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0067 - Der Teufelskrake

0067 - Der Teufelskrake

Titel: 0067 - Der Teufelskrake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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starten?«
    Zamorra sah auf die Uhr.
    »Die Fischer fahren zwischen vier und fünf Uhr aus. Ich muß die Strecke von hier bis Lenone hinzurechnen. Also wird es reichen, wenn ich um zwei Uhr losfahre.«
    Sie wollte etwas Freundliches sagen, oder auch etwas Kesses.
    Nichts dergleichen gelang ihr. Sie gab ihm die Hand. Er hielt sie länger als gewöhnlich. Er spürte Nicoles Bedrückung.
    »Du hast dir schon oft umsonst Sorgen gemacht«, sagte er und wollte seine eigene innere Ruhe auf sie übertragen. »Auch diesmal wird es Unnötig sein. In den Morgenstunden bin ich zurück.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Jedesmal kann es das letztemal sein«, sagte sie. »Du mußt selbst wissen, was du tust. Viel Glück.«
    »Danke, Nicole. Ich werde mit Bill noch eine Partie Schach spielen. Wenn ich verliere, werde ich dich wecken und mitnehmen. Gewinne ich, bedeutet das, daß ich über das Ungeheuer der Tiefe triumphieren werde. Abgemacht?«
    »Wenigstens ein Trost«, sagte Nicole Duval. Dann reichte sie Bill Fleming die Hand.
    »Seien Sie besser als gut, Bill. Sie müssen ihn schlagen. Ich will bei ihm sein, da draußen, in der Nacht und in der Dunkelheit.«
    »Ich werde ihn matt setzen«, versprach Bill Fleming.
    Aber die Partie lief so gut für Zamorra, daß der Schachgegner schon vor dem zwanzigsten Zug aufgeben mußte.
    »Arme Nicole«, sagte Bill Fleming und erhob sich. »Ich wünsche dir da draußen – bei deinem Abenteuer soviel Verstand wie im Spiel. Und noch mehr Glück dazu.«
    »Danke, mein Freund. Bis morgen also.«
    ***
    Zwei Uhr nachts.
    Der kleine Hafen lag vollkommen ruhig. In einigen der Hotels von Taormina brannten noch etliche Lichter. Die Touristen genossen ihren Urlaub in vollen Zügen. Für viele fing das Vergnügen erst nach Mitternacht an.
    Die übrige Stadt lag in tiefem Schlaf.
    Auch im Hafen war alles ruhig. Leise tuckerten die Wellen gegen die Rümpfe der Boote und Yachten.
    Das einzelne Motorboot, das soeben hinter einer kleinen Bucht verschwand und Kurs auf Lenone nahm, war das Boot des Professors. Er war längst mit dem gemieteten Wasserfahrzeug vertraut.
    Jetzt mutete er sich zu, bis weit ins offene Meer hinauszufahren. Er scheute sich nicht einmal, die Strudel vor den unheimlichen Felsen damit anzusteuern.
    Schnurgerade zog das Boot den kleinen Inseln entgegen. Nach fast zwei Stunden Fahrt sah der Professor die ersten kleinen Schatten vor den Küsten.
    Fischerboote. Kleine Boote, mit denen man auf Sardinenfang ging.
    Er ließ Lenone backbord neben sich liegen. Jetzt steuerte er einen weiten Bogen, um auch die anderen Inseln zu umfahren. Er wollte von Süden her an die Position Cirellis herankommen.
    Laufend prüfte er Kompaß und Gestirne. Er war sich in jeder Minute klar, wo er sich befand.
    Aber er mußte lange suchen. Der Forscher aus Palermo hatte auch seine zweite Position, die Corina festgehalten hatte, verlassen.
    Er kann nicht weit sein, dachte Zamorra. Systematisch hielt er auf die Felsen zu. Dann begann er mit der Suche. Er wählte einen weiten Kreisbogen rund um die Felsen. Dann drückte er das Steuer immer mehr ein. Der Durchmesser des Kreises wurde immer kleiner. Kein Boot, das sich in diesem Kreis befand, konnte seinen Augen entgehen.
    Da, nach fast einer Stunde, sah er die künstliche Insel.
    Sofort drosselte er den Motor. Nahm das Glas zur Hand. Ein Mann stand auf der Scheibe, die ihm als Anlegeplatz und Station zugleich diente.
    Das mußte Cirelli sein. Zamorra war im richtigen Augenblick gekommen.
    Er sah, wie Cirelli in einen dieser Anzüge stieg, die ihn unkenntlich machten. Schon war aus dem Forscher ein ungeheurer Krake geworden.
    Zamorra nahm das Glas nicht vom Auge. Da sah er das U-Boot.
    Sekunden später trat Cirelli an den Rand der Insel. In seiner Hand trug er eine der gefährlichsten modernen Unterseewaffen. Eine elektronische Harpune!
    Zamorra stieß einen leisen Fluch aus. Aber dann war er entschlossen, der Unterwasserstation einen Besuch abzustatten. Er hob die Tauchausrüstung vom Boden auf – und sah in das Gesicht Nicole Duvals.
    ***
    »Hallo, Zamorra«, sagte das Mädchen und stand auf. Sie trug noch die weißen Shorts und den engen Pulli vom Vortag. Die Morgenkühle setzte ihr ziemlich zu. Sie fröstelte und schlug sich mit den Armen um Leib und Schultern.
    »Du… du Biest!« sagte Zamorra. Aber dann mußte er über den Eifer und Tatendrang seiner Sekretärin lächeln.
    »Ich bin nicht deine Mitarbeiterin geworden, um zu schlafen oder Däumchen zu drehen,

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