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0066 - Dämonenrache

0066 - Dämonenrache

Titel: 0066 - Dämonenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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aufgerissen. Sie hielt die Schultern des dreijährigen Kebir fest, der vor ihr stand. Auch das Baby in der Wiege war verstummt.
    Ein junges Mädchen, eine hübsche, schwarzhaarige Araberin mit einem Schleier vor der unteren Gesichtshälfte, stand Sulima Aziz gegenüber. Altersmäßig waren sie nicht weit auseinander. Aber erfahrungsgemäß trennten sie Welten.
    Denn die junge Araberin war eine Tochter Abu Dschafars, eine Tätowierte, genau wie die blonde Französin. Diese lachte hart und metallisch.
    »Geh ins Schlafzimmer, Weib!« sagte sie. »Und sieh dir an, was du dort findest. Plärre nicht und tu, was wir dir sagen, sonst werden deine Kinder genauso aussehen.«
    Sulima Aziz schob Kebir in die Ecke, mit dem Gesicht zur Wand.
    Sie befahl ihm, so stehenzubleiben. Der Junge war vollkommen verschüchtert und schluchzte leise.
    Sulima Aziz öffnete die Schlafzimmertür. Durch das offenstehende Fenster wehte eine frische Brise herein und wirbelte ein wenig von der Asche hoch, die um den Totenschädel herum verstreut lag. Die arme junge Frau stand wie gebannt.
    Sie schwankte einen Augenblick. Ihre Lippen bebten, und ihre Augen waren stumpf, wirkten tot und leer.
    »Abdul?« hauchte sie.
    »Die Asche eines Hundes, der Abu Dschafars Mißfallen erregt hat«, sagte die blonde Französin mit grausamer Bosheit. Sie sprach Arabisch. »Du tust, was ich dir sage. Denk an deine Kinder. Merke dir gut, was hier geschehen ist. Wenn du erfährst, daß jemand gegen Abu Dschafar oder seinen Propheten Abd el Bekim ist, dann erzähle ihm, was dir widerfahren ist. Hast du mich verstanden?«
    Sulima Aziz nickte wie ein Automat. Die Französin sagte ihr, was sie tun sollte. Es war nicht viel. Sulima Aziz nickte wieder, und dann gingen die beiden Töchter Abu Dschafars hinaus. Diesmal traten sie aus der Tür wie normale Menschen, denn sie wollten in dem Mietshaus kein Aufsehen erregen.
    Sulima Aziz starrte immer noch auf die Überreste ihres Mannes.
    Sie hörte Kebir in der Küche laut weinen. Dann vernahm sie nichts mehr. Sie brach ohnmächtig vor dem Bett zusammen.
    ***
    Um die gleiche Zeit fuhr ein Krankenwagen vor dem Hotel Sultan vor.
    Der Hoteldirektor stand am Eingang, ein großer schlanker Araber mit hellem Anzug und einer Nelke im Knopfloch. Er war sonst um diese Zeit noch nie auf.
    Aber heute hatte ein Anruf ihn geweckt. Zwei Krankenpfleger mit weißen Kitteln stiegen aus. Sie öffneten die hintere Tür des Krankenwagens und holten eine Tragbahre heraus. Aus dem Laderaum des Kleinbusses stiegen zwei blutjunge Mädchen.
    Es waren Zwillinge, beide bildhübsch. Sie hatten brünettes Haar und trugen die Kleidung und die Mützen einer Eliteschule. Aber ihr Auftreten und der starre Ausdruck ihrer schönen Gesichter hatte nichts Schulmädchenhaftes an sich. Etwas Böses und Drohendes ging von ihnen aus.
    Die eine trat zu dem Hoteldirektor, griff ihm unters Kinn und kniff ihn fest.
    »Deine Haut ist feucht von Schweiß, du Feigling«, sagte sie. »Abd el Bekim läßt dich grüßen. Wo ist der Schlüssel?«
    Der Hoteldirektor reichte dem Mädchen den Zimmerschlüssel, den Zweitschlüssel.
    »Er wird fragen, wo sie geblieben ist. Was soll ich antworten?«
    »Das ist deine Sache.« Das blutjunge Mädchen lächelte. »Aber tue nichts, was uns verärgern könnte. Oder willst du einmal einen Blick auf meine rechte Seite werfen?«
    Der Hoteldirektor fuhr zurück, als hätte ihn eine Viper gebissen.
    »Nein, nein, um Allahs willen, nur das nicht! Ich werde alles regeln, alles, alles. Entschuldigt vielmals, daß ich gefragt habe. Entschuldigt bitte!«
    »Geh aus dem Weg!«
    Die beiden Mädchen und die Krankenpfleger mit der Bahre betraten das Hotel. Hotelgäste und der Portier beobachteten sie neugierig. Ohne sich darum zu kümmern, gingen sie zu einem der Lifts.
    Die Bahre paßte gerade hinein.
    Im fünften Stock stiegen die vier aus. Zielstrebig gingen sie zu dem Zimmer mit der Nummer 204. Das eine Mädchen mit der Schuluniform schloß die Tür leise auf. Das andere nahm eine Flasche und einen Wattebausch aus der Tasche.
    Die beiden Mädchen traten in den kleinen, dielenartigen Vorraum des Hotelzimmers. Rechts war der Eingang zum Bad. Das eine Mädchen träufelte eine farblose, stark riechende Flüssigkeit auf den großen Wattebausch. Das andere legte die Schuluniform und die Bluse ab.
    Für seine mädchenhaften kleinen Brüste brauchte es keinen Büstenhalter. Auf die rechte Seite des Mädchens, über die Rippen, war der Kopf des Abu Dschafar

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