Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0071 - Knochensaat

0071 - Knochensaat

Titel: 0071 - Knochensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
schoß.
    Meine Silberkugel traf haargenau den Hinterkopf des Knöchernen.
    Die Hände lösten sich von der Kehle des Pfarrers, und dann sank das Skelett zu Boden. Es wurde zu Staub.
    Schwer holte der Geistliche Luft. »Danke«, keuchte er, »danke.«
    »Nehmen Sie das Kreuz!« rief ich ihm zu, dann mußte ich mich um die anderen Knochenmänner kümmern. Ich fuhr herum und vernahm noch in der Drehung das pfeifende Geräusch.
    Schattenhaft sah ich den Gegenstand, der auf meinen Kopf zuraste.
    Es war ein langer Knochen.
    Dann explodierte etwas an meiner Schläfe, und ich hatte das Gefühl, mein Kopf würde auseinanderspringen. Im Unterbewußtsein vernahm ich den angsterfüllten Schrei des Pfarrers.
    Langsam sackte ich in die Knie. Ich glaubte, daß sich in der Mitte meiner Beine eine Pudding Schicht befand, die immer weicher wurde.
    Verzweifelt kämpfte ich gegen die drohende Schwäche an. Ich durfte nicht ohnmächtig werden. Nicht jetzt in dieser Hölle.
    Schwer fiel ich zu Boden. Aber zuvor hatte ich die Arme ausgestreckt und konnte mich so abstützen. Mein Atem ging keuchend. Ich saugte ihn pfeifend ein, der Knochenberg vor mir bewegte sich hin und her. Der Boden schwankte wie ein sturmgepeitschtes Meer. Aber auch die Übelkeit schoß in Wellen hoch. Mir wurde hundeelend. Ich hatte Mühe, ein Erbrechen zu vermeiden. Wie im Krampf hielt ich immer noch das Kreuz umklammert. Ich wußte, daß es der einzige Schutz war, den ich momentan noch hatte. Das Gewölbe war erfüllt vom Kreischen der Skelette. Sie stießen grell klingende Laute aus, ihre Gebeine klapperten, und immer mehr Knochen erhoben sich aus dem Berg, tanzten in der Luft und fanden dann zusammen, um sich zu neuen Skeletten zu formieren.
    Ich sah alles wie durch einen Schleier und erstickte fast an meiner eigenen Hilflosigkeit.
    Zum Glück kam keine der makabren Gestalten auf die Idee, mir einen zweiten Schlag zu versetzen, der mich endgültig auf die Bretter geschickt hätte.
    Ich hielt mich in dem Zwischenstadium. War nicht völlig bewußtlos, auch nicht wach. Ein mieser Zustand.
    Tief atmete ich ein. Obwohl die Luft schlecht war, drang sie doch tief in meine Lungen und belebte mich.
    Die Schwäche ging vorüber. Auch ließen die Schmerzen etwas nach, und der Boden unter mir bewegte sich nicht mehr ganz so schlimm wie zuvor.
    Ich konnte aufstehen. Oder es zumindest versuchen, denn bei einem Versuch blieb es vorerst.
    Es gelang mir einfach nicht, auf die Beine zu gelangen. Ich mußte die Zeit abwarten und dann einen zweiten Anlauf nehmen.
    Diesmal schaffte ich es.
    Aber ich fühlte mich wie ein kleines Kind, dessen Knochen noch nicht die nötige Stärke erreicht hatten, um zu laufen. Wie ein Betrunkener torkelte ich hin und her.
    Dabei schaute ich mich um.
    Der Keller war leer.
    Oder fast.
    Nur noch ein Skelett befand sich im Innern, aber das kletterte soeben die Rutsche hoch und verschwand durch den am Friedhof gelegenen Eingang nach draußen.
    »Herr Sinclair!« Schwach klang die Stimme des Pfarrers, und ich drehte mich um.
    Pfarrer Kroger lehnte an der Wand. Er sah geschafft aus.
    Schweißnaß glänzte sein Gesicht, und in seinen Augen flackerte die Panik und das Nichtbegreifen des hinter ihm liegenden Erlebnisses.
    Er hielt sein Kreuz so fest umklammert, als wolle er es nie wieder loslassen.
    Dieses heilige Symbol hatte ihn gerettet.
    Vorerst zumindest.
    Ich hob beide Hände und preßte sie links und rechts gegen den Kopf, weil die Schmerzen doch zu stark wurden.
    »Herr Sinclair, was ist mit Ihnen?« fragte der Geistliche.
    »Sind Sie in Ordnung?«
    »Fast«, keuchte ich, »fast.«
    Ich ging auf den Pfarrer zu. Schwankend, wie ein Betrunkener. In meinen Knien spürte ich immer noch den Pudding, aber meine Gedanken arbeiteten wieder klarer. Die Skelette waren verschwunden. Sie hatten das Beinhaus unter der Kirche verlassen. Aber wohin?
    Ich dachte an die wehrlos auf den Straßen und in den Häusern liegenden Menschen und hatte Angst, daß die Knöchernen ihnen etwas antun konnten. Doch bei genauer Betrachtung war dieser Gedanke unlogisch. Was hatten die Knöchernen davon, wenn sie die Menschen umbrachten? Andererseits fragten Dämonen und deren Helfer kaum nach einem Motiv.
    Wie ich es auch drehte und wendete, die Sache sah verdammt schlimm aus. Die Kopfschmerzen nahmen zu.
    Als ich mit den Fingerspitzen über die Stelle fuhr, wo mich der Schlag getroffen hatte, spürte ich Blut. Zum Glück war die kleine Wunde schon zum Teil verkrustet, so lief mir der

Weitere Kostenlose Bücher