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0062 - Der tödliche Zauber

0062 - Der tödliche Zauber

Titel: 0062 - Der tödliche Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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Orientierung zu behalten. Der Waldweg beschrieb einen sanften Bogen, und er hatte nun die Möglichkeit, diesen Bogen durch einen geraden Weg durch den Wald abzukürzen.
    Zamorra wollte sich erst einmal wieder dem Lager der Zigeuner nähern, um von dort aus die Spur aufzunehmen und nach der Frau zu suchen.
    Sie war direkt in den Wald hineingelaufen und hatte wohl bestimmt keine Lampe mit. Allerdings war nicht auszuschließen, daß der Schwarze Branko sie leitete. Was er eigentlich erwartete, wußte Zamorra im Moment noch gar nicht.
    Er wußte noch nicht einmal, was er die Frau fragen wollte, sollte er sie wirklich finden.
    Er verließ sich nur auf sein Glück, das ihm schon den richtigen Einstieg verschaffen würde.
    Ein leichter Wind war aufgekommen und trieb mit den Blättern ein raschelndes Spiel. Das hatte Vorteile, aber auch Nachteile. So wurden Zamorras Geräusche gedämpft, es hieß aber auch, das er sich auf diese Weise nicht an fremden Geräuschen orientieren konnte.
    Einen Moment blieb der Professor still stehen, um zu lauschen.
    Er hörte nichts. Im Lager der Zigeuner schien nächtliche Ruhe zu herrschen. In der Ferne aus Saintes-Maries-de-la-Mer hörte er Glockengeläut.
    Er schaute auf die Uhr. Halb elf.
    Eigentlich noch sehr früh. Wahrscheinlich hatten sich die Ereignisse im Lager der Ruiz-Sippe wie ein Lauffeuer im ganzen Lager verbreitet. Danach war bestimmt keine Lust mehr aufgekommen, noch lange an den Lagerfeuern zu sitzen und zu feiern.
    Zamorra ging weiter. Zum Glück standen die Bäume nicht sehr dicht beieinander, so daß er kaum Gefahr lief, sich den Schädel einzurennen. Mittlerweile hatten sich seine Augen auch an die Dunkelheit gewöhnt, und der Mond spendete genügend Licht, so daß er auf die Lampe verzichten konnte.
    Nach kurzer Zeit hatte er den Platz erreicht, wo er die Frau, Mercedes Ruiz, das letzte Mal gesehen hatte.
    Auch im Lager der Ruiz war alles still. Nirgendwo brannte Licht.
    Alles war ruhig und hatte sich bestimmt schlafen gelegt.
    Zamorra orientierte sich nun. Nachdem er einmal in die Runde geschaut hatte, schlug er den Weg ein, den Mercedes genommen hatte.
    Diesmal nahm Zamorra aber doch die Lampe zu Hilfe. Vielleicht entdeckte er irgendwelche Spuren, die ihm beweisen konnten, daß er sich in der richtigen Richtung bewegte.
    Er brauchte nicht lange zu suchen.
    An einem Ast entdeckte er einen bunten Stoffetzen. Er mußte von der Bluse der Frau stammen. Zamorra atmete innerlich auf. Dann hatte ihn sein Instinkt doch nicht getrogen.
    Zielstrebig ging er weiter. Jeden Moment rechnete er damit, der Frau gegenüberzustehen, doch es rührte sich nichts.
    Einmal glaubte er, ein Rascheln hinter sich zu hören. Augenblicklich erstarrte er, doch es war wohl nur ein Nachttier gewesen.
    Im dünnen Strahl seiner Lampe konnte er bald erkennen, daß die Bäume weniger dicht standen. Schließlich hörten sie ganz auf, und der Professor gelangte an eine kleine Lichtung.
    Eine Ahnung sagte ihm, daß er seinem Ziel ganz nahe war.
    Er wollte schon den Namen der Frau rufen, da ließ ihn eine rätselhafte Erscheinung verstummen.
    Inmitten der Lichtung, einige Zentimeter über dem Boden, entstand ein Flimmern. Es war, als würde Nebel aufziehen, jedoch ein Nebel, der mit der normalen Naturerscheinung wenig gemeinsam hatte.
    Es war ein Leuchten, eine Wolke Licht, die auf einmal über der Lichtung schwebte. Zamorra hatte die Lampe längst ausgeschaltet, damit niemand etwas von seiner Anwesenheit bemerkte.
    Zamorra kannte dieses fahle Lichtflimmern. Wie oft hatte er das schon beobachten können. Es hatte immer das Erscheinen eines Wesens jenseits der irdischen Dimensionen angekündigt.
    Wahrscheinlich war es auch dieses Mal so.
    Sollte Zamorra endlich diesem berüchtigten Schwarzen Branko gegenüberstehen?
    Die Lichtwolke begann sich zu verdichten. Eine kantige eckige Form schälte sich heraus.
    Und dann schwebte plötzlich ein prächtiger Zigeunerwagen über der Lichtung. Zwei Pferde waren davorgespannt. Es waren Rappen, die nervös mit den Hufen hin- und hertrippelten. Sie wirkten wie hochgezüchtete Rennpferde vor dem Start.
    Fasziniert beobachtete Zamorra das unheimliche Schauspiel.
    Die Bank auf dem Kutschbock war leer. Es war niemand zu sehen, der den Wagen lenkte.
    Bis sich die Plane auftat. Eine unsichtbare Hand schob sie auseinander.
    Und dann erblickte Zamorra ein Gesicht, das dem Teufel gehören mußte.
    Es war die Fratze eines alten Mannes, die mehr einem Totenschädel glich. Sein

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