefühl loszuwerden, das er empfand, seit er diesen Geruch einatmen musste, der überall dort entsteht, wo viele Menschen zusammengepfercht hausen müssen.
    Nach einiger Zeit wurde es im Block lebendig. Die Zuchthäusler kamen von der Arbeit zurück. Phil hörte einige draußen vor der großen Gittertür an seiner Zelle Vorbeigehen, aber seine eigenen Zellengenossen ließen länger auf sich warten.
    Endlich kamen auch sie. Der Wärter schloss ihnen die Tür auf, und sie kamen herein: von einer harten Lebensschule gezeichnete Männer, Verbrecher sicher, aber auch jeder auf seine Art an irgendeiner Stelle Mensch, Familienvater, Freund und Bruder.
    Ein drahtiger Franzose mit flinken Augen entdeckte Phil zuerst.
    »Holla!«, rief er. »Da ist ja eine neue Nummer in unserem Etablissement!«
    Die anderen folgten mit dem Blick seinem

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