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0062 - Der tödliche Zauber

0062 - Der tödliche Zauber

Titel: 0062 - Der tödliche Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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zahnloser Mund war eingefallen, unzählige Falten furchten die pergamentartige Haut, die sich über den Schädel spannte.
    Schüttere weiße Haare hingen dem Ungeheuer in die trüben Augen.
    Der unheimliche Alte kniete in dem Wagen und richtete sich nun auf. Er trat ein Stück vor und beugte sich über den Rand der Ladefläche.
    Dabei konnte Zamorra auf der Stirn der Geistererscheinung ein goldenes Glänzen und Schimmern ausmachen. Der Professor schaute genauer hin, und dann erkannte er, was es war.
    Es war ein Amulett, das der Alte sich mit einer Kette um die Stirn gelegt hatte. Es hing direkt über der Nasenwurzel. Das war wohl das Amulett, von dem Delgado Ruiz gesprochen hatte. Mit diesem alten Schmuck zeichnete der Schwarze Branko wohl immer seine Opfer, unschuldige Mädchen, die nichts dafür konnten, wenn sie den Männern, die sich in sie verliebten, Unheil brachten.
    Jetzt tat der Alte den Mund auf. Ein heiseres Krächzen scholl über die Lichtung.
    »Mercedes, Täubchen, wo bist du? Zeige dich! Komm zu mir! Dein Meister erwartet dich, der Schwarze Branko! Er fordert sein Recht! Laß mich nicht warten!«
    Etwa fünfzehn Meter von Zamorra entfernt raschelte es im Unterholz. Der Wind hatte sich unerwarteterweise gelegt, darum konnte Zamorra das leise Geräusch hören.
    Etwas bewegte sich dort.
    Eine Gestalt trat hinaus auf die Lichtung, in der Zamorra Mercedes Ruiz erkannte.
    Also war sie dem Ruf ihres unseligen Herrn gefolgt. Zamorra tat dieses unschuldige Mädchen leid. Er konnte sich gut vorstellen, was in ihr vorgehen mußte, wenn sie sah, was mit den Männern geschah, mit denen sie zusammen war.
    Sie mußte immer wieder aufs Neue losgehen und dem Schwarzen Branko neue Jugend bringen. Zamorra konnte nicht glauben, daß es soviel Grausamkeit geben konnte, doch die Dämonen der Finsternis hatten mit den Menschen kein Mitleid. Und am schlimmsten waren die Menschen, die mit dem Satan einen Bund geschlossen hatten.
    Sie hatten alles hinter sich gelassen, was den Menschen zum Menschen macht. Sie hatten sich verkauft und mußten eigentlich für ihre schreckliche Tat mit ewiger Verdammnis bestraft werden.
    Mercedes Ruiz ging nun auf den Wagen zu.
    Ihre Bluse war zerfetzt, und alabasterweiße Haut kam zum Vorschein. Die Frau war eine perfekte Schönheit – doch auch dies ein Werk des Teufels.
    »Nun, mein Täubchen, wen bringst du mir dieses Mal? Du hast doch sicher etwas für mich, oder?«
    Ein bösartiges Grinsen glitt über das Gesicht des Unheimlichen.
    Mercedes Ruiz schüttelte den Kopf. Man merkte ihr an, daß sie unsagbare Angst haben mußte.
    Sie zuckte zurück, als der Schwarze Branko eine Bewegung machte, die aber nicht ihr galt. Er hatte nur die Plane etwas weiter zur Seite geschoben.
    Er lachte hämisch.
    »Du hast wohl Angst, wie? Vergiß nicht, daß ich dein Herr und Meister bin. Schon vor Jahren habe ich dich ausersehen. Du weißt ja, es ist immer wieder eine andere junge Frau aus eurer Mitte. Und niemand kann sich gegen mich zur Wehr setzen.«
    Mercedes Ruiz nickte ergeben. Sie wollte etwas erwidern doch sie brachte keinen Ton heraus. Sie schluckte. Zamorra konnte sehen, wie sich die Muskeln ihres Halses spannten.
    Sollte sie etwa beabsichtigen, gegen den Dämon zu kämpfen? Zamorra machte sich schon bereit, einzugreifen.
    Da wurde ihm die Entscheidung abgenommen.
    Links von ihm brach jemand durch die Büsche wie ein Stier auf der Jagd nach der Kuh.
    Jemand schrie: »Halt! Satan, halt!«
    Zamorra kam die Stimme bekannt vor. Er grübelte noch nach, da tauchte der Eigentümer der Stimme auf. Es war sein Freund Bill Fleming!
    Voller Entsetzen starrte der Professor auf die Lichtung. Er wußte genau, er hatte keine Waffe, mit der er hätte wirksam eingreifen können. Er hatte sein Amulett nicht bei sich und auch sonst kein Kampfmittel.
    Ohnmächtig mußte er mit ansehen, wie Branko den totenähnlichen Schädel wandte und den Störenfried musterte.
    »Da ist doch jemand, mein Täubchen! Ich dachte, du hättest niemanden für mich.«
    Auch Mercedes war entsetzt. Mit offenem Mund starrte sie Bill Fleming an. Sie konnte nicht begreifen, wie er hierher gekommen war.
    Hatte er sie etwa verfolgt?
    Oder war er auch einer von den Satansdienern?
    Der Schwarze Branko redete wieder.
    »So meine Kinder, es ist mir eine besondere Freude, es einmal ganz anders zu machen. Ich nehme euch beide mit. Und dann werde ich euch verheiraten. Ihr werdet eine Nacht gemeinsam verbringen, und dann muß er sterben. Aber dann mein

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