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0071 - Knochensaat

0071 - Knochensaat

Titel: 0071 - Knochensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dort hineingefallen und ertrunken.
    Auf meinem Rücken lag eine permanente Gänsehaut. Obwohl mir niemand etwas tat, empfand ich diese Stille doch als eine regelrechte Bedrohung.
    Ich weiß nicht, ob Sie sich das vorstellen können, aber sind Sie schon einmal durch ein Dorf gegangen, in dem alles ausgestorben war? Wo die Menschen auf der Erde lagen und wie tot aussahen? Wo keine Vögel sangen und wo die einzigen Geräusche die eigenen Schritte waren? Ich glaube kaum, daß Sie so etwas schon erlebt haben. Die Stille war schlimm.
    Ich schritt weiter, ließ den Marktplatz hinter mir, ging über die Hauptstraße, sah ein paar Geschäfte. Manche Türen standen offen. Oder vielmehr, sie wurden offengehalten. Und zwar von den Menschen, die auf den Schwellen lagen.
    Ich mußte mich nach rechts orientieren, weil ich dort den Kirchturm sah.
    Dann entdeckte ich auch den im Vergleich zur Hauptstraße schmalen Weg, der in die Höhe führte und damit auch zu der Dorfkirche. Der Weg war mit Kopfsteinen gepflastert. Rechts befand sich ein Eisengeländer, darunter eine Bruch Steinmauer, die nach jedem Meter, die der Weg höher führte, anwuchs.
    Dann fiel mir ein, daß ich die Taschenlampe vergessen hatte. Aber ganz ohne Lichtquelle war ich trotzdem nicht. Ich besaß noch meine Kugelschreiberlampe. Der Lichtstrahl war zwar dünn, aber besser als gar nichts. Ich sah die Kirche und blieb unwillkürlich stehen. Eine glutrote Wolke hatte sie eingehüllt. Dieses Rot schien noch intensiver zu sein als das, was über dem Dorf lag. Befand sich hier das Zentrum des Bösen? Nein, das war nicht möglich. Denn die Kirche verkörperte ein Symbol des Guten, das den Mächten der Finsternis einfach widerstreben mußte! Sie würde ähnlich reagieren wie mein Kreuz. Zumindest nahm ich das stark an. Es waren nur noch ein paar Meter, dann hatte ich das Gotteshaus erreicht. Die große Tür war zu.
    Ich ging ein paar Schritte nach links und sah ein kleineres Nebengebäude.
    Das mußte das Pfarrhaus sein. Und hinter den Fenstern brannte Licht.
    Aber das war es nicht, was mich stutzig machte, sondern der Schatten, der auf- und abwanderte. Unruhig, wie mir schien.
    War es der Pfarrer? Hatte er außer mir dieses Inferno überstanden?
    Das wollte ich genau wissen und schritt schnurstracks auf die Haustür zu.
    Der Pfarrer mußte mich gesehen haben, denn der Schatten hinter der Scheibe verharrte, und ich sah winkende Bewegungen.
    Rasch deutete ich auf die Tür. Wenig später wurde sie aufgerissen. Sofort trat ich ein, während der Geistliche rasch hinter mir zuschloß.
    »Sie müssen der Freund von Kommissar Mallmann sein«, sagte der Geistliche.
    »Ja, ich bin John Sinclair.«
    Pfarrer Kroger atmete auf. Er schaute mich verständnislos an. »Ich begreife nichts«, sagte er. »Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Was ist nur geschehen, und warum sind Sie nicht umgefallen wie die anderen auch?«
    »Was geschehen ist, weiß ich nicht«, antwortete ich, »aber mich hat das gerettet.« Ich griff unter mein Hemd und zeigte dem erstaunten Pfarrer das Kreuz. »Unter seinem Schutz habe ich gestanden, ebenso wie Sie, Hochwürden.«
    »Ja«, flüsterte er, »auf den Herrgott ist Verlaß.«
    »Wollen Sie mir helfen?« fragte ich.
    »Wenn ich kann…« Auch er hatte sich ein Kreuz um den Hals gehängt. Ich roch den Weihrauch. So etwas war für die Mächte der Finsternis Gift.
    »Ich habe versucht zu telefonieren«, erklärte mir der Pfarrer.
    »Aber die Leitungen sind gestört. Man bekommt einfach keine Verbindung. Also können wir keine Hilfe holen.«
    Ich gab ihm recht. »Wir müssen uns eben selbst helfen«, sagte ich.
    Der Pfarrer schaute mich skeptisch an. »Können Sie mir sagen, wie Sie das anstellen wollen, Herr Sinclair?«
    »Nein, das kann ich Ihnen im Moment nicht erklären. Meiner Meinung nach hängt dieser gesamte schreckliche Vorfall mit den Skeletten im Beinhaus zusammen. Kommissar Mallmann erzählte mir etwas von einem Geist des Albertus Krogmann. Spukt er tatsächlich in diesem Beinhaus herum?«
    Der Pfarrer hob die Schultern und nickte gleichzeitig. »Wir haben ihn gehört. Es war schlimm.«
    »Aber Sie konnten ihn nicht beschwören.«
    »Nein, ich weiß auch nicht, was ich von solch einer Methode halten soll.«
    Ich winkte ab. »Ist auch egal.«
    »Sie wollen sicher das Beinhaus sehen«, meinte der Pfarrer und legte beide Hände gegeneinander.
    »Natürlich.«
    »Dann kommen Sie.« Der Pfarrer ging schon auf die Tür zur, doch ich hielt ihn

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