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0071 - Knochensaat

0071 - Knochensaat

Titel: 0071 - Knochensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gelangten sie in die Nähe der Kirche. Es brannten nur wenige Laternen. Und die waren meist in altertümlicher Manier an den Hauswänden befestigt. Der milchige Schein erreichte kaum den Boden. Karin Becker hielt Wills rechte Hand fest umklammert. Die Frau fürchtete sich, das war ihr deutlich anzumerken. Je näher sie der Kirche kamen, um so zögernder wurden ihre Schritte. »Willst du es dir nicht noch einmal überlegen, Will?«
    »Nein.«
    Sie gingen weiter. Schweigend.
    Zuerst waren ihnen einige Einwohner und auch Feriengäste gefolgt, doch sie blieben zurück, je mehr sich die Gruppe dem Ort des Geschehens näherte.
    Der Wirt hatte eine Taschenlampe mitgenommen. Er schaltete sie ein, leuchtete, und Will Mallmann sah das rostige Friedhofstor, das etwas schief in den Angeln hing. »Sollen wir nicht erst in die Kirche gehen?« fragte der Wirt. Seine Stimme zitterte leicht.
    Mallmann schüttelte den Kopf. »Nein, ich möchte mir noch den Kirchhof anschauen.« Er stieß das Tor auf.
    Karins Hand rutschte aus der seinen. »Ich bleibe hier«, sagte sie. »Vor Friedhöfen habe ich immer Angst gehabt. Besonders bei Dunkelheit.«
    Sie stand nicht allein, denn auch der Wirt hatte keine Lust, den Totenacker zu betreten. So gingen der Kommissar und der Pfarrer allein. Will Mallmann hatte sich von Josef Mayr die Lampe geben lassen. Er schwenkte sie im Kreis.
    Der helle Schein wanderte über Grabsteine und Kreuze. Er riß auch die Umrandungen der Gräber aus der Dunkelheit und tastete sich weiter vor bis an das Ende des kleinen Friedhofs, wo er an dem aufgebrochenen Grab kleben blieb.
    Mallmann schritt rasch auf das Grab zu. Dann blieb er davor stehen und leuchtete hinein.
    Verfaulte Holzreste waren noch zu erkennen. Aber kein einziger Knochen mehr. Der Totengräber hatte aufgeräumt.
    Mallmann drehte sich. Jetzt wanderte der Lichtkreis über die Kirchenmauer.
    »Sie müssen etwas tiefer halten«, erklärte der Pfarrer. »Dort befindet sich der Einstieg.«
    »Danke.«
    Neben der Rutsche stand noch der Plastiksack. Fred Spatzek hatte ihn nicht mehr mitgenommen.
    Will sah die halbrunde Öffnung, schritt darauf zu und bückte sich, wobei er mit der Lampe in die Tiefe leuchtete.
    Gespenstisch schimmerte der Knochenberg, als das kalte Licht ihn traf.
    Will wurde ein unbehagliches Gefühl nicht los. Das also war das Beinhaus.
    Wirklich kein Anblick für Nervenschwache.
    »Möchten Sie noch immer dort hinein?« erkundigte sich der Pfarrer.
    »Natürlich.« Mallmann erhob sich wieder. »Haben Sie den Schlüssel bei sich?«
    »Nein, da müssen wir zu mir. Ich habe ihn im Pfarrhaus unter Verschluß.«
    Mallmann nickte. »Okay, gehen wir.«
    Karin Becker und der Wirt warteten. Karins Gesicht zeigte Erleichterung, als sie den Kommissar sah. »Gut, daß dir nichts passiert ist«, sagte sie.
    »Unkraut vergeht nicht.« Der Kommissar lächelte. »Ich werde aber noch das Beinhaus besichtigen. Der Pfarrer ist so freundlich und holt den Schlüssel. Muß ich mit?«
    »Nein, nein, Sie können hier warten. Der Eingang ist auch von dieser Seite bequem zu erreichen.« Der Geistliche ging.
    Karin Becker schaute Will an. »Hast du dir da nicht etwas zuviel vorgenommen?« fragte sie.
    »Kaum, denn dieser Fall ist eigentlich noch harmlos zu dem, was ich bereits hinter mir habe.«
    »Bis jetzt«, gab Karin zu bedenken.
    Will lächelte. »Stimmt auch wieder.«
    Der Wirt stand schweigend daneben. Hin und wieder trat er unruhig von einem Fuß auf den anderen, oder er warf einen furchtsamen Blick zum Friedhof hinüber. Er traute dem Frieden erst recht nicht.
    Karin sagte: »Ich denke, du bist Kriminalkommissar.«
    »Das stimmt.«
    »Seit wann jagen Kommissare Geister? Ich meine, hier im Urlaub, das will ich mal als eine Ausnahme sehen, aber wie ich deinen Worten entnommen habe, hast du dich ja schon früher mit diesen komischen Fällen beschäftigt. Und dein Anruf nach London kam schließlich auch nicht von ungefähr.«
    »Nein, das nicht«, gab Will zu.
    Karin drückte sich an ihn. »Willst du mir denn keine Erklärung geben?« fragte sie.
    »Natürlich, aber später. Jetzt habe ich wirklich keine Zeit dazu.«
    »Klar.«
    Sie hörten Schritte.
    Sofort spannte sich die Haltung des Wirts. Doch es war nur der Pfarrer, der zurückkehrte.
    »Ich habe den Schlüssel«, meldete er, blieb stehen und hob einen eisernen Ring hoch, an dem ein Schlüssel hing.
    Will Mallmann nickte. »Okay, Hochwürden. Lassen Sie uns gehen.«
    »Bitte, sei vorsichtig«, flüsterte

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