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0072 - Das Höllentor

0072 - Das Höllentor

Titel: 0072 - Das Höllentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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Männer stammten aus allen sozialen Schichten. Der jüngste Teilnehmer an dieser seltsamen Expedition war Bill Athering mit seinen achtundzwanzig Jahren. Den ältesten Teilnehmer schätzte sie auf siebzig.
    So weit war sie in ihren Überlegungen gekommen, als es vor dem Zelt einen dumpfen Krach gab.
    »Das war einer der Wagen!« Der Anführer sprang auf. »Los, wir sehen nach!«
    Er lief zum Eingang des großen Zeltes und zog den Reißverschluß auf. Im nächsten Augenblick erhielt er einen Schlag, der ihn bis zur Hinterwand schleuderte. Dort brach er zusammen und rührte sich nicht mehr.
    Durch den Zelteingang drängte sich ein gewaltiger Eisbär. Die schwarzen Augen des Tiers waren auf Jane Collins gerichtet.
    Die Männer waren so entsetzt und überrascht, daß niemand etwas unternahm. Der Eisbär füllte mit seinem Körper den Eingang vollständig aus. Ein einziger Prankenhieb mußte tödlich wirken.
    »Die Gewehre!« Jane hatte gesehen, daß sie welche in der Ausrüstung hatten. »Schnell, die Gewehre!«
    Keiner rührte sich. Die Angst lähmte sie. Diejenigen, die dem Bären am nächsten saßen, drängten langsam weiter nach hinten. Dadurch konnte sich keiner mehr bewegen.
    Die Kisten mit der Ausrüstung standen im Hintergrund des Zeltes. Sie alle wären verloren gewesen, wäre nicht Angel Pollock wieder zu sich gekommen.
    »Ein Gewehr, rasch!« rief ihm Jane zu.
    Obwohl er noch von dem Sturz benommen war, handelte er sofort. Er öffnete eine der Kisten, riß ein Gewehr heraus und legte an.
    In diesem Moment stürzte sich der Bär auf Jane. Seine Pranke sauste durch die Luft.
    Mit einem gewaltigen Sprung brachte sich die Privatdetektivin in Sicherheit. Um Haaresbreite verfehlten sie die messerscharfen Krallen des Bären. Jane stürzte über den Tisch, rollte sich ab und fiel neben Angel Pollock zu Boden.
    Der Bär richtete sich auf. Sein Kopf stieß gegen die Decke. Er riß das Zelt aus der Verankerung.
    Sofort fauchte der eisige Wind durch die Ritzen und verlöschte die Lampen. In der Dunkelheit griff Jane in die Kiste. Sie fühlte ein Gewehr zwischen den Fingern.
    »Alle bleiben sitzen!« befahl Angel scharf. »Ich treffe sonst einen von euch!«
    Es krachte ohrenbetäubend, als der Bär über den Tisch kletterte. Er zermalmte ihn unter sich.
    Jane betastete das Gewehr, entsicherte und spannte es. Sie hielt die Luft an. Hoffentlich war es geladen.
    Über dem Himmel flammte Nordlicht. Gegen den helleren Hintergrund konnte Jane den Bären erkennen.
    Sie drückte gleichzeitig mit Angel Pollock ab.
    Die Schüsse donnerten. Der Eisbär riß die Vorderpranken hoch und blieb im Zeltgestänge hängen. Alles brach über den dreizehn Menschen zusammen.
    Es war das Chaos!
    Die Männer schrien durcheinander, als würde sie der Eisbär zerfleischen. Jeder glaubte, von dem Tier angefallen zu werden. Sie kämpften darum, wieder freizukommen.
    Jane hatte Glück. Sie hatte dicht am Zeltrand gekauert. Die Zeltplane glitt über ihren Körper. Sie lag im Freien.
    Sofort richtete sie sich auf und starrte auf die zuckende Masse von Menschen, die sich unter dem zusammengestürzten Zelt bewegte.
    Sie hielt noch immer das Gewehr in der Hand, bereit auf den Eisbären zu schießen. Doch vorläufig sah sie das Tier gar nicht.
    »Keine Bewegung«, sagte in ihrem Rücken eine scharfe Stimme. Es war Angel Pollock. Er drückte ihr sein Gewehr zwischen die Rippen. Offenbar war es auch ihm rasch gelungen, sich zu befreien. »Ich könnte Sie bannen, aber das will ich jetzt nicht. Nicht der Eisbär soll sie töten, sondern ich werde das besorgen. Also, lassen Sie das Gewehr fallen!«
    Jane hatte keine andere Wahl. Sie öffnete die Hände. Das Gewehr fiel in den Schnee. Pollock zog es hastig zur Seite.
    In diesem Augenblick tauchte der Bär aus dem Zelt auf. Pollock riß das Gewehr hoch und feuerte noch zweimal.
    Das Tier zeigte keine Wirkung, drehte sich jedoch um und lief auf allen vieren davon.
    Das Nordlicht war jetzt so stark, daß Jane jede Einzelheit erkannte.
    Nach einer Viertelmeile richtete sich der Eisbär auf und lief direkt auf einen brodelnden Sumpf zu. Bereits nach wenigen Schritten fiel der dichte Pelz von ihm ab.
    Die Männer, die aus dem Zelt gekrochen waren, schrien auf. Auch Angel starrte fassungslos auf die Erscheinung.
    Der Bär hatte sich in einen weißhaarigen Mann verwandelt, um dessen hageren Körper zerlumpte Kleider schlotterten. Er rannte in den kochenden Morast hinein und war im nächsten Moment verschwunden.
    Jane

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