0064 - Der Hexer von Paris
richtigen Seite des Kontos abgebucht werden.
Ich bekam ein neues Zimmer. Nur drei Türen weiter. Einrichtungsmäßig sahen die Räume im Hilton alle gleich aus.
Ich schlüpfte in meinen leichten Sommeranzug, steckte all das ein, was wichtig war und ging dann zu Suko. »Können wir?« Suko nickte.
Mit dem Lift schossen wir wieder in die große Receptionshalle hinab. Diesmal herrschte weniger Betrieb, und sie war direkt gemütlich zu nennen.
Als wir schon auf den Ausgang zusteuerten, stieß Suko mich plötzlich an. »Da, der Kiosk!«
»Was ist denn?«
Suko lief schon hin. Er kaufte eine Zeitung. Einen Schritt vor mir blieb er stehen und drehte das Blatt so herum, daß nur die Titelseite entgegenprangte.
Ich sah erst die Überschrift.
Täuschung oder Wahrheit?
Ich las nicht weiter, denn das Bild unter der Headline sagte genug. Es zeigte den Eiffelturm, über dem ein gewaltiges Skelett schwebte. Und das Skelett kannte ich verdammt gut. Diesen schwarzen Schädel mit den hellen Augen und dem widerlichen Grinsen.
Vor mir sah ich den Schwarzen Tod!
***
Ich riß Suko die Zeitung förmlich aus der Hand und las sie im Stehen. Der Reporter erging sich in Vermutungen und Spekulationen. Tatsache jedoch blieb, daß in der vergangenen Nacht ein gewaltiges Skelett am Nachthimmel aufgetaucht war, das mit seinen Knochenarmen den Eiffelturm umfaßt hielt. Es hatte zahlreiche Zeugen gegeben, und das Skelett war auch fotographiert worden.
Eine Erklärung hatten die Zeitungsleute auch parat. Man sprach von einer Massensuggestion, von Beeinflussung und von einem makabren Scherz.
Scherz?
Nein, ich wußte es besser.
Gedankenverloren faltete ich die Zeitung wieder zusammen und verstaute sie in der Rocktasche.
»Dann haben wir es also nicht nur mit Belphegor zu tun, sondern auch mit unserem speziellen Freund.« Suko sprach genau das aus, was ich dachte.
»Muß wohl. Komm.«
Wir fuhren in die Tiefgarage. Ein Hotelpage ging mit und zeigte uns, wo der Leihwagen stand.
Der froschgrüne Renault war vollgetankt und mit dem nötigen Kartenmaterial versehen. Einen Stadtplan von Paris würden wir sicherlich brauchen.
Ich fuhr, und Suko saß neben mir wobei er den Stadtplan ausgebreitet auf seinen Knien liegen hatte.
Trotzdem verfuhren wir uns noch. Wir landeten plötzlich an der Ostseite des Bois de Boulogne, fuhren dann nach Norden und bogen am ehemaligen NATO-Hauptquartier nach rechts in die Avenue Foch ein. Sie führte direkt zum Are de Triomphe. Über die Avenue des Champs Elysees näherten wir uns dem Seinebogen. Die Wagen fuhren in Viererreihen, und ich mußte höllisch achtgeben, daß ich mit keinem zusammenstieß, denn der Rechtsverkehr bereitete mir zusätzliche Schwierigkeiten.
Irgendwie packten wir es und fanden das graue Polizeigebäude der Surete.
Ich fand auch eine Parklücke.
An der Anmeldung ließen wir uns mit Inspektor Le Bracs Büro verbinden.
»Ich komme runter«, rief Maurice durch den Hörer.
Er kam. Die Filterlose klebte ihm wieder zwischen den Lippen. Er hatte die Hemdsärmel hochgekrempelt, sein Schlips hing auf halb neun, und das Grinsen war breiter denn je.
»Sie sollten Ihren Glimmstengel mal anzünden«, schlug ich dem Inspektor vor.
Er winkte ab. »Um Himmels willen. Ich bin Nichtraucher.«
»Na denn.«
»Dann kommt mal mit hoch.« Le Brac führte uns zu einem Paternoster. In der vierten Etage stiegen wir aus, gingen durch einen muffig riechenden Gang, wurden von zwei schicken Mädchen angelächelt, wobei Le Brac die Augen verdrehte und betraten schließlich sein Büro.
»Voilà«, sagte er, »fühlen Sie sich wie zu Hause.«
Das ließ sich schwerlich verwirklichen. Ich kannte besser eingerichtete Büros. Die Nachbarräume waren nicht durch Wände getrennt, sondern durch Glasscheiben. Wir sahen Le Bracs Kollegen an den alten Schreibtischen hocken und telefonieren.
»Gefällt Ihnen nicht, wie?«
Ich schüttelte den Kopf.
Maurice Le Brac hob die Schultern. »Was will man machen? Der Alte ist schuld. Er will all seine Schäfchen im Auge behalten.«
Ich wechselte das Thema, indem ich die Zeitung aus der Tasche zog und das Blatt auf Le Bracs Schreibtisch legte. Ausgebreitet, versteht sich.
Der Inspektor kratzte sich am Kopf. »Na und?« fragte er. »Was soll das?«
»Ich möchte Ihre Meinung wissen, Maurice.«
Er winkte ab. »Kinkerlitzchen«, sagte er.
»Der Meinung bin ich allerdings nicht«, widersprach ich dem französischen Kollegen.
Er schaute mich erstaunt an, räusperte sich und
Weitere Kostenlose Bücher