0072 - Die Gesandten von Aurigel
getan." Chellish nickte zufrieden. „Wahrscheinlich haben sie ihn jetzt schon entziffert. Der Kode ist nämlich einfach. Und ich hoffe, sie brauchen sich nicht allzu lange den Kopf darüber zu zerbrechen, was mit der leichten Ernte gemeint ist." Mullon schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht. Soweit ich bis jetzt herausgefunden habe, ist ihre Mentalität von der unseren nicht sehr verschieden. Sie denken in den gleichen Bahnen wie wir. Wir brauchen uns nur immer vorzustellen was wir in einer bestimmten Situation tun würden, dann wissen wir zumeist auch, wie die Peepsies sich in der gleichen Lage verhalten."
„Dann können wir gleich einmal anfangen", meldete sich Milligan zu Wort. „Was werden sie jetzt tun, nachdem sie Unterlagen über Aurigel in der Hand und den Funkspruch abgefangen haben?"
Mullon dachte nach. Nach einer Weile antwortete er.
„Sie wissen jetzt, daß unsere Technik der ihren um etwa ein halbes Jahrtausend voraus ist. Sie sind eine selbstbewußte kriegerische Art ... und vor allen Dingen in der Notlage, daß ihre Welt zu klein für die drei Milliarden Bewohner ist. Ich meine, sie werden versuchen, an die vermeintlichen Geheimnisse unserer Technik heranzukommen."
„Wie?" wollte Chellish wissen. „Indem sie unser Schiff untersuchen, zum Beispiel."
„Das können sie nicht wagen", behauptete O'Bannon.
„Natürlich müssen sie sich etwas einfallen lassen", fuhr Mullon unbeeindruckt fort. „Etwas, was uns für ein paar Tage aus der Nähe des Schiffes entfernt." Chellish stand auf. „Sie haben völlig recht. Mullon. Das werden sie tun. Sie werden vorsichtig zu Werk gehen, denn sie können uns nicht einfach umbringen, weil sie dadurch einen Angriff unserer Flotte heraufbeschwören. Aber sie können einen Unfall inszenieren, der so echt aussieht, daß niemand sie dafür verantwortlich machen kann."
„Und was tun wir dagegen?" fragte O'Bannon verwundert. Chellish zuckte mit den Schultern. „Das ergibt die Situation. Vorläufig ist es noch nicht soweit. Milligan, haben Sie den Text fertig?"
„Jawohl, schon seit einiger Zeit."
„Wie heißt er?"
Milligan spitzte den Mund und brachte in hohen, flötenden Tönen hervor: „Eejniiheeliiweeü..."
„Unsinn! Auf eng... ich meine französisch!"
„Vorsicht! Die Fremden planen die Unterwerfung von Heeninniy!"
„Ist das gute Sprache? So, daß niemand merkt, daß wir den Text aufgesetzt haben?"
„Na, hören Sie mal", protestierte Milligan beleidigt. „Seit sechs Tagen gebe ich mir Mühe, diese Pieps-Sprache zu lernen, und Sie glauben, ich könnte einen so einfachen Satz nicht zuwege bringen?"
„Das ist keine Beleidigung, Milligan", wehrte Chellish ab. „In sechs Tagen kann man von einer völlig fremden Sprache nicht allzuviel lernen. Also, sind Sie sicher?"
„Natürlich", antwortete Milligan. „Ich hab den Text nämlich abgeschrieben."
„Abgeschrieben? Wo?"
„In der Stadt gibt es Plakate", antwortete Milligan, „auf denen steht: Vorsicht! Die Freischärler planen die Versklavung von Heeninniy! Ich brauchte nur die Freischärler und die Versklavung durch die Fremden und die Unterwerfung zu ersetzen. Dabei ist weiter keine Schwierigkeit."
Chellish war aufmerksam geworden. „Worauf bezieht sich das Plakat?"
„Ich hatte vor, mit Ihnen darüber noch zu reden", antwortete Milligan. „Es scheint auf Peep eine kräftige Opposition gegen das herrschende System zu geben. Die Leute nennen sich Freischärler und wollen wohl so etwas Ähnliches wie eine demokratische Ordnung einführen. Wenigstens erklärte es mein Begleiter so. Natürlich ist die Opposition ungesetzlich, wie jede Opposition auf dieser schönen Welt, und sie macht Iiy-Jüür-Eelie zu schaffen. Deswegen treibt er Propaganda, wie man sieht."
Chellish nickte.
„Das kann uns vielleicht noch nützlich werden", sagte er leise, mehr zu sich selbst als zu den ändern.
Dann sah er auf.
„Los! Macht die Plakate fertig! Wir haben keine Zeit zu verlieren."
„Iiy-Jüür-Eelie hatte nicht gewagt, die Bewegungsfreiheit der Fremden einzuschränken, obwohl er das am liebsten getan hätte. Er hatte ihnen einen weiten Trakt über mehrere Stockwerke in einem der Palasttürme zur Verfügung gestellt und jedem die für vornehme Gäste vorgeschriebene Anzahl von Bediensteten zugewiesen. Außerdem stand den Fremden der Fahrzeugpark seiner Exzellenz zur freien Verfügung. Die Chauffeure waren angehalten, die Fremden nach Wunsch in der Führung der Wagen zu unterrichten und sie mit
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