0066 - Dämonenrache
Casablanca das Erforderliche zu besorgen, sich etwas auszuruhen und dann im Rif-Gebirge den entscheidenden Schlag zu führen.
»Es ist zu auffällig, wenn wir alle drei zusammen sind, noch dazu mit diesem Wagen«, sagte Zamorra, als sie über einen der breit ausgebauten Boulevards von Casablanca rollten. »Ihr beide bleibt im Hotel. Ich will sehen, ob ich heute abend noch etwas erreichen kann.«
Er fuhr zu einem großen Hotelhochhaus. Blaue Neonbuchstaben verkündeten seinen Namen – ›Fantasia‹. Livrierte Pagen rissen die Türen des Sportwagens auf. Bill Fleming und Nicole gingen zum Hotel, Zamorra fuhr weiter.
Bill Fleming mietete ein Doppelzimmer und ein Einzelzimmer. Er leistete mit einem Scheck der Banque de France eine Anzahlung, weil er und Nicole kein Gepäck hatten. Mittlerweile waren ihre Sachen über halb Nordafrika verstreut.
Ihr Reisegepäck befand sich vermutlich noch irgendwo auf dem internationalen Airport von Casablanca oder in den Lagern der Luftfrachtspedition.
Das Handgepäck war im Hotel Sultan in Tanger. Sie hatten nicht einmal eine Zahnbürste oder einen Rasierapparat dabei.
Die Hotelhalle erinnerte mit den Topfpalmen, den dicken Teppichen, Marmorsäulen, dem Springbrunnen und dem Baldachin an der Rezeption an Tausendundeine-Nacht. Die Zimmerpreise auch.
Bill Fleming fuhr mit Nicole nach oben zu den Zimmern. Sie wollten sich nur einmal umsehen. Als sie aus dem Lift stiegen und dem Pagen folgten, der sie führte, klopfte Bill auf seinen Magen.
»Da kann doch passieren was will«, sagte er. »Hunger habe ich immer.«
»Ich auch«, sagte Nicole. »Und gar nicht zu knapp. Ich könnte einen ganzen Hammel allein verschlingen.«
Sie lächelte, sie nahm den Hunger als ein gutes Zeichen. Er war immerhin menschlich.
»Einen zweibeinigen oder einen vierbeinigen?« fragte Bill.
»Von dir war nicht die Rede.«
Solange sie das Amulett um den Hals trug, auf dem Rücken unter der Kleidung verborgen, war Nicole wieder die alte, stellte Bill fest.
Er war sehr erleichtert, daß die teuflische Macht des Dämonenkopfes ihr im Moment nichts anhaben konnte.
***
Zamorra fuhr durch hellerleuchtete Stadtviertel und spähte in dunkle Gassen. In einem auch nachts geöffneten Geschäft kaufte er einen Rasierapparat, Zahnbürste und Zahnpasta sowie Lippenstift, Eau de Cologne und ein paar andere Kleinigkeiten für Nicole. In einer Basargasse konnte er schließlich sogar zwei Mondsteine auftreiben, Ceylon-Opale, feuriggelb schimmernd wie Katzenaugen.
Nach einem Telefonanruf im Hotel ›Fantasia‹, wo Zamorras Kreditwürdigkeit inzwischen nachgeprüft worden war, akzeptierte der Juwelier seinen Scheck. Wegen der Spezialanfertigungen, die Zamorra brauchte, konnte er ihm nur den Rat geben, es am nächsten Morgen noch einmal zu versuchen.
Jetzt war es schon zu spät.
Zamorra fand mit einiger Mühe zum Hotel zurück. Obwohl es schon Mitternacht war, brodelte in Casablanca der Verkehr und es herrschte ein Leben auf den Straßen, wie in Paris um zwölf Uhr mittags. Die Menschen in Casablanca hatten einen anderen Lebensrhythmus als die Europäer oder Amerikaner.
Im Hotel teilte Zamorra das Zimmer mit Bill Fleming, nachdem auch er im Hotelrestaurant gegessen hatte. Er schlief tief und fest.
Nicole im Hotelzimmer nebenan verfügte über das magische Amulett.
Auf Zamorras Nachttisch und auch auf dem Bill Flemings lag je ein Ring mit einem Ceylon-Opal. Der Juwelier hatte gegen einen Aufpreis eingewilligt, die Opale mit einem kleinen eingeritzten Halbmond zu versehen.
Der Ceylon-Opal, der Mondstein, war das Mineral, mit dem man Abu Dschafar bannen konnte. Besonders dann, wenn der Edelstein mit dem Zeichen des Halbmonds versehen war.
Zamorra nahm an, daß der Halbmond, das heilige Zeichen des Islam, zusammen mit dem Mondstein eine magische Gewalt über den Vater des Grauens hatte. Vielleicht gab es auch einen anderen Zusammenhang.
Wichtig war allein, daß der Mondstein mit dem Zeichen wirkte.
Nach zwölf Stunden tiefem Schlaf konnte Zamorra mit Nicole und Bill gleich das Lunch einnehmen. Dann fuhr er wieder in die Stadt, um die Dinge zu besorgen, die er dringend brauchte. Den Ring mit dem Mondstein trug er am Finger.
Zunächst erstand Zamorra bei einem Antiquitätenhändler zwei Krummschwerter und zwei Dolche. Der Antiquitätenhändler schliff sie ihm gleich, bis die Klingen rasiermesserscharf waren. Es handelte sich um ausgezeichnete Klingen, mehrfach gehärtet und ausgeschmiedet.
Zamorra ließ die Sachen
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