0073 - Die drei Deserteure
Schmerz zu vergessen, der in der Hüfte tobte, und hielt sich die Uhr am linken Handgelenk so dicht vor die Augen, daß er die Leuchtziffern erkennen konnte.
Er wußte, daß es acht Uhr vierzig irdischer Zeit gewesen war, als Lauer auf ihn schoß. Jetzt war es neun Uhr fünfzehn. Er hatte länger als eine halbe Stunde bewußtlos gelegen. Es war höchste Zeit, das Boot zu verlassen.
Das Schott stand offen: Nachdem Lauer die Hauptschalttafel demoliert hatte, war keine Energie mehr da gewesen, um es zu schließen. Chellish fiel ein, daß auch die beiden Schleusentore offenstehen müßten. Was er atmete, war also die Luft von Tantalus. Seltsam: Er hatte keinen Unterschied bemerkt, und sonderlich heiß schien es auch nicht zu sein.
Kein Wunder, dachte er im nächsten Augenblick. Tantalus muß extremes Kontinentalklima besitzen. In den Nächten wird es erbärmlich kalt, um so heißer ist es am Tag.
Er stolperte durch den Gang und blieb vor dem Schrank stehen, in dem die Raum-Schutzanzüge aufbewahrt wurden. Der Schrank war leer. Die Anzüge lagen ein paar Meter weiter vorn auf dem Boden, und als Chellish sie betastete, stellte er fest, daß keiner von ihnen mehr intakt war. Jeder hatte ein Loch, das so groß war, daß er bequem seinen Kopf hindurchstecken konnte. Sie hatten ihm keine Chance gelassen.
Würgender Zorn packte ihn, als er durch den Gang weiter zur Schleuse hin taumelte.
Das äußere Schleusenschott lag nur einen Meter hoch über dem Boden. Chellish sprang hinaus und stürzte. Das rechte Bein konnte den Aufprall nicht abfangen. Er fiel mit dem Gesicht in den Sand. Er drehte sich zur Seite und legte das Körpergewicht auf das linke Bein, als er aufstand. So ging es. Der Sand war warm. Er hatte die Sonnenhitze noch nicht wieder abstrahlen können. Ein paar Stunden lang würde er die Rolle eines Wärmespeichers spielen, aber es bestand kein Zweifel, daß es gegen Morgen sehr kalt werden würde.
Chellish sah sich um. Der Himmel verbreitete einen milchigen Schein, der es den Augen erlaubte, sich zurechtzufinden.
Er sah an sich hinunter. Die rechte Hüfte war ein hartes, brüchiges Konglomerat von geschmolzener Plastikmasse, versengtem Stoff und verbranntem Fleisch. Ronson Lauers Schuß schien ihn nur gestreift zu haben. Der Schmerz war furchtbar, aber man konnte ihn ertragen.
Chellish suchte den Boden ab und fand Suttneys und seiner Genossen Spuren nach kurzer Zeit. So etwas wie Freude kam in ihm auf, als er sah, daß sie sich schluchteinwärts gewandt hatten und sich zwischen den Bergen verstecken wollten, wo es Schatten gab.
Chellish folgte der Spur. Dabei belastete er das rechte Bein so wenig wie möglich. Er zog es hinter sich her und merkte schon nach ein paar Minuten, daß das linke Bein diese einseitige Gehweise nicht gewohnt war. Es begann zu schmerzen. Auf diese Weise würde er nicht allzuschnell vorwärtskommen. Jedenfalls nicht so schnell wie Suttney, Lauer und Roane.
Aber seine Wut hatte mittlerweile ein Stadium erreicht, in dem sie vernünftigen Erwägungen nicht mehr zugänglich war. Er mußte die drei einholen - ganz gleichgültig, wie lange es dauerte.
*
Um acht Uhr fünfundfünfzig Bordzeit wurde von der Orterstation des Schlachtschiffs BARBAROSSA festgestellt, daß sich von einem der in der Nähe stehenden arkonidischen Schiffe ein winziges Beiboot löste, die von Perry Rhodan gezogene Grenze überschritt und sich dem Planeten näherte - in der eindeutigen Absicht, die Oberfläche abzusuchen oder gar dort zu landen. General Deringhouse, unter dessen Befehl die BARBAROSSA stand, zögerte nicht eine Sekunde, das zu tun, was den Arkoniden angedroht worden war für den Fall, daß sie Perry Rhodans Warnung in den Wind schlugen.
Als der erste Schuß fiel, war das Beiboot etwa siebzigtausend Kilometer von der BARBAROSSA entfernt.
Die Geschützpforten der BARBAROSSA fielen, und ein Bündel von Energiestrahlen faßte nach dem kleinen Boot.
Nach zehn Sekunden war das Boot gefaßt. Es verschwand in einer grellen, lautlosen Explosion. Die Geschütztürme der BARBAROSSA schwiegen wieder. Aber an den Hyperfunkempfängern saßen die Männer und versuchten, etwas über die Reaktion der Arkoniden zu erfahren. Nichts geschah.
Eine halbe Stunde nach dem Abschuß des Beibootes, als nicht mehr zu erwarten stand, daß die Arkoniden noch etwas unternehmen wollten, startete Perry Rhodan selbst mit einer voll bemannten Gazelle vom Flaggschiff DRUSUS. General Deringhouse übernahm das Kommando über
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