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0072 - Die Ruine des Hexers

0072 - Die Ruine des Hexers

Titel: 0072 - Die Ruine des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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frühere Lage zurück. Die niedergebrochenen, verkohlten Balken und Dachsparren, die um Claireaux herum gewirbelt und getanzt waren, flogen in den hinteren Teil der Ruine und fielen zu einem wirren Stapel zusammen.
    Die brandgeschwärzten Mauern um den blutbesudelten, erschlagenen Bäcker verblaßten, wurden durchsichtig. Wie Rauch und Nebel löste sich die ganze Satanskapelle auf.
    Martin Claireaux lag tot und gräßlich zugerichtet in seiner Backstube. Vor den Augen seiner entsetzten und fassungslosen Familie, des Gesellen, des Lehrlings und der Nachbarn.
    ***
    Zamorra erhielt die Nachricht am Montagmorgen beim Frühstück auf dem Schloß Gascoyne. Am Sonntag hatte die Trauerfeier für den Baron Armand de Gascoyne in der Kathedrale von Angers stattgefunden, an der Zamorra und Nicole teilnahmen.
    In schwarzer Kleidung, die sie sich in Angers besorgt hatten. Am Montagnachmittag sollte die Beisetzung in die Familiengruft sein.
    Zamorra hatte über Romain Rolland und die schwarze Kapelle nichts mehr herausfinden können, so sehr er sich auch bemühte.
    Er mußte warten, bis zum nächsten Erscheinen der Satansruine, bis zur nächsten Hiobsbotschaft.
    Im Frühstücksraum erhielt er sie. Zwei Dutzend Leute saßen an der Tafel, Trauergäste der de Gascoynes. Paul de Gascoyne zog es vor, den Professor und seine Begleiterin zu ignorieren.
    Ein Diener trat diskret an den Professor heran und flüsterte ihm die Nachricht zu. Zamorra hörte auf, sich für sein Frühstücksei zu interessieren.
    Er blickte auf.
    »Wann ist das geschehen?« fragte er.
    »Sehr früh am Morgen schon. Gegen viertel nach vier, halbfünf.«
    »Warum erfahre ich erst jetzt davon? Es ist fast acht Uhr morgens.«
    »Ein Kommissar Faber hat hier angerufen. Er sagte, Sie sollten im Lauf des Vormittags bei ihm vorsprechen. Wir hatten schon früher von dieser neuen Mordtat gehört. Baron Paul ordnete an, daß man es Ihnen erst beim Frühstück mitteilen solle.«
    Nicole hatte mitbekommen, worum es ging, und nicht nur sie. Ein Mann mit seidener Hausjacke und einem Monokel, der Zamorra gegenübersaß, hob ruckartig den Kopf.
    »Ein neuer Mord? Etwa das gleiche wie beim Baron Armand und dieser Weinbäuerin?«
    Der Diener zog sich zurück. Paul de Gascoyne stand auf, hob die Hand. Das Gemurmel am Tisch verstummte, als er seine Stellungnahme abgab. Paul de Gascoyne trug schwarze Trauerkleidung. Er vermied es, in Zamorras Richtung zu sehen.
    »Es ist wahr«, sagte er, »der Höllenspuk hat wieder ein Opfer gefunden. Der Bäcker Martin Claireaux kam ums Leben. Ich habe heute früh telefonisch mit Kommissar Faber gesprochen, der die Ermittlungen leitet. Es kann keinen Zweifel mehr daran geben, daß übernatürliche Kräfte im Spiel sind.«
    Diesmal war das Gemurmel lauter. Ein paar Zwischenrufe ertönten, und eine ältere Frau lachte laut.
    »Übernatürliche Kräfte!« überschrie Paul de Gascoyne den Lärm.
    »Es geht nicht mit rechten Dingen zu, und die Polizei ist machtlos, auch wenn das offiziell nicht zugegeben wird. Aber so sind die Tatsachen. Unsere einzige Hoffnung ist Professor Zamorra, der bekannte Parapsychologe, dem ich Unrecht getan habe und bei dem ich mich hiermit entschuldige.«
    Zamorra war überrascht. Soviel Einsicht und Selbstüberwindung hätte er von dem jungen Mann, der sich immer so arrogant und hochfahrend gegeben hatte, nicht erwartet. Alle redeten nun durcheinander.
    Krasse Zweifler behaupteten immer noch, alles habe eine natürliche Erklärung und Paul de Gascoynes Worte seien barer Unsinn.
    Andere meinten, sie hätten schon immer an übernatürliche Dinge geglaubt, und wer das nicht akzeptieren wolle, der sei ein hoffnungsloser Fall.
    Zamorra winkte den jungen Baron zu sich her. Paul kam, sichtlich verlegen.
    »Sie brauchen sich bei mir nicht zu entschuldigen«, sagte der Professor. »Können Sie mir nebenan ein paar Einzelheiten sagen? Ich muß mit dem Kommissar sprechen, und dann muß ich heute noch an den Tatort. Ich bin schon ein gutes Stück weitergekommen und kann den Spuk vielleicht bald beenden. Aber es ist eine sehr riskante Sache.«
    »Wir gehen nach nebenan in eins der Besprechungszimmer«, schlug Paul de Gascoyne vor.
    Zamorra nickte und trank seinen Kaffee aus. Er wischte sich mit der Serviette den Mund ab und verließ den Frühstücksraum, in dem erregt debattiert wurde. Nicole folgte dem Professor und dem jungen Baron in den kleinen Salon mit der Seidentapete, die Tierszenen im Wald darstellte.
    In dem gediegen

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