007 - Die Nacht mit dem Teufel
übrig.
Der Professor war schlagartig wach, als Line zu erklären begann. Er machte ihm keine Vorwürfe.
„Holen Sie mich in zwanzig Minuten ab“, sagte er bloß und legte auf.
Einundzwanzig Minuten später saßen die beiden in Lines Wagen und fuhren in halsbrecherischem Tempo zu Forrests Villa.
„Diesmal werden sie wohl auf unseren Besuch vorbereitet sein“, sagte Line bedrückt.
„Zweifellos.“
„Ich habe an nichts Böses gedacht“, erklärte Line abermals. „Schließlich war es doch bloß ein winziges Kätzchen, reizend anzusehen und völlig harmlos.“
„Aller Wahrscheinlichkeit nach war es Bonita Devlon höchstpersönlich. Ich hatte nicht daran gedacht, aber es ist wohl selbstverständlich, dass sie die Metamorphose beherrscht – die Macht, ihre Gestalt zu verändern. Quälen Sie sich nicht mit Gewissensbissen. Auch wenn Sie nicht vergessen hätten, den Stab auf die Schwelle zu legen, hätte man Sie mit irgendwelchen Tricks getäuscht. Ich bin der Schuldige, weil ich die Leute noch immer unterschätzt hatte. Ich hätte Andy niemals bei Ihnen lassen dürfen, sondern ihn unverzüglich an eine geweihte Stätte bringen müssen.“
„Ich kann Ihren Rat nur erwidern: Machen Sie sich keine Gewissensbisse“, sagte Line und fragte dann: „Haben Sie einen bestimmten Plan?“
„Nein. Offen gestanden nehme ich auch nicht an, dass wir einen brauchen werden.“
„Wieso?“
Der Professor seufzte. „In wenigen Tagen beginnt die Walpurgisnacht. Glauben Sie wirklich, dass unsere Widersacher sich so knapp vor ihrem Ziel nochmals auf ein Risiko einlassen? Dazu sind sie viel zu schlau. Ich an ihrer Stelle würde Andy in Sicherheit bringen.“
Bei ihrer Ankunft lag die Villa der Forrests dunkel und verlassen da. Line schwenkte frech in die Auffahrt ein und stellte den Wagen vor dem Haustor ab. Diesmal benützten sie nicht die Seitenpforte, sondern gingen direkt auf den Haupteingang zu. Niemand antwortete auf ihr Klopfen.
„Brechen wir ein“, schlug der Professor vor. „Wenn sie im Haus sind, rufen sie bestimmt, nicht nach der Polizei, und sind sie ausgeflogen, dann schadet ein zerbrochenes Fenster auch nichts.“
„Warten Sie hier!“ sagte Line. „Ich sehe mich mal um.“
„Nein, wir dürfen uns nicht trennen“, widersprach der Professor.
Er begleitete Line ums Haus herum, und Line rüttelte an allen Fenstern. Sie waren verriegelt, aber die Glastüren an der Rückseite der Villa ließen sich leicht aufstoßen.
„Knipsen Sie alle Lichtschalter an, die Sie nur finden“, sagte der Professor und drückte selbst auf einen Schalter.
Sie durchwanderten sämtliche Zimmer und machten überall die Lampen an.
Line dachte schon, sie würden überhaupt nichts finden, als sie Andys Vater entdeckten. Man hatte ihn in seinem Arbeitszimmer auf ein Sofa gebettet.
Er war tot. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und in einer Grimasse erstarrt.
Er war eines grausamen Todes gestorben.
Lines Magen drehte sich um.
Sonst trafen sie niemanden an. Aus dem Ballsaal waren alle höllischen Requisiten verschwunden. Er war jetzt wieder nichts weiter als ein leerstehender großer Raum. Nichts deutete darauf hin, dass sich in diesem Haus jemals Teufelsbeschwörer, Magier und Hexen aufgehalten hatten.
Die beiden Männer kehrten in das Zimmer mit dem Toten zurück.
„Wir müssen die Polizei benachrichtigen“, sagte der Professor. „Aber ich schlage vor, dass Sie das mir überlassen. Ich halte einen anonymen Anruf für das beste. Es wäre bestimmt verkehrt, der Polizei zum jetzigen Zeitpunkt bereits die ganze Geschichte zu erzählen.“ Er sah auf das entstellte Gesicht herab. „Armer Mensch!“ sagte er bedauernd.
„Nun, immerhin hat er seinen Sohn an den Teufel verschachert“, meinte Line.
„Das stimmt, aber seien Sie versichert, dass er diese Schuld tausendfach büßen musste. Überdies war er nicht völlig verdorben, sonst wäre er niemals zu uns gekommen. Er hat sich bemüht, uns zu helfen. Und er hat auch Dan das Leben gerettet.“
Der Professor zog ein Kreuz unter seinem Hemd hervor, legte es auf die Stirn des Toten und murmelte ein kurzes Gebet. Dann drängte er zum Aufbruch.
„Fürchten Sie sich nicht ohne Ihr Kruzifix?“ fragte Line, der auf dem Rückweg sämtliche Lampen ausmachte.
„Die kommen nicht wieder“, sagte der Professor überzeugt. „An uns liegt ihnen nichts. Sie waren ausschließlich an Andy interessiert.“
„Und der ist in ihrer Gewalt. Was tun wir jetzt?“
Der Professor
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