0060 - Ich saß im Todesblock
ein paarmal Metallabfälle dorthin gebracht. Der Behälter bestand aus Gussstahlplatten, die man mit Ecklaschen zu einem kistenähnlichen Gebilde zusammengenietet hatte. Der Behälter war an die zwei Yards hoch, gut acht Yards lang und halb so breit. Eine breite eiserne Stiege führte zu ihm hinauf.
Phil blieb hinter dem halb offenen Tor stehen und lugte vorsichtig hinaus. Buster erklomm die Stiege und kletterte auf den Rand des großen Schrottbehälters. Sein Hemd war über der Brust stark ausgebeult. Dort verwahrte er anscheinend die Gegenstände, die ihm Caroon am Lastwagen ausgehändigt hatte.
Buster kletterte mit ungewöhnlich vorsichtigen Bewegungen in den höchstens halb gefüllten Behälter hinab.
Phil hörte, dass Metallteile darin klirrten. Buster wühlte also im Schrott. Es dauerte eine geraume Zeit, bis er wieder zum Vorschein kam. Diesmal war sein Hemd nicht mehr ausgebeult, sondern hing ihm schlaff auf der Brust.
Phil zog sich zurück und versteckte sich hinter dem Kühler eines reparaturbedürftigen Sattelschlepppers. Er wartete, bis Buster in die Halle zurückgekommen war, dann schlich er sich selbst hinaus zu dem Schrottbehälter.
Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass ihn niemand beobachtete, kletterte er selbst hinein und sah sich um.
Als G-man hatte Phil einige Erfahrung darin, Verstecke ausfindig zu machen. Es dauerte denn auch nicht lange und er hatte den Platz gefunden, wo Buster die von Caroon erhaltenen Gegenstände versteckt hielt. Er brauchte nur ein verrostetes Blech von ungefähr einem Quadratyard, das unter einem Haufen von Bohrspänen lag, auf der einen Seite etwas anzuheben.
Darunter lagen fein säuberlich in Reih und Glied ausgerichtet zweiunddreißig Dynamitpatronen. Mit ausreichender Zündschnur hätte man damit leicht einen ganzen Zuchthausblock in die Luft sprengen können.
***
Als ich vom Direktor wieder zurück in den Todesblock geführt worden war, hörte ich nach einiger Zeit draußen im Flur vor dem großen Gitter meiner Zelle ein flüsterndes Rufen.
Ich ging zum Gitter und lauschte. Das Rufen wiederholte sich.
»Holeday! Holeday!«, flüsterte mein Zellennachbar Bullen Jack.
»Ja?«, rief ich leise zurück.
Da unsere beiden Zellen von einer nicht sehr breiten Wand getrennt waren, hielten wir die Köpfe dicht an das Gitter und konnten uns auf diese Weise ohne große Mühe leise unterhalten.
»Was wollte der Alte von dir?«
»Es handelte sich um jemand, der mich besuchen möchte. Der Chef dieses schönen Hauses wollte mich selbst dazu bewegen, den Besuch zu empfangen.«
Ich hörte Bullen Jacks aufgeregtes Atmen, obgleich ich ihn ja nicht sehen konnte.
»Bist du denn verrückt?«, raunte mir Bullen Jack zu. »Sei doch froh, wenn überhaupt jemand die Absicht hat, dich hier zu besuchen. Das bringt doch wenigstens ein bisschen Abwechslung in dieses stupide Leben.«
»Sicher. Du hast recht. Ich möchte auch gern von einer ganz bestimmten Person aufgesucht werden. Aber nicht gerade von der, die sie mir mit aller Gewalt an den Hals laden möchten.«
»War es denn eine Frau?«
Ich knurrte laut und vernehmlich. Er mochte das für eine Zustimmung halten.
»Und warum willst du ihren Besuch nicht annehmen?«
»Weil ich sie nicht ausstehen kann! Aber darüber möchte ich nicht sprechen. Der Direktor kniete mir förmlich auf der Seele. Ich bin bei meiner Ablehnung geblieben. Es fehlte mir noch, wenn man schon hier im Zuchthaus keine Ruhe mehr vor den Weibern hat!«
Ich hörte, dass Bullen Jack kicherte.
»Du bist aber ein hartgesottener Bursche« sagte er. »Bist du immer so?«
»Kommt darauf an, um was es sich dreht«, erwiderte ich. »Warum willst du es wissen?«
Bullen Jack kicherte wieder.
»Gefällt es dir hier? Hast du Lust, in zehn oder zwölf Tagen hingerichtet zu werden?«
»Alberne Frage! Wer hat dazu wohl Lust. Du etwa?«
Aus dem Gekicher wurde ein richtiges Gelächter. Als er sich einigermaßen wieder beruhigt hatte, erklärte er mir, dass ein großer Ausbruch in vier Tagen inszeniert werden sollte, und fragte, ob ich bereit sei, daran mitzuwirken. Selbstverständlich sagte ich zu, und er setzte mir flüsternd einen Teil der Aufgabe auseinander, die ich dabei zu übernehmen hätte. Nach reiflicher Überlegung beschloss ich, die für den heutigen Abend mir aufgetragene Sache tatsächlich auszuführen, um weiterhin Bullen Jacks Vertrauen zu genießen.
Nach dem Abendessen meldete ich mich bei dem für den Todesblock zuständigen Oberaufseher. Er
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