0069 - Der unheimliche Bogenschütze
Sprache. Was hast du am Wochenende mit mir vor?«
Bill und Sheila wechselten einen Blick.
»Rede du«, sagte Sheila.
Bill nickte. »Okay.« Er zündete sich erst eine Verdauungszigarette an und begann dann zu berichten.
»Ich muß weit ausholen«, sagte er. »Du kanntest Sheilas Vater, den alten Hopkins?«
»Natürlich.«
»Und du weißt ferner, daß mein Schwiegervater nach seinem Tod der guten Sheila ein nicht unbeträchtliches Vermögen hinterlassen hat. Einige Chemiefabriken, Textilwerke und unter anderem auch Beteiligungen an verschiedenen Firmen. Hinzu kommt noch der Landbesitz in Mittelengland. Und darum dreht es sich. In Sealford, das ist ein Ort bei Nottingham, besitzt Sheila einige Wälder und ist unter anderem zu einem Drittel Teilhaberin an Sealford Castle, einem alten Schloß, das allerdings noch sehr gut erhalten ist, da wir genügend Geld investieren. Die Erhaltung verschlingt Unsummen, aber das spielt im Moment keine Rolle. Wichtiger sind die beiden anderen Teilhaber, denen jeweils die zwei übrigen Drittel des Schlosses gehören und die auch noch an dem in der Nähe liegenden Land beteiligt sind. Das heißt, ihnen gehört dort auch ein gehöriges Stück an Grund und Boden. Bisher lief alles blendend, bis wir in der vorigen Woche einen Anruf bekamen. Unser Teilhaber Jerry F. Custer war am Apparat.«
»Der Custer?« fragte ich.
»Genau der«, antwortete Bill. »Der Mann, der sein Vermögen mit Würstchenbuden und Coffee-Shops gemacht hat. Ihm gehört ebenfalls ein Drittel des Schlosses und des herumliegenden Landes. Custer rief also ganz freundlich an und bat uns, am Wochenende nach Sealford Castle zu kommen. Gilbert du Pré würde auch kommen.«
»Ist das der dritte Teilhaber?« fragte ich.
»Genau. Du Pré hat das Land geerbt. Frag mich nicht, wie er sein Geld macht. Man munkelt nur, daß er einer der größten Buchmacher der Insel sei.«
»Und was wollt ihr auf dem Schloß?«
»Darauf komme ich jetzt, John. Custer, der alte Gauner, hat erfahren, daß eine Schnellstraße durch den Sealford Forest gebaut werden soll, durch ein Waldgebiet. Die Bürger sind natürlich dagegen, denn die Umwelt solle nicht zerstört werden. Es hat schon Proteste gegeben, aber sie nutzten nichts. Das Land will bauen. Nur braucht es dazu eben das Gelände, und das gehört nun mal zu einem Drittel uns. Custer will seinen Anteil verkaufen, zu horrenden Preisen versteht sich, du Pré ebenfalls, denn ihm ist es egal, was mit unserer Umwelt geschieht. Hauptsache, seine Pferde laufen. Und jetzt wollen diese beiden Typen uns auch dazu bewegen, den Anteil zu verkaufen. Denn wenn wir unser Veto einlegen, läuft nichts. Also verabredet man ein Treffen auf Sealford Castle, um uns dort zu überreden, die Pläne zu ändern.«
»Woran wir natürlich nicht denken«, erwiderte Sheila. »Eine intakte Umwelt ist mehr wert.«
Da stimmte ich ihr zu. Nur wußte ich nicht, was ich dabei sollte. Das sagte ich auch.
Bill lächelte spitzbübisch. »Du bist sozusagen der Joker in unserem Spiel, John. Mit diesem Schloß hat es nämlich eine ganz besondere Bewandtnis.«
Jetzt kamen wir der Sache schon näher.
»Und welche?«
Bill lehnte sich zur Seite und griff unter den Sessel, wo er eine zusammengefaltete Zeitung hervorholte. Mein Freund hatte sich wirklich gut vorbereitet. Er drückte mir das Blatt in die Hand. »Hier, lies selbst.«
Ich beobachtete Bill aus den Augenwinkeln und sah, daß er grinste.
Der dicke Hammer kam also noch.
Er war da, als ich die Zeitung aufschlug. Es war eine Ausgabe der Nottingham Post, und die Headline sprang mir förmlich ins Gesicht.
SCHON DAS ZWEITE OPFER DES UNHEIMLICHEN BOGENSCHÜTZEN! POLIZEI MACHTLOS! WER WIRD OPFER NUMMER DREI?
Ich las den Artikel. Der Schreiber hatte ihn reißerisch aufgemotzt. Er schrieb von einem mordenden Phantom, das nicht zu packen war und immer wieder auftauchte, wenn niemand damit rechnete. Letztes Opfer war ein Mann namens Spider gewesen, ein Waldarbeiter, der auf dem Nachhauseweg von einer Zechtour war.
Ich ließ die Zeitung sinken.
Bill Conolly hatte sich vorgebeugt. »Na, John, ist das nichts für dich?«
»Könnte sein.«
»Das könnte nicht nur sein, das ist so. Mit anderen Worten: Du fährst mit, John!«
Ich zögerte noch und schaute Sheila an. »Was meinst du denn dazu, wo du doch meinen und Bills Abenteuern sehr skeptisch gegenübergestanden hast?«
»Das tue ich auch jetzt noch, John. Nur – wir müssen leider nach Sealford Castle. Ich habe schon
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