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0060 - Ich saß im Todesblock

0060 - Ich saß im Todesblock

Titel: 0060 - Ich saß im Todesblock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich saß im Todesblock
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und brummte: »Pfui Teufel! Das ist wieder eine bullige Hitze. Kaum zum Aushalten.«
    Der Sträfling an der Bohrmaschine nickte. Es war ein Mann von annähernd fünfzig Jahren, der nicht eigentlich ein Gangster war, sondern einfach Pech gehabt hatte. Weil seine Frau schwer erkrankt war, hatte er aus der Kasse seiner Firma, die er verwaltete, eine Anleihe aufgenommen mit der redlichen Absicht, sie beim nächsten Gehaltsempfang zurück in die Kasse zu legen. Unglücklicherweise kam vorher eine überraschende Kassenrevision, und die Sache wurde auf gedeckt. Statt nun vernünftig zu sein, dem Firmenchef die Sache zu erklären und um Entschuldigung zu bitten, hatte er in seiner Panikstimmung seinen Revolver gezogen, den er als Kassenverwalter immer bei sich hatte, und auf den Revisor geschossen. Der Mann wurde zum Glück zwar nicht getötet, aber es lag doch immerhin ein schwerer Fall von Körperverletzung vor und dadurch wurde aus der lächerlichen Gefängnisstrafe, die er für die Veruntreuung des an sich geringfügigen Betrages hätte auf sich nehmen müssen, eine langjährige Zuchthausstrafe. Johnny Pherson, so hieß der Mann, hatte vor seinem Gewissen seine Schuld eingesehen und trug nun die Strafe mit gefasstem Ernst. Er war vielleicht der Vernünftigste von allen Zuchthausinsassen zu dieser Zeit.
    »Die Viehzüchter werden in diesem Jahr wieder Sorgen mit der Wasserversorgung ihrer Tiere bekommen«, sagte Pherson. »So eine lange trockene Hitze ist nicht gut für das viele Vieh, das hier oben in Wyoming über die Weiden läuft.«
    Phil wollte ins Gespräch kommen: »Verstehst du etwas von Viehzucht?«, erkundigte er sich.
    Pherson nickte.
    »Ein bisschen. Ich war früher mal auf ’ner Ranch in Oklahoma. Es war eine sehr schöne Zeit. Aber als Viehhüter verdient man zu wenig, wenn man eine Familie gründen will und auch ein bisschen vorankommen möchte. Deswegen bin ich dann später in die Industrie gelangen.«
    »Was hast du denn da für einen Job übernommen?«
    »Ich habe Schlosser gelernt. Zuerst Maschinen-, dann Autoschlosser. Weißt du, die Technik hat mich immer interessiert, aber zu einem Ingenieur reicht es bei mir eben nicht ganz.«
    Phil hatte mit aufmerksamem Gesicht zugehört.
    »Dann müsstest du doch eigentlich auch was von Flaschenzügen verstehen, nicht?«
    »Da gibt es nicht sehr viel zu verstehen. Die Mechanik eines Flaschenzuges ist im Grunde so einfach, dass sie jedes Kind begreifen kann.«
    »Kann sich denn wirklich so ein schwerer Brocken, wie es dieser Motorblock heute Morgen war, so ohne Weiteres lösen?«
    Phil hatte es ganz nebenher gefragt, aber Pherson wurde doch blass.
    »Das ist eine gefährliche Frage«, murmelte er leise. »Eigentlich kann so etwas nicht passieren. Es sei denn, man hätte den Motorblock von Anfang an sehr fahrlässig an dem Flaschenzug befestigt.«
    »Kann das der Fall gewesen sein?«
    Pherson rieb sich die schwieligen Hände. Er wiegte unentschieden den Kopf hin und her.
    »Ich kann es mir nicht vorstellen. Jeder von uns musste täglich ein paarmal quer durch die Halle. Es konnte nicht ausbleiben, dass dabei auch jeder ein paarmal unter diesem Flaschenzug vorbeiging. Die Leute, die den Motorblock an ihm befestigt hatten, mussten das so gut wissen wie ich. Es lag also in ihrem eigenen Interesse, für eine feste und zuverlässige Aufhängung zu sorgen.«
    »Da nicht anzunehmen ist, dass wir Selbstmörder unter uns haben, muss man schließen, dass die ursprüngliche Aufhängung des Motorblockes schon in Ordnung war. Jetzt ergibt sich die Frage, wie er trotzdem herabstürzen konnte. Welche Möglichkeiten gibt es dafür überhaupt?«
    Pherson zuckte die Achseln.
    »Wie gesagt: eigentlich gar keine. Aber als Ausnahmefall ist ja in dieser Welt leider alles möglich.«
    Phil spürte, dass Pherson zwar nicht an den sogenannten Unfall glaubte, dass er aber ebenso wenig bereit war, den fachmännisch begründeten Verdacht eines absichtlich herbeigeführten Unfalles offen auszusprechen. Damit war für ihn die Unterhaltung uninteressant geworden.
    »Na ja«, brummte er abschließend, »es passieren eben manchmal seltsame Dinge.«
    Er schlurfte in seinen schweren Arbeitsschuhen zu einem anderen Werkplatz, wo ein vierundzwanzigjähriger Sträfling mit einem wahren Ungetüm von einer Feile an einem Metallstück arbeitete.
    »Hallo, Joe!« rief Phil ihn an. »Wie geht’s?«
    Der junge Gefangene legte die Feile aus der Hand, holte ein schmutziges Tuch aus seiner Hosentasche hervor

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