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0072 - Ich war kein Fraß für Tiger

0072 - Ich war kein Fraß für Tiger

Titel: 0072 - Ich war kein Fraß für Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich war kein Fraß für Tiger
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erkundigte sich sein Bruder, ob Mr. Stewart Hail keine Nachricht zurückgelassen habe. Ich musste es verneinen. Mr. Bill Hail schien das eigenartig zu finden, sagte aber nichts weiter. Am Freitag früh war dann auch Mr. Bill Hail zerstreut und gereizt und erschien nachmittags ebenfalls nicht mehr im Office.«
    »Und seither haben Sie auch nichts wieder von ihnen gehört?«
    »No. Nicht einmal Mrs. Hail, die Frau von Mr. Stewart Hail, scheint informiert zu sein, denn sie rief schon ein paarmal hier an. Aber das ist nicht das erste Mal, dass ihr Mann verreist, ohne ihr etwas davon zu sagen«, erklärte sie spitz.
    »Sagen Sie mal, wodurch erklären Sie den Umstand, dass hier gearbeitet wird?«, schaltete sich Phil ein. »Wir haben Samstag und es ist bereits sechs Uhr abends, und trotzdem ist das Geschäft noch geöffnet und sogar Sie sind noch anwesend?«
    Die Sekretärin griff wortlos zum Telefonbuch. Sie schlug es auf und legte es vor uns hin. Eine halbe Seite des Buches wurde von einem großen Inserat in Anspruch genommen, das folgenden Text hatte:
    Vergessen Sie den Hochzeitstag?
    - den Geburtstag Ihrer Frau?
    - den Tag, an dem Sie sich kennenlernten?
    Sie sollten ihn nicht vergessen, denn Frauen verlangen gerade an solchen Tagen besondere Aufmerksamkeit und Zärtlichkeit. Und wenn es Ihnen erst noch in letzter Minute einfällt - wir schaffen Rat! Rufen Sie MANhattan 32 45 11! Nennen Sie uns nur Ihre Wünsche und den Preis, den Sie anzulegen bereit sind. Wir bringen Ihnen sofort die schönsten Schmuck- und Goldwaren in der von Ihnen genannten Preishöhe ins Haus. Selbst den von Ihnen vergessenen Blumenstrauß bringen wir mit. Sie brauchen nicht einmal sofort zu bezahlen. Wir regeln alles in der von Ihnen gewünschten Weise. Täglich von 8.00 bis 22.00 Uhr geöffnet, auch sonn- und feiertags! Wir freuen uns über Ihren Besuch oder über Ihren Anruf -Ihre Gebrüder Hail, 435. Park Avenue.
    Ich reichte Phil das Telefonbuch.
    »Eine neue und geschäftstüchtige Masche«, meinte er, nachdem er das Inserat gelesen hatte.
    Die Sekretärin rückte ihre Brille zurecht.
    »Darf ich mir auch eine Frage erlauben?«
    »Bitte«, sagte ich.
    »Liegt etwas gegen die Gebrüder Hail vor?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Nicht dass ich wüsste. Aber selbst wenn es der Fall wäre, hätte es jetzt keine Bedeutung mehr. Beide Brüder sind nämlich tot.«
    Wir beobachteten genau ihre Reaktion. Aber es war kein Zweifel möglich, sie hatte noch nichts davon gewusst. Ihr fassungsloses Erstaunen war echt, und es wandelte sich ziemlich schnell in ein ebenso fassungsloses Erschrecken.
    »Tot?«, hauchte sie kreidebleich.
    »Ja. Und wahrscheinlich ermordet. Wer könnte es getan haben?«
    Ich überfiel sie absichtlich so unvorbereitet mit der Tatsache und mit meiner Frage. Erfahrungsgemäß kann man einem Menschen noch am ehesten eine Antwort entlocken, wenn er nicht gefasst genug ist, erst lange über etwas nachzudenken.
    »Mrs. Marry Hail war es«, kam sofort ihre tonlose Antwort. »Die Frau von Mr. Stewart. Ganz bestimmt. Sie war es.«
    »Und warum?«, fragten Phil und ich gleichzeitig wie aus der Pistole geschossen.
    »Sie wusste, dass ihr Mann sie betrog. Und auch noch mit der Frau seines Bruders, mit Mrs. Doll Hail, die unter dem Namen Doll Burns bekannte Broadwayschauspielerin vom Eve Lion Theater.«
    ***
    Da hatten wir die außerordentlich verheißungsvoll aussehende Spur. Wenn es der einen Mrs. Hail bekannt war, dass ihr Mann sie mit der Frau seines Bruders, also mit der zweiten Mrs. Hail, betrog, dann war eine Tatverdächtige Nummer eins mitsamt einem handfesten Motiv vorhanden. Es wäre schließlich nicht das erste Mal gewesen, dass eine Frau, die sich in ihrer Liebe verschmäht sieht, den Mann umgebracht hatte.
    Wir suchten die Frau auf. Sie wohnte im vierten Stock, während die Familie ihres Schwagers, wie wir erfuhren, im fünften Stock wohnte. Erste bis dritte Etage wurden völlig von den Geschäftsräumen in Anspruch genommen.
    Obgleich wir mit all uns zur Verfügung stehenden Tricks vorgingen, wurden wir uns keineswegs darüber schlüssig, ob sie nun tatsächlich als Schuldige infrage käme oder nicht. Wir konnten ihr nichts beweisen, und sie konnte uns kein stichfestes Alibi für die beiden Mordzeiten nachweisen.
    Sie waren natürlich entsetzt, als wir ihr die Mitteilung vom Tod ihres Mannes machten. Aber dieses Entsetzen konnte gespielt sein. Wir wagten nicht, das so ohne Weiteres zu entscheiden. Frauen sind häufig vorzügliche

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