Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0068 - Die Geisternacht

0068 - Die Geisternacht

Titel: 0068 - Die Geisternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
Vom Netzwerk:
Indianer. »Aber im übrigen gut.«
    »Ausgezeichnet, Tizoc. Dann wappnen Sie sich schon mal. Gleich gibt es Arbeit.«
    ***
    Der Verdacht des Professors verdichtete sich. Wenn das keine Suchpatrouillen waren, dann wollte er ab sofort tot umfallen. Oder gab es sonst einen Grund, dass sie jedes einzelne Haus in Sichtweite betraten und kurz danach wieder verließen? Bestimmt nicht.
    Einer der Suchtrupps, zwei Mann, näherte sich jetzt mit einer Fackel zielstrebig den beiden Häusern, zwischen denen sie sich verborgen hielten.
    Zamorra machte zwei, drei gymnastische Übungen, um die Muskeln zu lockern. Die Armverletzung spürte er kaum noch. Er fühlte sich topfit.
    »Warten Sie hier auf mich, Tizoc«, raunte er seinem Begleiter zu.
    »Was haben Sie vor, Señor?«
    Der Professor wollte sich längere Erklärungen ersparen.
    »Bin gleich wieder da«, sagte er deshalb nur kurz. Dann trat er ein paar Schritte vor und lugte um die Ecke.
    Die beiden Männer, die ihm aufgefallen waren, standen vor dem gegenüberliegenden Haus. Einer von ihnen trommelte gegen die Tür. Niemand öffnete.
    Die zwei machten kurzen Prozess. Der Größere von ihnen langte unter seinen Umhang und holte einen nur undeutlich erkennbaren Gegenstand hervor, der in etwa einer Flasche ähnelte.
    Es war keine Flasche, sondern eine Keule, wie Zamorra sofort feststellen konnte. Der Mann holte schwungvoll aus und schlug zu. Das hässliche Geräusch splitternden Holzes wurde hörbar, wiederholte sich noch mehrmals. Anschließend verschwanden die Männer im Haus.
    Raue Sitten , dachte Zamorra. Von der Achtung vor Privateigentum hielt man hier wohl nicht viel. Wenn sie mit Menschen, die nicht sofort spurten, genauso umgingen, dann gute Nacht.
    Der Professor huschte über die Gasse, auf den Hauseingang zu, den die beiden Männer soeben gesprengt hatten. Er hörte sie drinnen herumfuhrwerken und Rufe ausstoßen, die allerdings nicht beantwortet wurden. Schien so, dass die Besitzer des Hauses nicht daheim waren. Wenig später näherten sich tapsende Schritte dem Eingang. Die Männer kamen zurück.
    Zamorra hatte sich im toten Winkel aufgebaut, mit geballten Fäusten.
    Sie erschienen im Türrahmen. Wie ein Pfeil, der von der Armbrustsehne schnellte, setzte sich der Professor in Bewegung.
    Die beiden waren völlig überrascht. Der mit der Keule bekam überhaupt keine Gelegenheit, sich von seiner Verblüffung zu erholen. Zamorras Rechte traf ihn genau an der Schläfe. Er stöhnte nicht einmal, als er zusammensackte wie ein Doppelzentner Mehl.
    Der Fackelträger fasste sich ziemlich schnell. Er versuchte, Zamorra die Flamme ins Gesicht zu drücken. Der Professor duckte sich, konnte aber nicht vermeiden, dass die obersten Haare leicht versengt wurden. Dann war er wieder dran. Mit der linken Hand packte er den Fackelarm des Mannes und drehte ihn herum. Der Bursche stieß einen spitzen Schrei aus, den Zamorra aber sofort erstickte. Mit der anderen Hand hatte er den mitgeführten Obsidian-Dolch gezückt und seinem Gegner an die Kehle gesetzt.
    Zwar kannte er nicht den Nahuatl-Ausdruck für »Keinen Muckser!«, aber der erübrigte sich auch. Der Azteke oder Chalca bekam vorquellende Augen und hörte sofort auf, Widerstand zu leisten.
    Die Fackel entfiel seinem umgebogenen Arm.
    Zamorra drehte den Kopf zurück.
    »Tizoc!«, rief er halblaut.
    Erst beim dritten Anruf reagierte der Indianer. Vorsichtig, so als ob er eine Falle befürchtete, schob er seinen Kopf um die Ecke.
    »Kommen Sie her, Tizoc!«, forderte der Professor ihn auf.
    Der Indianer rannte leichtfüßig über die Gasse.
    »Señor, was…«
    Zamorra unterbrach ihn. Er nickte in Richtung des Mannes, den er niedergeschlagen hatte, und sagte: »Ziehen Sie den da hier ins Haus.«
    Dann ging er mit gutem Beispiel voran und drängelte seinen Gefangenen durch die zersplitterte Holztür ins Innere. Pizana folgte, den Keulenschwinger wie einen alten Aufnehmer hinter sich her ziehend. Anschließend schickte ihn der Professor noch einmal nach draußen, um die auf der Straße schwelende Fackel zu holen.
    Das Haus bestand im Erdgeschoss nur aus einem einzigen Raum.
    Und der war leer. Schmucklose graue Wände und einen ebensolchen Fußboden, sonst hatte er nichts zu bieten. Wenn das die ganze aztekische Wohnkultur war… Wiederum konnte man da nur ›Gute Nacht‹ sagen.
    Der Mann, dessen Kehlkopf Zamorra nach wie vor mit dem Messer kitzelte, fing an, ein bisschen zu zappeln. Der umgedrehte Ann bereitete ihm anscheinend

Weitere Kostenlose Bücher