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0073 - Die drei Deserteure

Titel: 0073 - Die drei Deserteure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gekommen war. Er drehte sich um, und Chellish erhaschte einen kurzen Blick auf seinen Begleiter. Es war Suttney. Chellish wußte, daß Suttney zu den Leuten gehörte, die vor Monaten unter einem Anführer namens Hollander Unfrieden unter den Siedlern zu stiften versucht hatten. Hollander war zum Tode verurteilt worden. Die Mitglieder seiner Bande hatten sich, ihres Führers beraubt, der Siedlergemeinschaft wieder eingegliedert.
    Suttneys Anwesenheit gab der Sache einen neuen Aspekt. Chellish wußte, daß er von einem ehemaligen Anhänger Hollanders nichts Gutes zu erwarten hatte; denn er war an der Jagd nach Hollander und seinen Anhängern selbst maßgeblich beteiligt gewesen.
    Roane hatte seine Pistole längst wieder in der Hand. Als er sah, daß Chellish die Augen offen hatte, trat er zwei Schritte zurück und hielt den Lauf auf Chellishs Brust gerichtet.
    „Das werde ich Ihnen heimzahlen!" zischte er seinen Gefangenen an. „Aber nicht jetzt. Wir haben noch eine Menge Zeit."
    Chellish richtete sich auf und stützte sich dabei auf seine Ellbogen.
    „Haben Sie nicht vor ein paar Tagen einen Eid geleistet?" fragte er und wunderte sich darüber, daß sein dröhnender Schädel das Donnern seiner Stimme überhaupt aushielt. „Sie stehen also unter Kriegsrecht. Wenn man Sie erwischt, werden Sie wahrscheinlich erschossen."
    Oliver Roane war nicht der Mann, der schnell dachte und zu jedem Augenblick eine passende Entgegnung bereithielt. Oliver Roane war ein Kraftmensch, und als Chellish Suttney erkannte, hatte er sich schon gewundert, warum es Roane überlassen worden war, mit ihm fertig zu werden. Jetzt trat Suttney zur Seite, so daß Chellish ihn sehen konnte, und sagte: „Wir haben nicht die Absicht, uns erwischen zu lassen. Und dabei werden Sie uns helfen!"
    „Was haben Sie dann vor?" fragte Chellish verwundert.
    „Ich glaube nicht, daß wir Ihnen das auf die Nase binden müssen", antwortete Suttney kalt. „Für Sie ist die Hauptsache, Sie tun, was man Ihnen sagt. Alles andere bringt Ihnen Unannehmlichkeiten."
    Er musterte Chellish eine Weile, als wolle er die Wirkung seiner Worte abwarten. Dann machte er eine herrische Handbewegung.
    „Stehen Sie auf und kommen Sie mit!" Chellish sah nicht ein, warum er das nicht hätte tun sollen. Er stand auf und verfluchte seinen Kopfschmerz. Suttney hatte inzwischen das Schott geöffnet und war auf den Gang hinausgetreten. Chellish folgte ihm, und ihm wiederum folgte Roane mit angeschlagener Pistole.
    Suttney ging zum Kommandoraum. Chellish sah auf den ersten Blick, daß die Hauptaggregate der Gazelle ohne Ausnahme eingeschaltet waren. Es dämmerte ihm, was Roane und Suttney von ihm erwarteten, aber er konnte sich auch jetzt noch keinen Reim darauf machen, welches Ziel sie verfolgten.
    Suttney blieb neben dem Sessel des Piloten stehen.
    „Sie werden inzwischen erraten haben, was wir von Ihnen verlangen", erklärte er, als könne er Chellishs Gedanken lesen. „Sie sollen dieses Boot von Gray Beast in den freien Raum bringen. Das ist zunächst alles."
    „Was Sie nicht sagen!" spottete Chellish. „Ist das alles?" Suttney nickte ernst. „Vorerst, wie gesagt."
    „Ich denke nicht daran!" sagte Chellish zornig.
    Im selben Augenblick bekam er von hinten einen Schlag. Er traf die empfindlichste Stelle seines Körpers, den Hinterkopf, in dem es ohnehin schon dröhnte und summte. Ein paar Sekunden lang war ihm schwarz vor Augen, und als er wieder zu sich kam, lag er neben dem Pilotensessel auf dem Boden.
    Roane feixte.
    „Sie können noch mehr davon haben", sagte er.
    Chellish unterdrückte den Impuls, aufzuspringen und sich auf Roane zu stürzen. Es hatte keinen Sinn, auf eine entsicherte Strahlpistole zuzulaufen.
    „Also...?" machte Suttney.
    „Sie sind übergeschnappt", schrie Chellish. „Wissen Sie nicht, was passieren würde, wenn ich jetzt startete? Innerhalb von zwei oder drei Minuten hätten wir die ganze Gray-Beast-Flotte auf dem Hals. Oder hatten Sie etwa vor, ordnungsgemäß um Starterlaubnis zu bitten?"
    Er stand auf und sah, wie Suttneys Miene sich verhärtete.
    „Das ist keine Sache, über die man Witze machen kann", sagte er leise und drohend. „Sie wissen genau, welche Möglichkeiten diesem Fahrzeug zur Verfügung stehen. Sie können einen Blitzstart machen und nach spätestens einer Minute zur Transition ansetzen. Versuchen Sie nicht, mir Märchen zu erzählen. Ich weiß, was die Gazelle kann."
    Schön, dachte Chellish grimmig. Du weißt, was sie kann,

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