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0073 - Gegen eine ganze Stadt

0073 - Gegen eine ganze Stadt

Titel: 0073 - Gegen eine ganze Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gegen eine ganze Stadt
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lassen Sie mich mal nachde…« Er unterbrach sich selbst, sah uns groß an und murmelte: »Donnerwetter! Dass uns das nicht aufgefallen ist!«
    »Was?«
    »Jedes Mal, wenn von Feuer die Rede und ein Neger in der Nähe war, lief sie zu ihm hin und klammerte sich fest an ihn, als ob sie bei ihm Schutz suchte.«
    Ich nickte.
    »Das bestätigt meine Vermutung. Sheriff, mir tut dieses Mädchen heute noch leid. Sie hatte die Erfahrung ihrer ganzen Rasse schon in ihrer Kindheit. Jahrhundertelang von den Weißen ausgenutzt, ausgebeutet, gefoltert, versklavt und zu Tode gepeitscht - da sollen sie nicht misstrauisch werden. Ich will Ihnen sagen, Sheriff, warum das Mädchen jedes Mal zu einem Neger lief, wenn von Feuer die Rede war: Bei einem Rassenexzess wird man das Haus oder die Hütte ihrer Eltern in Brand gesteckt haben. Weiße werden diese Heldentat vollbracht haben. Das Kind hat vielleicht die Eltern grauenvoll verbrennen sehen, konnte sich möglicherweise durch einen günstigen Zufall retten, hat aber für alle Zeit die Furcht im Herzen, dass Weiße und Feuer zusammengehören. Wenn Weiße ihr von Feuer sprachen, fühlte sie sich augenblicklich wieder in Gefahr und suchte Schutz bei ihren Artgenossen, bei den Schwarzen. Schieben Sie mir mal Ihr Telefon herüber, Sheriff. Danke.«
    Ich nahm den Hörer ab und kurbelte. Als sich das Amt meldete, sagte ich: »Hier ist das Office des Sheriffs von Little Hill. Geben Sie mir eine Verbindung nach Washington, United States Department of Justice, Federal Bureau of Investigation, Zentrale. Ja, ich warte.«
    In vierzehn Sekunden hatte ich meine Verbindung.
    »Hier ist Special Agent Jerry Cotton«, sagte ich. »Die Nummer meiner Legitimation ist N. Y. 12 A 47/31265. Prüfen Sie bitte meine Angabe.«
    Das ist eine alte Routinesache. Wenn jemand unsere Zentrale anruft, kann schließlich jeder sagen, er wäre der und der G-man.
    Die Nummer des Dienstausweises kann aber ein Fremder nicht kennen, denn sie befindet sich unter dem aufgeklebten Passbild, und man muss sie auswendig lernen, wenn man den Ausweis bekommt. Es dauerte ungefähr zwei Minuten, dann sagte die Telefonistin aus der FBI-Zentrale: »Okay, Agent Cotton, sprechen Sie.«
    »Ich bitte um Nachforschungen im Archiv, wo vor neun Jahren, etwa Ende Juli, Anfang August, im Zuge von Ausschreitungen gegen die Neger Häuser oder Hütten in Brand gesteckt worden sind, bei dem ein damals sechsjähriges Mädchen umgekommen sein soll, das wahrscheinlich am 22. September Geburtstag hat. Wenn man etwas ermitteln kann, soll man telefonisch Bescheid geben an das Office des Sheriffs von Little Hill, Arkansas.«
    »Ich habe Ihren Auftrag notiert, Agent Cotton. Er wird sofort an das Archiv weitergeleitet werden.«
    »Vielen Dank, Miss.«
    Ich legte den Hörer auf.
    »Auf diesen Gedanken hätte ich auch schon neun Jahre früher kommen können«, seufzte Holder. »Aber ich bin nur ein kleiner Sheriff. Und ich bin es nicht gewöhnt, dass ich eine riesige Maschinerie für mich einspannen kann.«
    »Machen Sie sich deshalb keine Gedanken«, tröstete Phil. »Es ist noch sehr fraglich, ob im Archiv des FBI etwas vorhanden ist, was Rückschlüsse auf die Identität der kleinen Wanda zuließe.«
    Ich schaltete mich wieder ein: »Kommen wir zurück auf den Mord. Wanda kann kaum Feinde gehabt haben. Nach allem, was wir über sie gehört haben, scheint eine Rachetat ebenso ausgeschlossen zu sein, wie etwa ein Raubmord. Da ein Sexualverbrechen auch nicht vorliegt, in der gestrigen Nacht aber ein Negerehepaar halb totgeschlagen wurde, liegt der Gedanke nahe, dass es sich um Ausschreitungen aufgeputschter Kreise gegen die farbige Bevölkerung dieser Stadt handeln könnte. Sollte es so sein, müssen wir Schutzmaßnahmen für die restlichen Neger treffen. Wie viel farbige Mitbürger leben in Little Hill?«
    Holder zuckte die Achseln.
    »Genau kann ich es Ihnen nicht sagen, denn ich habe sie nicht gezählt. Aber es mögen insgesamt vielleicht dreißig Familien sein und ein paar Junggesellen. Also etwa einhundertundfünfzig Personen.«
    »Wir müssen für den Schutz dieser Leute Sorge tragen. Wie viel Polizisten hat Little Hill?«
    »Genau zweiundsechzig!«
    »Wie viel davon werden wirklich im Außendienst eingesetzt?«
    »Wahrscheinlich ein Drittel bis eine Hälfte.«
    »Wer ist der Boss dieser Leute?«
    »State Police Lieutenant Brian.«
    »Fahren wir zu ihm! Wir müssen den Schutz dieser Leute mit ihm besprechen.«
    Holder erhob sich. Er machte eine fahrige

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