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0061 - Der Hexenberg

0061 - Der Hexenberg

Titel: 0061 - Der Hexenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Mademoiselle«, wurde Nicole begrüßt. »Sie werden es sicherlich nicht bereuen.«
    »Und was… was passiert jetzt?« Nicole hatte einige Mühe, den Kloß zu verdrängen, der in ihrer Kehle saß.
    »Geduld, liebe Freundin, Geduld!«, antwortete Fabienne. »Bitte folgen Sie mir!«
    »Wo gehen wir hin?«, fragte Nicole.
    Die Gouvernante beantwortete diese Frage nicht, machte nur eine einladende Handbewegung und schritt voran – weiter in den Park hinein.
    Mit gemischten Gefühlen folgte Nicole. Irgendwie hatte sie plötzlich das Gefühl, etwas Schrecklichem entgegenzugehen. Aber noch war sie nicht bereit, das Unternehmen abzublasen. Ihre Neugier und der Wunsch, Zamorra zu helfen, waren stärker als die Furcht, die in ihrem Innersten hoch kroch.
    Dennoch – der Park, der ihr immer mehr wie ein verwunschenes Märchenland vorkam, zerrte furchtbar an ihren Nerven.
    Sie war ungemein froh, als sie merkte, dass das Ziel offenbar außerhalb des Gartens lag. Nach ein paar Minuten standen sie vor einer eisernen Pforte, bei der es sich um einen rückwärtigen Parkeingang handelte. Jenseits des brusthohen Jägerzauns erkannte sie das Asphaltband eines befahrbaren Weges.
    Fabienne Duquesne holte einen Schlüssel hervor und öffnete die Pforte. Das Quietschen der Scharniere wirkte in seiner Natürlichkeit beinahe beruhigend auf Nicole.
    Sie traten auf den Weg hinaus. Ein paar Schritte weiter stand ein Citroën. Keine schwere Limousine, sondern eins jener kleinen, wendigen Fahrzeuge, die der Volksmund ›Ente‹ getauft hatte.
    Die Gouvernante ging auf den Wagen zu, öffnete die Beifahrertür.
    »Bitte sehr, Mademoiselle!«
    »Fahren wir weg? Wohin?«
    »Nicht weit«, antwortete Fabienne. »Bitte, steigen Sie ein.«
    Nicole kam der Aufforderung nach. Ihre Begleiterin ging um das Auto herum und nahm Platz auf dem Fahrersitz.
    Sie fuhr sofort los, machte jedoch keine Anstalten, die Scheinwerfer einzuschalten.
    Nicole nahm an, dass diese Unterlassung auf Vergesslichkeit beruhte, und streckte die Hand nach dem Lichtschalter aus. Die Gouvernante hinderte sie jedoch daran, ihn zu betätigen.
    »Lassen Sie das, Mademoiselle. Es ist vorteilhafter für uns, wenn uns niemand sieht.«
    Achselzuckend lehnte sich Nicole zurück. Sie war beunruhigt, riss sich aber zusammen. Es war wohl besser, der Frau gegenüber keine Schwäche zu zeigen.
    Die Fahrt ging ein ganzes Stück den befestigten Weg entlang. In der Ferne sah Nicole Lichter. Duffy, das nahegelegene Dorf.
    Fabienne Duquesne fuhr jedoch nicht in Richtung der Ortschaft.
    Sie bog nach rechts ab. Bald war der Lichtschein nur noch Erinnerung.
    Nicole fragte sich, wie die Gouvernante es fertig brachte, sich zu orientieren. Vollmond hin, Vollmond her – es war dunkel. Die Umgebung war nur in schwachen Umrissen zu erkennen. Und doch fuhr die Frau, als würde sie einer Leuchtspur folgen.
    Nicole merkte, dass sie das Asphaltband inzwischen verlassen hatten. Der Citroën schaukelte und rumpelte, dass es eine wahre Unfreude war. Der Untergrund war uneben. Nicole zweifelte stark daran, dass es sich überhaupt noch um einen Weg handelte. Sie hatte den Eindruck, dass es einfach querfeldein ging.
    Sie äußerte ihre Bedenken, aber Fabienne beruhigte sie.
    »Machen Sie sich keine Gedanken, Mademoiselle. Wir sind auf dem richtigen Weg.«
    Draußen huschten die Konturen von Bäumen vorbei. Sie schienen ziemlich dicht zu stehen.
    Befanden sie sich in einem Wald? Es sah beinahe so aus.
    Das Gelände stieg an, verhältnismäßig steil sogar. Nicole konnte das an dem Druck ermessen, mit dem sie gegen die Rückenlehne gepresst wurde.
    Schließlich ging es nicht mehr weiter. Fabienne Duquesne stellte den Motor ab und zog die Handbremse an.
    »Sind wir da?«, fragte Nicole.
    »Noch nicht ganz. Noch ein kleines Stückchen zu Fuß und dann…«
    »Und dann?«
    »Sie werden sehen, Mademoiselle!«
    Der Ton, in dem dieser Satz geäußert wurde, gefiel Nicole ganz und gar nicht. Da war ein leiser Triumph gewesen, Triumph verbunden mit… Schadenfreude. Sie glaubte nicht, dass sie sich geirrt hatte.
    Wieder spielte sie mit dem Gedanken, dieses Unternehmen vorzeitig abzubrechen. Sie hatte sich hier auf etwas eingelassen, dessen Konsequenzen sie nicht abschätzen konnte. Fabienne Duquesne führte irgendetwas Finsteres im Schilde. Hier in diesem einsamen, dunklen Waldstück…
    Die Erzieherin hatte das Fahrzeug bereits verlassen. Wenn sie sich jetzt ganz einfach auf den Fahrersitz schwang, den Zündschlüssel

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