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0067 - Zwischen 1000 Tonnen Dynamit

0067 - Zwischen 1000 Tonnen Dynamit

Titel: 0067 - Zwischen 1000 Tonnen Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwischen 1000 Tonnen Dynamit
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Brieftasche zurück.
    Hays sah sie flüchtig durch. »Da!« rief er zufrieden aus. »Sein Führerschein.«
    Wir blickten darauf. Richy Lesmond war der Name des Toten. Der Name einer in früheren Zeiten bekannten amerikanischen Familie. Jetzt nur noch die blasse Erinnerung an einen Toten.
    ***
    Mac Sandrish trottete in gespieltem Gleichmut über den großen Hof. Die Sonne stand an einem wolkenlosen Himmel, und der nackte Beton des Hofes warf ihre Glut flimmernd zurück.
    Drüben am Gebäude hing die große Normaluhr. Sie zeigte 2.20 Uhr nachmittags.
    Ungefähr 60 Gefangene waren auf dem Hof. Es waren die schweren Jungen aus der Strafanstalt. Keiner unter lebenslänglich, einige mit Todesstrafe.
    Sonst kam auf etwa 80 Gefangene ein Aufseher, hier hatte man für 60 Mann elf Wärter eingesetzt. Vier davon standen am Tor zu dem Block, in dem die Zellen lagen. Die anderen sieben hatten sich im Hof verteilt und standen in annähernd gleichen Abständen zueinander an den Begrenzungsmauern. Den Vorschriften entsprechend durften sie keine Schußwaffen bei sich führen, damit sich die Gefangenen nicht in den Besitz von Feuerwaffen setzen konnten, indem sie einen oder mehrere Wärter überfielen.
    Der Hof wurde an zwei Seiten von den acht Meter hohen Mauern begrenzt. An der östlichen Mauer, die zugleich Außenmauer des ganzen Zuchthauskomplexes war, stand zur linken Hofecke hin der große Wachturm, auf dem zwei schwenkbare Maschinengewehre eingebaut waren. Damit glaubte man, für die Bewachung der Gefangenen ausreichend gesorgt zu haben.
    An der Außenmauer führte eine Straße vorbei, die ebenfalls vom Wachturm aus eingesehen werden konnte. Sandrish wußte es, und er fragte sich mit einigem Recht, wie man es fertigbringen wollte, trotz des Wachturms an die Außenmauer eine Sprengladung heranzubringen.
    Sandrish hatte am Vortag Bescheid erhalten, daß sein Gnadengesuch vom Gouverneur abgelehnt worden war, und es gab für ihn jetzt keine andere Hoffnung mehr als ein Gelingen des Attentats auf die Mauer.
    Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Trotz der Hitze und trotz seines heftig ausbrechenden Schweißes war ihm eiskalt. Manchmal hatte er Schwindelanfälle, die er nur dadurch überwinden konnte, daß er stehenblieb und irgendeinen Punkt vor sich fest anstarrte.
    Allzusehr durfte er sich nicht gehen lassen, wenn er nicht das Aufsehen eines Wärters erregen wollte. Man würde ihn vielleicht sofort aus der Sonnenglut heraus und in die Gefängnislazarettabteilung führen, wenn man merkte, daß es mit seiner Gesundheit nicht zum besten stand. Natürlich waren es die Nerven, die einfach fertig waren, was sonst? Aber sollten die Nerven vielleicht nicht fertig sein? Ein paar Wochen allein in einer Zelle, den sicheren Tod vor sich, welche Nerven sollten das aushalten?
    Er tappte ein paar Schritte weiter. Er durfte sich nicht zu oft nach der Normaluhr an der einen Gebäudewand umdrehen, wenn er nicht deswegen auffallen wollte. Wahrscheinlich achtete niemand auf ihn, aber er hatte trotzdem das beklemmende Gefühl, als blickten alle Wärter nur zu ihm hin.
    Wie viele Minuten mochten jetzt vergangen sein? Sicher war es schon knapp vor halb. Er mußte noch einmal zur Uhr blicken, er mußte! Wenn er nicht zur richtigen Zeit hinter der sechseckigen Umspannsäule des Elektrizitätswerkes in Deckung ging, mußte er damit rechnen, daß ihm die Betonbrocken um die Ohren flogen.
    Einen Herzschlag lang zögerte er noch, dann wagte er es und drehte sich wieder um. Seit seinem letzten Blick zur Uhr waren ganze zwei Minuten vergangen.
    Er tappte weiter. Seine Knie hatten ein weiches Gefühl, und manchmal fürchtete er, er werde zu keinem weiteren Schritt imstande sein. Wenn es heute nicht klappte, konnte er der Hinrichtung nicht mehr entgehen.
    Wie oft hatte er in seinen gequälten Träumen den Gang zum Hinrichtungsraum gemacht! Er hatte diesen Raum noch nie gesehen. Auch den Weg dahin und die genaue Lage der Kammer waren ihm unbekannt. Aber unter den Gefangenen kursierten Gerüchte darüber, als wisse jeder einzelne ganz genau die Beschaffenheit dieses grauenhaften Platzes, wo Menschen »vom Leben zum Tod befördert« werden, wie es in der alten Urteilsformel heißt.
    Nachts war er aufgewacht. In Schweiß gebadet, trotzdem frierend vor Kälte und Todesfurcht, zähneklappernd und halb ohnmächtig vor herzabdrückender Angst, hatte er dann auf seiner Pritsche gelegen und stundenlang in ohnmächtiger Verzweiflung zur Decke gestarrt.
    In ihm war

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