0072 - Die Gesandten von Aurigel
es sich mit schmatzendem Geräusch schloß, flammte in der Schleuse das Licht auf.
Fij-Gül erschrak entsetzlich, denn, daß auch die Beleuchtung automatisch arbeitete, hatte ihm niemand gesagt. Vermutlich deswegen, weil es niemand wußte. Fij-Gül wartete noch eine Weile und horchte. Erst als ein paar Minuten vergangen waren, ohne, daß sich etwas rührte, war er sicher, daß keine Gefahr drohte.
Er öffnete das Innenschott und war nicht weiter erstaunt, den daran anschließenden Gang ebenfalls hell erleuchtet zu finden. In der Mitte des Ganges war ein Laufband eingelassen, das sich jedoch nicht in Bewegung befand. Fij-Gül winkte seine Soldaten hinter sich her und drang vorsichtig in den Gang ein.
Mit der Zeit wurde er mutiger. An Gangkreuzungen pflegte er anzuhalten und zu lauschen. Daß er niemals ein Geräusch hörte, beruhigte ihn. Wahrscheinlich war es wirklich so, wie die Fremden gesagt hatten: Das Schiff war leer.
Fij-Gül hielt es für sehr wahrscheinlich, daß Informationen, wenn es überhaupt welche gab, im Zentralraum des Schiffes zu finden seien - also dort, von wo aus das Schiff gesteuert wurde. Mit einem ausgeprägten Sinn für Symmetrie vermutete Fij-Gül weiterhin, daß der Zentralraum in der Mitte des Schiffes liege, und darin täuschte er sich nicht. Nach etwa halbstündiger Suche, während der ihm, und noch viel mehr seinen Begleitern, unter dem ungewohnt hohen Luftdruck im Schiffsinnern der Schädel zu dröhnen begann, gelangte er in einen kreisrunden für seine Begriffe äußerst niedrigen Raum, der an den Wänden so viele Schalttafeln, Schaltpulte, Bildschirme, Anzeigegeräte, Lautsprecher und sonstige Dinge trug, daß seine Funktion nicht zu verkennen war.
Fij-Gül hatte allerdings keine genaue Ahnung, wonach er nun suchen solle. Er entdeckte einige schrankähnliche Behälter öffnete sie und stellte fest, daß sie mit Mappen gefüllt waren. In den Mappen wiederum befanden sich Schriftstücke - Papiere, mit den eigenartigen Schriftzeichen der Fremden gefüllt.
Fij-Gül kannte diese Schrift nicht; er hatte keine Möglichkeit zu entscheiden, was wichtig und was unwichtig war. Daher hielt er es für das Beste, alles zu fotografieren, was ihm unter die Hände kam, und er machte sich sofort an die Arbeit. Seine Helfer untersuchten inzwischen die anderen Schränke und fanden sie bis auf eine Ausnahme leer, was Fij-Gül sehr erleichterte; denn je schneller er aus dem verdammten Schiff wieder hinauskam, um so besser.
Er hatte die Mappen auf einem der Tische ausgebreitet und fotografierte mit einer kleinen Kamera, die er an einer Metallkuppe über den Finger streifen konnte, ein Blatt nach dem ändern.
*
Sheldrake erschrak tatsächlich, als das Licht aufleuchtete. Er sah sechs Peepsies den Kommandoraum betreten und hoffte, daß sie das kleine Aufnahmegerät nicht entdecken würden, das dicht über dem Eingangsschott hing und mit einer ausgezeichneten Weitwinkeloptik den gesamten Raum bis in die letzte Ecke erfaßte.
Er hörte einen der Peepsies - einen Mann, der ein wenig größer war als die ändern - quietschende Laute ausstoßen und sah ihn hier- und dorthin deuten. Er wußte, daß ein Registriergerät nun dabei war, die Unterhaltung aufzuzeichnen und, daß es später möglich sein würde, sie mit Hilfe der von den Peepsies auf Gray Beast erbeuteten Transmitter in verständliches Englisch zu übertragen. Er bedauerte, daß er kein solches Gerät bei sich hatte; denn es interessierte ihn über alle Maßen, wonach die Peepsies im Besonderen suchten.
Er beobachtete, wie der Größte, anscheinend der Anführer der Gruppe, Mappe auf Mappe aus dem Aktenschrank nahm, auf dem Tisch ausbreitete und mit einer Mikrokamera zu fotografieren begann. Er wußte, daß diese Mappen von Chellish eben in der Absicht in den Schrank getan worden waren, die Peepsies irrezuführen, und war mit seiner Beobachtung sehr zufrieden. Wenn es den Peepsies gelang, alle Schriftstücke zu übersetzen, dann würden sie wissen, wie sehr sie sich vor den Leuten auf Aurigel in acht zu nehmen hatten.
Nach etwa vierzig Minuten war alles aufgenommen, was es aufzunehmen gab .Der Peepsie-Offizier - wenn es einer war - sah sich um, und Sheldrake hatte den Eindruck, er sei froh, daß er nichts mehr fand.
Mit einer hastigen, nervösen Handbewegung winkte er seine Leute hinaus, ging als letzter und schloß das Schott hinter sich. Der Bildschirm wurde dunkel, als das Licht im Kommandoraum erlosch.
Fünf Minuten später
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