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0066 - Wächter der Verbannten

Titel: 0066 - Wächter der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gesehen."
    „Halten sie regelmäßig Wache?"
    „In den Zeltwänden sind kleine, mit Plastikglas verkleidete Gucklöcher. Sie sehen ab und zu hinaus. Am Minenwerfer sitzt auch einer, aber der schläft regelmäßig. Seltsamerweise ermüdet sie der hohe Luftdruck sehr rasch."
    „Das ist gar nicht seltsam", meinte Chellish. „Ungewohnter Luftdruck, ob zu hoch oder zu niedrig, ermüdet immer. Aber eines würde mich interessieren: Sie haben natürlich Luftschleusen in ihren Zelten. Wie lange lassen sie sich Zeit für den Druckausgleich?"
    Pashen schien sein inneres Gleichgewicht wiedergefunden zu haben. Er antwortete sehr leger: „Meist etwa zehn Minuten. Trotzdem sind sie ganz schön schlapp, wenn sie herauskommen."
    „Kein Wunder", lachte Chellish. „Ein Druckunterschied von fünfhundert Torr! Das ist derselbe Effekt, wie wenn Sie ... aus sechseinhalbtausend Metern Höhe in zehn Minuten bis auf normal Null herunterkommen. Das macht nicht einmal ein Fallschirmspringer."
    Chellish schien noch etwas fragen zu wollen. Es sah aus, als habe er vergessen, was es war. Dann hellte sich sein Gesicht plötzlich auf.
    „Ach ja! Sie waren schon in den Peepsie-Zelten drin? Wie fühlt man sich da?"
    „Erbärmlich", antwortete Pashen. „Ohrensausen, Schwindelgefühl, Atemnot."
    „Aber man kann es aushalten?"
    „Ja. Vor allen Dingen, wenn man gleich daran denkt und seine Bewegungen sparsam einrichtet."
    „Gut", sagte Chellish. „Das wäre alles. Kehren Sie zum Zeltlager zurück und finden Sie das Intervall heraus. Und denken Sie immer daran, was die Peepsies mit Ihnen anfangen werden, wenn sie erfahren, daß Sie uns das Geheimnis ihrer Zelte verraten haben!"
    Pashen stand auf. Eilig ging er hinaus.
    Durch Mullons Haus ging ein allgemeines Aufatmen. Wie gewöhnlich war Fraudy die erste, die ihre eigenen Gedanken in die Ecke stellte und zu fragen begann. „Mann Gottes!" stieß sie in ihrer burschikosen Art hervor: „Woher wissen Sie das alles?"
    „Beobachtung", sagte Chellish so unbefangen wie möglich. „Ich war ein paarmal in der Nacht draußen und habe mir die Zelte angesehen. Wissen Sie, woran man es erkennt?"
    „Nein", gestand Fraudy. „An der Art, wie die kleinen Gucklöcher angebracht sind. Man sieht deutlich die Dichtungswülste."
    Er sprach ein stilles Stoßgebet, daß sie wirklich Dichtungswülste finden würden, wenn sie einmal so weit waren, daß sie die Peepsie-Zelte aus der Nähe sehen konnten. Natürlich hatte er selbst keine entdeckt; er war nie nahe genug gewesen.
    Kurz nach Pashens Weggang kamen O'Bannon und die Wolleys herein. Sie wollten wissen, warum Pashen so ein verstörtes Gesicht gemacht hätte.
    Mullon erzählte, was vorgefallen war.
    Chellish bat die drei, die Sache vorläufig für sich zu behalten. Dann verabschiedete er sich und ging nach Hause. Er kochte sich eine Kanne Kaffee auf einem Hartbrennstoff-Kocher, den er sich aus dem Arsenal besorgt hatte, und machte sich daran, den Zünder für die geplante Bombe zu entwerfen.
    Als er die erste Zeichnung entworfen hatte, fiel ihm ein, daß er sich an seinen ursprünglichen Plan ja gar nicht mehr zu halten brauchte. Wenn es ihnen gelang, die zweihundert Peepsies im Zeltlager bald zu beseitigen, dann war alles viel einfacher.
    Bisher hatte er vorgehabt, das Spaltmaterial seiner Maschine als eine Bombenhälfte zu nehmen und von den Reaktoren der anderen vierzehn soviel abzukratzen, daß er daraus eine zweite Hälfte machen konnte. Das hatte den Zweck, daß die Maschinen weiterlaufen konnten. Jetzt hatte er das nicht mehr nötig.
    Wenn die zweihundert Peepsies nicht mehr im Wege waren, dann konnte er den gesamten Spaltstoff einer anderen Maschine als zweite Bombenhälfte nehmen. Es war ja niemand mehr da, dem es auffallen würde, daß eine Maschine stillag.
    Ja, so würde es gehen. Nach drei Stunden hatte er auf dem Papier einen Zünder konstruiert, der allen Anforderungen gerecht werden würde.
    Er besah sich sein Werk nicht ohne zufriedenen Stolz, führte dann mit Captain Blailey noch das übliche Gutenachtgespräch aus, in dessen Verlauf von keiner der beiden Seiten etwas Aufregendes gemeldet wurde - denn Chellish hatte die Absicht, die Überrumpelung der zweihundert Peepsies später als das Verdienst der Siedler hinzustellen - und ging dann zu Bett.
     
    5.
     
    In der Tat erschien Pashen, als die Sonne kaum aufgegangen war und sich erst wenige Männer auf der Straße befanden. Er sah verdrießlich aus, aber nicht so, als ob er Angst

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