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0066 - Wächter der Verbannten

Titel: 0066 - Wächter der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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keines der Ackerbaugeräte eingeschaltet war die Straße entlangfahren. Dann schaltete er das Pflugwerk ein. Das Motorengeräusch wurde ein wenig intensiver, die Maschine bewegte sich langsamer, und hinter ihren Raupen kam ein dunkles, zwei Meter breites Stück umgepflügter Straße zum Vorschein.
    Chellish wollte die Maschine wenden, aber das gelang ihm erst nach ein paar halsbrecherischen Manövern. Er hielt vor Mullon an.
    „Erster Traktorist meldet sich zur Stelle", sagte er. „Wir können anfangen, Chef." Mullon nickte. „Die Frauen sollen den Proviant aufladen", sagte er zu einem der Umstehenden. „Dann wollen wir uns ein Stück Land aussuchen, mit dem wir am einfachsten zurechtkommen."
    Am frühen Morgen schon hatten die Frauen damit begonnen, Päckchen mit Konserven und Konzentratnahrung zuzubereiten, die die Männer mit hinausnehmen sollten. Denn Mullon hielt es für unnütz, zum Essen in die Stadt zu kommen, und trug sich sogar mit dem Gedanken, daß sie die Nacht draußen im Feld verbringen sollten, um keine Zeit zu verlieren. Zweihundert Quadratkilometer, das war ein Quadrat von rund vierzehn Kilometer Seitenlänge. Die Maschinen machten nicht mehr als fünfzehn Kilometer pro Stunde im Nullgang; über lange Zeit gesehen würden sie also eine Menge einsparen, wenn sie draußen blieben.
    Chellish schwang sich auf den Sitz neben Mullon.
    „Ich will nicht aufdringlich erscheinen", sagte er dabei. „Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich..."
    „Nein, ich habe nichts dagegen", unterbrach ihn Mullon lächelnd. „Vielleicht erzählen Sie mir unterwegs ein bißchen, was das für ein Leben ist als Kaiser von China."
    „Als...?" machte Chellish erstaunt. Dann erinnerte er sich an den Spaß, den er gestern gemacht hatte, und lachte.
    „Richtig, ja. Das ist eine interessante Sache!"
    Sie fuhren los. Mullon hielt in östlicher Richtung, weil er sich erinnerte, daß dort das Gelände ideal eben war, und weil er sich dachte, daß der Boden im Osten fruchtbarer sein müsse als im Westen, weil der Fluß die Erdkrume im Westen mitgerissen und im Osten wieder angeschwemmt hatte.
    Zwei Kilometer vor der Stadt fing Mullon an zu pflügen. Schräg gestaffelt bearbeiteten die Maschinen den grasigen Boden, jede von ihnen zog einen frisch gepflügten, zwei Meter breiten Streifen hinter sich her. Chellish rechnete. „Im Pflug-Gang machen wir nicht mehr als zehn Kilometer pro Stunde. Rastpausen eingerechnet, brauchen wir für vierzehn Kilometer also anderthalb Stunden. Bei jeder Vierzehn-Kilometer-Tour pflügen wir einen dreißig Meter breiten Streifen. Wir müssen also vierhundertundsiebzigmal hin- und herfahren. Das macht, warten Sie, siebenhundert Arbeitsstunden.
    Dann kommt dasselbe noch einmal im Egg-Gang und noch einmal im Saatgang. Macht alles in allem zweitausendeinhundert Arbeitsstunden."
    „Worauf wollen Sie hinaus?" fragte Mullon verwundert.
    „Daß wir es gar nicht schaffen können, selbst wenn wir wollten. Zweitausendundeinhundert Arbeitsstunden sind mindestens dreiundfünfzig Tage, also mehr als drei Monate. Und nach vier Monaten kommen die Peepsies schon wieder und wollen die Ernte."
    „Sie haben recht", gab Mullon zu. „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Was sollen wir tun?"
    Chellish zuckte mit den Schultern.
    „Halten Sie mal an!"
    „Warum?"
    „Das sag ich Ihnen nachher. Winken Sie den anderen, sie sollen weiterfahren."
    Mullon tat, was ihm geheißen war. Die vierzehn anderen Maschinen zogen weiter ihre Bahn, und nach einer Weile waren sie im Süden unter einem Vorhang hitzeflimmender Luft verschwunden.
    Mullon hatte den Motor ausgeschaltet. In unheimlicher Stille lag das weite Land - als gäbe es kein Leben außer dem Gras und den beiden Menschen, die reglos auf der Maschine hockten.
     
    4.
     
    „Schalten Sie mal an", sagte Chellish.
    Mullon legte einen Hebel um. „Hören Sie genau hin!" Mullon hörte ein schlurfendes, saugendes Geräusch, dann ein leises Rollen, als setze sich irgendwo im Innern der Maschine ein schwerer Wagen in Bewegung, schließlich ein dumpfes Surren, das immer lauter wurde, bis es zu dem gewohnten Motorengeräusch angeschwollen war.
    „Das genügt", sagte Chellish und legte den Hebel wieder um. Die Geräusche ertönten nun in umgekehrter Reihenfolge.
    „Was ist das?" fragte Chellish und sah Mullon aufmerksam an.
    Mullon machte ein mißmutiges Gesicht.
    „Ich kenne mich mit Hubschraubern und Autos aus, aber nicht mit Peepsie-Maschinen", erklärte

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