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0060 - Ich saß im Todesblock

0060 - Ich saß im Todesblock

Titel: 0060 - Ich saß im Todesblock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich saß im Todesblock
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und trocknete sich damit den Schweiß ab, der in kleinen Rinnsalen vom Hals her über die breite, braun gebrannte Brust lief.
    »Wie soll es einem gehen, wenn man jeden Augenblick damit rechnen muss, dass einem ein Motorblock auf den Schädel oder ein Vorschlaghammer ins Kreuz fliegt?«
    Phil grinste.
    »Es wäre gegen die Wahrscheinlichkeitsrechnung«, sagte er »dass sich an einem Tag und an einem Ort gleich zwei tödliche Unfälle ereignen.«
    Joe machte eine heftige Gebärde.
    »Aber es ist sicher nicht gegen die Wahrscheinlichkeitsrechnung, dass sich an einem Tag und am gleichen Ort zwei Morde abspielen können, nicht wahr?«
    »No. Das hat es sogar schon ein paarmal gegeben.«
    »Na also!«
    Phil betrachtete das Werkstück, das der junge Sträfling im Schraubstock hatte. Ganz nebenbei fragte er: »Du glaubst also nicht, dass es ein Unfall war?«
    Er sah den Gefragten aus den Augenwinkeln prüfend an.
    »Oder was meinst du?«
    Der Sträfling gab Phils Blick prüfend zurück. Man konnte ihm anmerken, dass er angestrengt nachdachte. Erst nach einer ganzen Weile erwiderte er: »Die drei Augenzeugen haben ja gesagt, dass sie bereit sind, zu beschwören, dass es ein unglücklicher Zufall war. Ein klarer Unfall. Sie müssen es wissen. Was ich dabei glaube, spielt überhaupt keine Rolle. Und wenn du mir darüber neugierige Fragen stellen willst, dann rate ich dir, es lieber zu lassen. Ich weiß nichts, und ich will auch nichts wissen.«
    Er wandte sich wieder seiner Arbeit zu und gab durch sein Verhalten deutlich zu verstehen, dass er für eine Fortsetzung dieses Gespräches nicht zu haben war.
    ***
    Phil unternahm noch einen dritten Versuch, sich über die wirklichen Geschehnisse, die zum Tode Jean Moires führten, zutreffend unterrichten zu lassen, aber auch dieser Versuch schlug fehl. Die Häftlinge hatten offensichtlich Angst, was einem Moire passiert war, könne auch ihnen zustoßen, wenn sie sich zu viele Gedanken über Dinge machten, die im Verborgenen bleiben sollten. Es war völlig sinnlos, auch nur einen einzigen Sträfling mehr über diesen zweifelhaften Unglücksfall zu befragen, und Phil verzichtete notgedrungen darauf. Bis kurz vor Feierabend verbrachte er die Zeit mit mehr oder weniger nützlichen Beschäftigungen, die er sich selbst zuteilte. Dabei war er darauf bedacht, mit möglichst vielen Sträflingen so etwas wie einen persönlichen Kontakt herzustellen, um sich nach und nach ihr Vertrauen erwerben zu können, damit er Aussicht haben durfte, in ihre geheimen Pläne eingeweiht zu werden.
    Die anderen Abteilungen des großen Zuchthauses hatten früher Feierabend, weil sie alle während der Arbeit benötigten Kraftfahrzeuge noch in der Reparaturwerkstatt abzuliefern hatten. Dort wurden die Wagen allabendlich einer kurzen Inspektion unterzogen. Daher kam es, dass in der Reparaturabteilung,abends länger als in den anderen Abteilungen gearbeitet wurde. Da die dort beschäftigten Häftlinge zur morgendlichen Ausgabe der Wagen auch noch früher als die anderen Abteilungen beginnen mussten, hatte die Reparaturabteilung den seltenen Vorzug einer vierstündigen Mittagspause, die um elf Uhr begann und um drei endete. Als kurz nach sechs Uhr die Lastwagen der Sprengkommandos aus dem Steinbruch zurückkamen und zur täglichen Inspektion in die Reparaturwerkstatt gefahren wurden, hielt sich Phil absichtlich in der Nähe der großen Eingangstür auf. Er hatte beobachtet, dass Coli Buster sich auffällig um die heimkehrenden Wagen bemühte. Hinter einem seitlich abgestellten Truck beobachtete Phil die Rückkehr der Autos. Er konnte einigermaßen den Platz vor der Reparaturhalle überblicken, ohne selbst gesehen zu werden. Als einer der Letzten erschien Rob Caroon und brachte einen schweren Lastwagen von der Arbeit aus dem Steinbruch heim. Er winkte Buster zu. Der näherte sich sofort dem Wagen und stieg auf das Trittbrett des Führerhauses. Caroon reichte zweimal ein paar Gegenstände heraus, die Phil aus der Entfernung nicht erkennen konnte.
    Buster schlich sich sofort damit in die Halle zurück.
    Phil folgte ihm vorsichtig. Die vielen herumstehenden Autos gaben ihm ausreichend Möglichkeit, immer in Deckung zu bleiben.
    Buster schlich durch die ganze Halle und bemühte sich, von keinem gesehen zu werden. Dass Phil ihm folgte, ahnte er nicht.
    Durch den hinteren Torausgang schlich Buster ins Freie. Dort befand sich der große Behälter, in dem der Schrott gesammelt wurde. Phil hatte ja im Laufe des Tages schon

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