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0071 - Knochensaat

0071 - Knochensaat

Titel: 0071 - Knochensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stand noch auf. Der Raum lag dem meinen schräg gegenüber. Ich erhob mich, stieg über Will Mallmann hinweg und betrat dessen Zimmer.
    Er hatte die Zeit nicht allein dort verbracht. Karin Becker war bei ihm gewesen. Auch sie hatte es erwischt.
    Karin lag quer über dem Bett. Ihre Beine berührten noch den Boden, der Blick war starr gegen die Decke gerichtet. Ich fühlte auch bei Karin Becker nach dem Herzschlag. Er war vorhanden. Aber sehr schwach.
    Tief atmete ich ein, dann verließ ich das Zimmer. Will Mallmann hatte mir erzählt, daß er den Schlüssel zu dem Beinhaus in der Tasche hätte.
    Ich schaute nach und fand ihn. Von meinem ursprünglichen Plan wollte ich nicht abweichen, dazu war ich auch trotz veränderter Vorzeichen fest entschlossen…
    Ich schritt über den Gang auf die Treppe zu. Und ich kam mir vor wie der einzige Mensch nach der Katastrophe. Von manchen Zimmern standen die Türen offen. Ich konnte gar nicht anders und mußte einen Blick hineinwerfen. Die Menschen lagen entweder auf dem Boden oder vor der Türschwelle.
    Männer, Frauen Kinder… Alle hatte es erwischt. Nur mich nicht. Warum?
    Ich hatte das Kreuz, und dieses Kleinod hatte mich vor den Gefahren bewahrt. Es war durch die Kräfte des Bösen aktiviert worden und hatte einen Schutzschild gebildet, so daß die Kräfte der anderen daran abprallten. Ich als einziger…
    War dies Schicksal, oder hatte mir einer meiner Gegner eine große Falle gestellt?
    Diese Attacke sah ganz nach einem Angriff des Schwarzen Tods aus. Aber ich konnte mich auch irren. Vielleicht barg dieses Dorf ein ganz anderes Geheimnis. Auf jeden Fall war ich fest entschlossen, dies herauszufinden. Ich schritt die Treppe hinunter und ging dabei unwillkürlich auf Zehenspitzen. Wieso, das wußte ich auch nicht. Vielleicht war es die unnatürliche Ruhe, die ich auf keinen Fall stören wollte.
    Halb auf der untersten Stufe lag die Wirtin des Gasthauses. Sie hatte die Arme ausgebreitet und das rechte Bein angewinkelt. Ich passierte sie.
    Die Tür zum Gastraum stand sperrangelweit offen. Sie pendelte leicht hin und her.
    Ich schritt durch die Gaststube. Es war ein regelrechtes Hindernislaufen. Wie ein Artist mußte ich über die Körper der auf dem Boden liegenden Gäste steigen. Eine blonde Frau lag auf dem Bauch. Den rechten Arm hatte sie ausgebreitet und schützend über ihr kleines Kind gelegt.
    Eins hatten alle gemeinsam. Den Schrecken und das Entsetzen auf ihren Gesichtern.
    Der Gang wurde für mich zu einem regelrechten Alptraum. Dann stand ich vor dem Haus.
    Ein rotschwarzes, düsteres Zwielicht lag über dem gesamten Dorf. Es war nicht ganz dunkel, so daß ich sämtliche Konturen erkennen konnte, aber dieses Zwielicht gab mehr Schatten als Helligkeit. Als würde es von einer anderen Welt stammen.
    Die Reporter hatte es auf ihren Stühlen erwischt. Sie hingen dort wie leblose Puppen.
    Gefüllte Bierkrüge waren umgekippt. Die Flüssigkeit hatte auf dem Erdboden feuchte Lachen gebildet, die nur langsam einsickerten. Ich ging zur Straße. Auch hier sah es schrecklich aus.
    Wagen standen mitten auf der Fahrbahn. Ihre Fahrer waren über dem Steuer zusammengesunken. Ein roter Golf hatte mit seiner Schnauze eine Hauswand geküßt und sah aus wie eine Ziehharmonika. Zum Glück war der Fahrer angeschnallt. Wo befand sich die Kirche? Ich blieb stehen und schaute mich um. Normalerweise sieht man in einem kleinen Ort wie diesem hier immer den Kirchturm. Und das war auch in Waldeck der Fall. Der Turm überragte die übrigen Häuser, so daß ich ihn gar nicht verfehlen konnte.
    Sofort marschierte ich in diese Richtung. Die Pistole hatte ich eingesteckt, weil mir keine unmittelbare Gefahr drohte. Der Weg kam mir ungeheuer lang vor. Vielleicht auch deshalb, weil ich zwischendurch ein paarmal stehenblieb und mich umschaute. Doch Verfolger sah ich keine.
    Ich schien der einzig Lebende in diesem Dorf zu sein. Die anderen befanden sich alle in einem totenähnlichen Schlaf. Aber warum und wieso?
    Diese Fragen brannten mir auf dem Herzen, doch jetzt eine Antwort darauf zu finden, war so gut wie unmöglich. Ich erreichte den Marktplatz.
    Ein alter Brunnen, umgeben von hell gestrichenen Bänken, auf denen die Menschen zusammengebrochen waren, stach mir sofort ins Auge. Das Wasser lief weiter. Ein Löwenmaul spie es aus.
    Das Plätschern war das einzige Geräusch in der lastenden Stille.
    Zum Brunnenrand führte eine Stufe hoch. Ich ging hin und schaute in das Wasser. Zum Glück war niemand

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