007 - Satans Bogenschütze
Versteck.
»Zwei Typen bewachen das Mädchen«, sagte der Ex-Dämon.
»Hab keine Angst«, entgegnete ich grinsend. »Ich bin ja bei dir.«
»Darüber bin ich ehrlich froh«, feixte der Hüne mit den Silberhaaren. »Wie packen wir die Sache an? Von vorne rein wie ein Rammbock?«
Ich schüttelte den Kopf. »Wenn die Gangster dann nicht überrascht genug sind, kriegt es am Ende Jane Jingle zu spüren. Ich möchte nicht, daß ihr ein Haar gekrümmt wird.«
»Dann mach du einen Vorschlag«, verlangte Mr. Silver.
»Ich läute an der Eingangstür und lenke einen der beiden Ganoven ab. Inzwischen verschaffst du dir heimlich Einlaß in das Haus, schaltest den anderen aus, und dann nehmen wir Nummer eins in die Zange. So ist gewährleistet, daß dem Mädchen nichts zustößt.«
»Okay, dann machen wir es eben so«, erklärte sich Mr. Silver mit meinem Vorschlag einverstanden. »Ist dein Kopf schon wieder in Ordnung?«
»So gut wie neu.«
»Das hört man gern«, sagte der Ex-Dämon.
Wir betraten das Grundstück. Ich ließ Mr. Silver einen kleinen Vorsprung. Dann ging ich auf die Haustür zu und begrub den Klingelknopf unter meinem Daumen.
***
Wie ein Phantom huschte Mr. Silver durch die Dunkelheit, eilte an der Hausmauer entlang, bückte sich unter den Erkern, sprang auf einen Steinsockel und tauchte vor einem unbeleuchteten Fenster auf. Vorsichtig drückte er dagegen. Die Flügel schlossen gut. Mr. Silver setzte seine Magie ein. Seine übernatürliche Kraft wirkte auf den Riegel ein, der sich an der Innenseite des Fensters befand.
Wie von Geisterhand bewegt, drehte sich der Riegel, und als der Ex-Dämon anschließend noch einmal seine Hände gegen das Glas legte, ließen sich die Flügel aufdrücken.
Mit einer Geschmeidigkeit, die man dem Hünen nicht zugetraut hätte, kletterte er in den finsteren Raum.
Abermals griff er auf seine übernatürlichen Fähigkeiten zurück.
Er hellte mit seinem Blick die Umgebung so weit auf, daß er den Raum gefahrlos durchqueren konnte.
Er stieß gegen kein einziges Hindernis. Nebenan redete Jane Jingle. Mr. Silver lächelte. Die Kleine hatte sehr viel Courage. Was die den Gangstern alles an den Kopf warf, war beachtlich. Damit riskierte sie eine Tracht Prügel, doch das schien ihr nichts auszumachen.
Jetzt schrie sie aggressiv. Ein Stuhl wurde zurückgeschoben.
Schritte. Der Ex-Dämon konnte sich vorstellen, was nebenan passierte. Das Mädchen hatte den Bogen überspannt.
Mr. Silver griff nach dem Türknauf. Im selben Moment schlug die Türglocke an. Tony Ballard lockte damit einen Verbrecher aus dem Zimmer.
***
Ich setzte ein hilfloses Lächeln auf. Die Tür öffnete sich. David Hillaire starrte mich ärgerlich an. »Ich hoffe, Sie sind nicht ungehalten…«, begann ich, den Verlegenen spielend.
»Was wollen Sie?« fiel mir der Gangster schroff ins Wort.
»Es ist zu dumm, ich war erst vergangene Woche beim Service, und da war alles in Ordnung, das behauptete jedenfalls der Mechaniker. ›Ihr Peugeot ist noch bestens in Schuß‹, sagte er. Der kriegt was zu hören, das schwöre ich Ihnen. Man stellt seinen Wagen schließlich nicht aus lauter Jux und Tollerei in die Werkstatt, nicht wahr? Für das viele Geld, das sie einem abknöpfen, könnten sie schon ein bißchen bessere Arbeit leisten. Aber heutzutage ist die Arbeitsmoral ja auf dem Hund. Viel Geld verdienen, ja, das tun alle gern. Aber etwas leisten dafür, das kommt nicht in Frage. Wozu auch? Ich sage ihnen, eines Tages wird unsere Wirtschaft auf dem Bauch liegen, und mich wird das nicht im mindesten wundern, bei einer solchen Einstellung.«
»Sagen Sie mal, halten Sie sich für einen Volksredner?« fauchte Hillaire mich an. »Was soll das ganze Geschwafel? Wollen Sie mir nicht endlich sagen, was Sie wollen?«
»Oh, entschuldigen Sie, es ist mein größter Fehler, daß ich immer zuviel quassle und manchmal sogar am Kern des Themas vorbeirede. Mein Wagen streikt. Er steht nicht weit von hier. Der Kühler kocht. Ich brauche dringend Wasser, sonst kann ich nicht weiterfahren. Kolbenfresser… Meine Güte, wenn das passiert, kann ich den ganzen Motor wegschmeißen. Hätten Sie nicht einen Eimer Wasser für mich?«
»Nein.«
»Hören Sie, ich bringe Ihnen den Eimer ganz bestimmt wieder«, sagte ich und beschwatzte Hillaire weiter. In Gedanken war ich bei Mr. Silver, und ich fragte mich, wie die Sache im Moment drinnen stand…
***
Der Hüne mit den Silberhaaren öffnete vorsichtig die Tür. Jane Jingle bemerkte
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