0069 - Ich machte meinen größten Fehler
aber sind keine Grenzen gesetzt. Ich weiß, du wirst das berücksichtigen. Ich erwarte deinen Anruf.«
Er drehte sich um und ging. Ich sah seine Gestalt in dem eleganten Anzug zwischen den Menschen verschwinden.
***
Greg Sandey saß in der Holzbude am Pier 14 und rechnete. Seit drei Tagen besaßen wir ein Telefon, und hin und wieder hob er den Hörer ab und rief irgendwen an.
Ich saß auf einem leidlich bequemen Holzstuhl, trank ein wenig an einer Ginflasche herum und schaukelte hin und her. Es war Abend. Hin und wieder hob Sandey den Kopf und sagte: »Du trinkst zu viel.«
»Du gehst mir mit diesen ewigen Ermahnungen auf die Nerven«, knurrte ich.
Um neun Uhr abends schob er die Bücher zusammen und verschloss sie in einen altmodischen Kassenschrank. Er reckte sich, gähnte und brummte: »Ich hätte Lust, mal wieder ein hübsches Nachtlokal zu besuchen. Ich denke, ich könnte es jetzt riskieren. Gehst du mit?«
»Sandey, ich habe Al Johnson gesehen«, sagte ich.
Er ließ die Arme sinken.
»Wo?«, fragte er rasch.
»Vor Snyders Haus. Er wartete auf mich.«
»Bei Snyder warst du vor zwei Tagen. Warum hast du es nicht erzählt?« Seine Augen zogen sich zusammen und funkelten mich misstrauisch an.
»Er überbrachte mir ein Angebot von A. M. Wenn ich dich umlege, dann…«
Etwas wie Schrecken und Angst zuckte um seine Mundwinkel.
»Und?«, stieß er hervor.
»Johnson war mir nicht kompetent genug. Ich sprach mit A. M. selbst.«
»Telefonisch?«
»Nein, von Angesicht zu Angesicht. Sein Angebot war fürstlich.«
Mit einem langen Satz sprang Sandey zu dem Stuhl, an dem seine Jacke hing, in deren Tasche sich eine Pistole befand.
Ich sprang auf und stieß ihn zur Seite, als seine Finger die Jacke schon berührten. Er taumelte gegen den Schreibtisch, ergriff den ersten besten Gegenstand, um’ihn mir an den Kopf zu werfen. Es war ein Briefbeschwerer. Ich duckte mich. Das Ding zischte an mir vorbei, und ich ging auf Sandey zu.
Eine Sekunde lang sah es so aus, als wolle er sich zum Kampf stellen, aber dann warf er sich herum, lief zur Tür und riss sie auf.
Ich war bei ihm, als er die Klinke noch in der Hand hielt. Ich schlug ihm den Lauf meiner Pistole über den Kopf, fing seinen Körper auf und stieß die Tür mit dem Fuß wieder zu. Ich legte ihn auf den Fußboden, nahm den Telefonhörer ab und führte ein Telefongespräch. Es war zwanzig Minuten nach neun Uhr.
Um elf Uhr vierzig läutete in Alec Greys Privatwohnung das Telefon. Er meldete sich, erhielt die Nachricht, die er erwartet hatte, und sagte: »Ich komme sofort!«
***
Ich saß hinter dem Schreibtisch auf dem Stuhl, auf dem sonst Sandey zu sitzen pflegte, hatte die Beine auf den Tisch gelegt. Gerade quetschte ich die letzten Tropfen aus der Gin-Flasche, als draußen ein Auto vorfuhr und bremste. Sekunden später trat Alec Grey ein.
Er trug einen Trenchcoat und hielt beide Hände in den Taschen.
»Kein schlechter Gedanke, zum Pier 14 zurückzugehen«, sagte er. »Ich wäre nicht darauf gekommen, euch hier zu suchen.«
»Es war Sandeys Idee«, antwortete ich mürrisch.
»Wo ist er?«
»Grey, weißt du eigentlich, was du riskierst, dass du dein Geheimnis lüftest und herkommst?«, fragte ich.
Er nickte. »Ich weiß es, Cotton«, antwortete er ohne Zögern, »aber ich hatte keine andere Wahl, wenn ich mein Reich Zusammenhalten will. Manches kann man nicht durch andere erledigen lassen. Wo ist Sandey?«
»In der Kammer hinter dir, aber noch eine Frage, Grey. Hast du damals den G-man Frank Steel selbst erschossen?«
»Nein«, sagte er lächelnd. »Damals hatte ich es noch nicht nötig. Ich glaube, Senlec besorgte es. Kann ich Sandey jetzt sehen?«
»Geh hinein«, antwortete ich. »Hinter der Tür dort liegt er, aber es ist kein Licht in dem Raum.«
Er öffnete die Tür. Vom Hauptzimmer aus fiel genug Licht in die dunkle Kammer, die als Abstellraum gedient hatte, dass er die lang ausgestreckte Gestalt eines Mannes sehen konnte, die auf dem Gesicht lag.
Grey schloss die Tür. »Gut«, sagte er. »Ich bin zufrieden.«
»Schicke mir Johnson und Gellin«, sagte ich. »Sie sollen mir helfen, ihn fortzuschaffen.«
»Gut«, sagte er wieder. »Ich werde sie schicken.«
Er ging zur Tür und drehte sich noch einmal um.
»Gute Nacht, Cotton. Wir sind also jetzt Partner auf Gedeih und Verderben.«
Er schoss ohne jede Warnung durch die Taschen seines Trenchcoats hindurch, und obwohl ich damit gerechnet hatte, fühlte ich das seltsam schmerzlose
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