0069 - Ich machte meinen größten Fehler
Racketts, zu dem Johnson und ich geschickt wurden, waren ein paar Straßenzüge in der Bronx. Sandey hatte uns die Adresse der Kneipe genannt, in der sich die meisten Angehörigen der Bande herumtrieben, und wir fanden dort tatsächlich so etwas wie einen Ältestenrat vor, das heißt, ein knappes Dutzend der Mitglieder des Racketts, die ziemlich finster vor ihren Whiskygläsern saßen.
»Wir kommen von Sandey«, eröffnete Johnson ihnen. »Trazio (das war der Name des erschossenen Chefs) hat der Teufel geholt, weil er sich auf die falsche Seite gelegt hat, und ich sage euch, dass jeden von euch…«
»Halt die Luft an!«, stoppte ich ihn. »Reden wir vernünftig mit den Burschen!«
Ich setzte mich mit den Ganoven an den Tisch, ließ mir und ihnen einen Drink kommen und setzte ihnen die Situation auseinander.
»Die andere Seite hat keine Chancen«, erläuterte ich ihnen. »Trazio hat jahrelang mit Sandey zusammengearbeitet. Da kommt ein neuer Mann, und sofort schwenkt er um. Ihr seht, dass Sandey sich das nicht gefallen lässt, und ich muss sagen, ich verstehe, dass er Trazio die Rechnung schickt, die er verdient hat. Ich verstehe nicht, wie er sich dazu verleiten ließ. Er muss größenwahnsinnig gewesen sein. Einerlei! Der Fall ist erledigt, und ich denke, ihr marschiert jetzt wieder auf unserer Linie mit.«
»Kennst du Senlec?«, fragte ein Gangster mit einem schwarzen Stoppelbart.
»Natürlich!«
»Er sagt,-Sandey wäre immer nur sein Untergebener gewesen, wäre abgesprungen und wäre schon so gut wie erledigt,«
»Sandey hat euch bewiesen, dass er nicht erledigt ist. Denkt an Trazio.«
Sie schwiegen nachdenklich. Dann meinte der Stoppelbärtige: »Und wenn wir wieder zu Sandey halten, dann erscheint Senlec und besorgt es uns.«
»Wie heißt du?«, fragte ich.
»Wesly«, antwortete er. »Tom Wesly!«
»Pass auf, Wesly! Ich könnte mir vorstellen, dass du einen guten Nachfolger für Trazio abgibst, sofern deine Leute einverstanden sind. Ich habe 200 Dollar für jeden von euch in der Tasche und einiges mehr für denjenigen, der die Gang in Zukunft führt und auf unserer Linie hält. Willst du der Mann sein?«
Seine Augen und die der anderen leuchteten auf, als sie die Summen hörten, aber gleich darauf sagte er brummig: »Wenn ich Boss werde, bin ich nur der erste, den Senlec aufs Korn nimmt.«
»Natürlich wird Senlec versuchen, euch wieder umzudrehen«, gab ich zu. »Ich mache noch einen Vorschlag. Ich bleibe hier, bis Senlec erschienen ist. Wir haben noch eine Abrechnung mit ihm.«
»Und die Polizei?«, fragte Wesly. »Wir wollen keinen ernsthaften Ärger mit ihnen. Seit Trazios Tod schnüffeln sie hier herum. Ich glaube, es sind sogar FBI-Leute dabei, G-men!«
»Lass das meine Sorge sein«, beruhigte ich ihn. »Du brauchst vorläufig nichts zu unternehmen. Ich bin lediglich hier, um dich vor Senlec zu schützen. - Kann ich bei dir wohnen?«
»Ja, das geht!«
Ich rief Sandey im Landhaus an und erklärte ihm, was ich zu tun beabsichtigte.
»Okay«, antwortete er nur.
Bell ließ sich von ihm den Hörer geben, druckste herum und brachte schließlich heraus: »Lass dich von Senlec nicht fassen, Cotton. Das wäre unangenehm.«
»Für dich, Bell«, lachte ich. »Du hast ja nur Angst, dass ich ihm deinen Aufenthaltsort verraten könnte.«
***
Während Johnson zum Landhaus zurückfuhr, zeigte mir Wesly seine Wohnung in einer der großen Mietskasernen der 24. Straße.
Später lernte ich die meisten Mitglieder des Racketts kennen. Es waren an die zwanzig Mann, viele junge Leute darunter.
Am Nachmittag kam Johnson noch einmal zurück. Er war sehr blass im Gesicht und rieb sich ununterbrochen nervös die Nase. Ich saß mit Wesly und noch ein paar Burschen in der gleichen Kneipe wie heute Morgen, als er eintrat.
»Ich muss dich allein sprechen«, verlangte er. Ich folgte ihm in eine Ecke.
»Bell schickt mich. Raggin und Gellin, die zu dem anderen Rackett gefahren sind, stießen heute Mittag auf vier Leute von Senlec. Raggin ist tot. Gellin konnte sich retten, indem er einen der Männer erschoss. Bell lässt dir sagen, du sollst vorsichtig sein. Senlec würde bestimmt auch hier erscheinen. Am besten wäre es, meint er, du kämest sofort mit mir ins Landhaus zurück.«
»Ich bleibe, und glaube nur nicht, Al, dass unser Chef Angst um mich hat. Er fürchtet, Senlec könnte mich oder irgendeinen von uns fassen und von ihm den Platz des Landhauses erfahren.«
Johnson zuckte die Achsel und wollte gehen,
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