0063 - Geschäft mit der Angst
schriftlich noch einmal an meine Dienststelle!«
»Warten Sie einen Augenblick, bitte!«
Drüben knallte der Hörer auf den Tisch, und ich hörte schnelle Schritte sich entfernen.
Garvin blickte nicht auf. Er saß in seinem Sessel und hielt den Kopf in die Hand gestützt.
»Sie sagten vorhin, Mr. Garvin, Sie hätten es geahnt. Wie darf ich das verstehen?«
Er winkte müde mit der Hand ab.
»Geahnt - was habe ich geahnt? Nichts. Ich habe mich nur ein bisschen gewundert. Mr. Wiseman überließ mir sonst alles, was mit der Börsenzulassung neuer Gesellschaften zusammenhing, und jetzt hatte er sich jede Einmischung verboten. Das kam mir von Anfang an komisch vor!«
Am Telefon meldete sich die Dame schon wieder.
»Hallo, hören Sie noch?«
»Ja. Natürlich.«
»Also, die North Jersey Housing uthority verfügt über gar keinen Grundbesitz, wenigstens nicht in unserem Bezirk. Aber ich wüsste nicht, wer noch für North Jersey zuständig sein könnte. Welche Gegend haben Sie denn besonders im Auge?«
»Das Gebiet östlich des Highway 7.«
Einen Augenblick war Stille, und ich stellte mir vor, wie sie jetzt die Augen zu irgendeiner großen Landkarte hob.
»Aber das ganze Gebiet dort ist überhaupt nicht für Bauzwecke freigegeben!«, rief sie auf einmal. »Bis zur Verbindungsstraße vollkommen gesperrt und nördlich davon hat das Verteidigungsministerium Einspruchsrecht… oh weh, das hätte ich wohl doch nicht verraten dürfen, glaube ich…«
»Keine Sorge. Ich werde kaum etwas weitererzählen«, beruhigte ich sie. »Aber das genügt mir schon. Schreiben Sie’s auf und schicken Sie es mir zum Distriktgebäude. Agent Jerry Cotton.«
»Oh, selbstverständlich, Agent Cotton.«
Ich hängte ein und blickte Mr. Garvin an.
»Wie nennt man eine Aktiengesellschaft, welche Aktien ausgibt, ohne den entsprechenden Gegenwert zu besitzen?«, fragte ich anzüglich.
Er antwortete nicht.
»Eine Schwindelfirma«, sagte ich. »Und wie beurteilt man eine Börse, welche auf solche Tricks hereinfällt, Mr. Garvin?«
Er schüttelte verzweifelt den Kopf und hielt sich die Ohren zu. Es war anscheinend genug.
»Zwei Fragen noch. Wo finde ich Mr. Wiseman, und wo liegt der Erlös der ersten Aktientranche deponiert?«
»Ich weiß nicht«, murmelte der unglückliche Mann.
»Wiseman ist heute Mittag in Urlaub gefahren. Und das Geld wird in unserem Tresor liegen - dass heißt, es handelt sich ja meist nur um Bankanweisungen!«
»Öffnen Sie mir den Tresor!«, befahl ich. Er rappelte sich hoch und ging schwankend zur Tür. Ich folgte ihm durch die Korridore, die Treppen und dann hinab in den Keller vor dem großen Tresor. Er hantierte lange mit den Schlüsseln, bis die schwere Tür aufschwang, und dann schritten wir beide in den Raum für die Einzelsafes.
»Dieser!«, sagte Garvin. Die Tür war mit einem schönen Schild geschmückt: North Jersey Housing Authority. Garvin schloss auch diese Tür noch auf. Der Safe war zur Hälfte gefüllt mit Aktiendokumenten, deren Druckfarbe noch feucht schien.
Etwas anderes war nicht in dem Safe enthalten.
***
»Ich möchte, dass Sie einen Steckbrief über Funk herausgehen lassen, zwecks Ergreifung des Chairmans der hiesigen Börse Mr. Ernest Wiseman!«, sagte ich, als ich nach rasender Fahrt wieder vor Mr. High stand. Mr. High ist einiges von mir gewohnt, aber diesmal schreckte er doch zurück.
»Sind Sie ganz sicher, Jerry? Wenn wir den fälschlich suchen und festnehmen lassen, können wir unseren Abschied einreichen, und ich wette jede Summe, dass er auch angenommen wird.«
»Absolut sicher, Mr. High. Dieser Wiseman ist verantwortlich für die Freigabe der Aktien werte, und er musste als Chairman der Börse nachprüfen, ob die gesetzlich vorgeschriebenen Unterlagen vorhanden waren. Sie sind nicht vorhanden gewesen, darüber hinaus existiert die North Jersey Housing Authority gar nicht grundbuchmäßig, und das wäre doch das Mindeste, was man von einer Siedlungsgesellschaft verlangen könnte! Drittens hat man zwar einen gewaltigen Aktienvorrat im Tresor, aber nicht einen Dollar. Und der Vizepräsident der Börse hat überhaupt keine Ahnung, was gespielt wird!«
Mr. High nickte.
»Geben wir also über Funk einen Steckbrief von Wiseman heraus. Aber meinen Sie nicht doch, dass wir ihn möglichst ohne Aufsehen suchen sollten? Angesichts des Staatsbesuches?«
»Natürlich. Es wäre mehr als peinlich, wenn zu viel in die Öffentlichkeit käme. Ich bin ganz Ihrer Meinung.«
Mr. High
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