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0067 - Zwischen 1000 Tonnen Dynamit

0067 - Zwischen 1000 Tonnen Dynamit

Titel: 0067 - Zwischen 1000 Tonnen Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwischen 1000 Tonnen Dynamit
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nichts von Reue gewesen über jene Tat, die ihn in all diese Nöte gebracht hatte. Nur ein grimmiger Haß auf alle Menschen, ein blutrünstiger Haß auf die ganze Gesellschaft war langsam in ihm herangewachsen. Alles, was sich andere durch Fleiß, harte Arbeit und Sparsamkeit erworben hatten, schrieb er ihrem Glück, ihrem Herkommen, ihren Beziehungen zu, alles, was ihn selbst immer wieder auf die unterste Stufe der Gesellschaft zurückgeworfen hatte, war natürlich nur sein Pech, sein Unglück, immer etwas, woran er keine Schuld hatte. Seit seiner Kindheit war er noch nie an irgend etwas schuld gewesen. Das hatte sich ein Leben lang nicht geändert.
    Er blieb erneut stehen. Die Luft über der Betondecke des Hofes flimmerte und stieg heiß vom Boden empor.
    Zum Henker, wie lange sollte es noch dauern, bis jämmerliche acht Minuten vergangen waren? Er hielt es nicht mehr aus und sah wieder zur Uhr.
    2.24 Uhr!
    Am liebsten hätte er sich hinfallen lassen und sich nicht mehr gerührt. Wer sollte das aushalten? Eine Minute bestand aus tausend qualvollen Ewigkeiten. Und wenn draußen irgend etwas nicht klappte? Wenn der ganze Plan scheiterte? Wenn die ganze wahnsinnige Hoffnung umsonst in ihm geweckt worden war?
    Nein, es durfte nicht schiefgehen. Es mußte klappen. Es mußte! Sein Leben, sein jämmerliches, armseliges, einziges Leben hing daran. Oh, er wollte zufrieden sein, wenn er nur überhaupt leben durfte! Keine Ansprüche mehr wollte er stellen, nur noch leben dürfen, ganz bescheiden leben dürfen!
    Dem Zusammenbruch nahe, schleppte er sich in die Runde. Vor ihm und hinter ihm klirrten die schweren Arbeitsschuhe der anderen Gefangenen. Er hörte das Geräusch ihrer Schritte wie durch eine trennende Wand.
    Niemand sprach mit ihm. Er hatte sich in den letzten Tagen absichtlich von allen zurückgezogen. Wenn es soweit war, mußte er allein sein. Niemand hatte etwas Auffälliges daran gefunden, daß er plötzlich zum Eigenbrötler wurde. Die Todeskandidaten bekamen alle irgendeinen Tick.
    Verstohlen schielte er zur Mitte des Hofes hin. Eine sechseckige Betonsäule von ungefähr acht Yard Durchmesser stand dort wie ein steinernes Mahnmal fest und wuchtig auf ihrem Platz.
    Sie mußte eine vorzügliche Deckung gegen die Mauer hin abgeben. Zum Glück gingen die Gefangenen nicht in einem Kreis spazieren, wie es zwar die eigentliche Vorschrift war, wie es aber schon seit Jahren nicht mehr geschah. Die Wärter wußten, daß diese Boys hier nichts mehr zu gewinnen hatten, und warum sollten sie nicht kreuz und quer über den Hof gehen dürfen, wenn sie dadurch für ein paar Minuten das trügerische Gefühl bekamen, sie wären frei und könnten gehen, wie es ihnen gefiel?
    In der Schattenseite der Säule hockten zwei Sträflinge, denen die Hitze zuviel geworden war. Es konnte nicht auffallen, wenn er sich zur richtigen Zeit zu ihnen gesellte, als suche auch er etwas Schutz vor der unbarmherzigen Sonne.
    Er brauchte dann nur auf die Minute genau um 2.29 Uhr sich auf die Seite der Säule zu stellen, die der Außenmauer genau entgegengesetzt war, so daß sich die Betonsäule zwischen ihm und der Mauer befand.
    Würde er es schaffen? Er hatte eine nicht unbeträchtliche Strecke bis zur Mauer zurückzulegen. Und vielleicht konnten die Leute auf dem Turm ihn sehen, wenn er über den Hof lief. Vielleicht würden sie sogar die beiden Maschinengewehre auf ihn richten und schießen.
    Wenn sie klug waren, würden sie mit den beiden Maschinengewehren einfach eine Sperrfeuerkette vor ihn legen. Einen Vorhang aus heißen Kugeln, durch den er nicht unverletzt hindurchkommen konnte.
    Vielleicht schossen sie auch direkt auf ihn. Dann hatte er bessere Aussichten, denn mit raschem Zickzacklauf konnte er schnell genug aus dem Schußwinkel der beiden Maschinengewehre herauskommen.
    Alles hing nur von der Art der Sprengung ab. Er hätte sich gewünscht, sie würde so stark ausfallen, daß minutenlang alles in Rauch, Staub und Explosionsqualm begraben wäre.
    Ein neuer Blick zur Uhr.
    2.28 Uhr.
    Endlich. Noch zwei Minuten. Ganze 120 Sekunden. Annähernd gleichviel Herzschläge.
    Er bog ab und schleppte sich in gespielter Müdigkeit zur Mitte des Hofes hin. Er zählte seine Schritte, weil er glaubte, daß sie ungefähr der Zahl der Sekunden gleichkommen müßten. Als er die Betonsäule erreicht hatte, waren 49 Sekunden vergangen. Noch 71 Sekunden!
    Er ging rund um die Säule. Sie war hohl und barg eine elektrische Anlage, wie er einmal gesehen hatte,

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